26.02.2014 - 15:41 Uhr | News | Quelle: Soccerdonna
«Ich sehe keinen Grund zu wechseln»

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Stressige Woche für Linda Dallmann: Am Sonntag spielte die 19-jährige Offensivspielerin der SGS Essen mit ihrem Verein gegen Bayer Leverkusen, heute Abend steht die vorgezogene Begegnung beim BV Cloppenburg auf dem Programm. Morgen fliegt sie mit der U 20-Nationalmannschaft nach La Manga, wo sich das Team von Trainerin Maren Meinert bei einem Sechs-Nationen-Turnier auf die Weltmeisterschaft in Kanada (5. bis 24. August) vorbereitet. Im Gespräch mit Christoph Mulitze sagt Linda Dallmann, warum die SGS Essen sich in dieser Saison so schwer tut, wer ihre unangenehmste Gegenspielerin ist und warum für sie im Moment kein Vereinswechsel infrage kommt.

Soccerdonna.de: Hallo Frau Dallmann, haben Sie schon die 1:4-Heimschlappe gegen Bayer Leverkusen verdaut?

Linda Dallmann: Ja, seit Montag, da haben wir das Spiel analysiert. Jetzt richten wir unseren Blick und die Konzentration auf das Spiel in Cloppenburg.

Soccerdonna.de: Was hat die Analyse ergeben?

Linda Dallmann: Das Spiel war bis zur Schlussphase offen. Wer das 2:1 erzielt, geht als Gewinner vom Platz. Derart einbrechen mussten wir in den letzten Minuten aber nicht. Wer weiß, wenn wir in Führung gegangen wären, wäre es vielleicht umgekehrt passiert.

Soccerdonna.de: Heute Abend wartet der Tabellennachbar BV Cloppenburg auf euch. Das ist schon ein richtungsweisendes Spiel. Sollte das verloren gehen, hängt Essen tief drin im Abstiegskampf.

Linda Dallmann: Ja, das ist wohl eines der wichtigsten Saisonspiele für uns. Gewinnen wir, können wir uns ins Mittelfeld absetzen. Dann hätten wir sieben Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Verlieren wir, müssen wir in diesem Jahr gegen den Abstieg kämpfen.

Soccerdonna.de: Zumal im Anschluss zwei schwere Spiele folgen: gegen Frankfurt und in München.

Linda Dallmann: Richtig. Deshalb ist das Spiel in Cloppenburg so wichtig. Wenn wir uns dort mit einem Sieg Selbstvertrauen holen, ist vielleicht gegen die Frankfurterinnen auch etwas drin. In der vergangenen Saison haben wir sie zu Hause geschlagen.

Soccerdonna.de: Die Saison läuft bisher nicht so gut wie erwartet für die SGS Essen. Woran liegt das?

Linda Dallmann: Wir sind personell nicht so breit aufgestellt und können die vielen Verletzten, die wir während der gesamten Saison schon haben, nicht kompensieren. Andererseits zeigt die Tabelle, dass die Mannschaften im Mittelfeld sehr eng beieinander liegen. Platz neun und Platz vier trennen zurzeit nur sechs Punkte.

Soccerdonna.de: Es fällt auf, dass ihr in dieser Saison nicht so heimstark seid wie in den beiden vergangenen Jahren.

Linda Dallmann: Das stimmt, wir haben zu Hause einige unnötige Punkte abgegeben, wie etwa am vergangenen Sonntag gegen Leverkusen.

Soccerdonna.de: Bei Ihnen läuft es deutlich besser. In der Scorerliste steht nur Célia Sasic vor Ihnen, und Sie sind eine der Spielerinnen der Hinrunde. Welches Zwischenfazit ziehen Sie für sich persönlich?

Linda Dallmann: Mit der Hinrunde bin ich natürlich zufrieden. Die Saison begann eher mau, aber nach ein paar Spielen lief es gut. Es zahlt sich aus, dass ich neben dem Vereinstraining viel an mir gearbeitet habe.

Soccerdonna.de: Was haben Sie konkret gemacht?

Linda Dallmann: Ich habe viel Zeit in meine Fitness und Athletik investiert. Ich wohne noch bei meinen Eltern, und im Garten haben wir ein Fitnessstudio eingerichtet. Dort schufte ich oft nach dem Training noch zusammen mit meinen Brüdern. Ich bin eine kleine Spielerin. Früher war ich in Zweikämpfen deshalb schnell den Gegenspielerinnen unterlegen, weil ich körperlich nicht dagegenhalten konnte. Da lag ich dann schnell am Boden. Das ist jetzt anders.

Soccerdonna.de: Auf welcher Position fühlen Sie sich am wohlsten?

Linda Dallmann: Auf der Zehn. Ich habe früher auch auf den Flügeln gespielt, aber seit dieser Saison ist das meine Position. Da bin ich für das Team auch am wertvollsten.

Soccerdonna.de: Wissen sie denn, ob Sie schon im Notizbuch der Bundestrainerin stehen?

Linda Dallmann: Nein, das weiß ich nicht.

Soccerdonna.de: Haben Sie denn Kontakt zu Silvia Neid?

Linda Dallmann: Nein.

Soccerdonna.de: Sie sind 19 Jahre alt und haben schon fast 60 Bundesligaspiele bestritten. Ihr Anspruch kann es nicht sein, gegen den Abstieg zu spielen.

Linda Dallmann: Das stimmt, das ist auch nicht mein Anspruch.

Soccerdonna.de: Ihr Vertrag in Essen läuft noch bis 2015. Wie sieht es danach aus?

Linda Dallmann: Ich sehe keinen Grund, den Verein zu wechseln. Ich fühle mich in Essen sehr wohl und habe dem Verein viel zu verdanken. Was nützt es, woanders auf der Bank zu sitzen? Hier kann ich regelmäßig spielen, das brauche ich, um mich weiter gut entwickeln zu können. Ich bin noch nicht in einem Alter, in dem ein Wechsel sinnvoll wäre.

Soccerdonna.de: Wer so talentiert ist wie Sie, hat doch sicher schon die eine oder andere Anfrage erhalten.

Linda Dallmann: Ja.

Soccerdonna.de: Wie viele Anfragen?

Linda Dallmann: So drei bis vier. Aber für mich ist ein Wechsel im Moment kein Thema. Ich mache in diesem Jahr mein Abitur und möchte ab Oktober eine Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau beginnen. Parallel möchte ich am IST in Düsseldorf ein Management-Studium aufnehmen.

Soccerdonna.de: Aber müssten Sie nicht wechseln, um mehr ins Blickfeld der Bundestrainerin zu geraten?

Linda Dallmann: Vielleicht. Aber vor allem muss ich spielen. Das ist das Wichtigste. Außerdem stehen wir mit Essen in diesem Jahr im DFB-Pokalhalbfinale, und wir haben gute Chancen, ins Endspiel einzuziehen. Das findet auch die nötige Aufmerksamkeit.

Soccerdonna.de: Wer berät Sie in Fragen, die Ihre sportliche Zukunft betreffen?

Linda Dallmann: Das macht die Familie, vor allem mein Vater und mein Onkel.

Soccerdonna.de: Wie sind Sie zum Fußball gekommen?

Linda Dallmann: Ich habe vier ältere Brüder, da hatte ich keine Chance. Meinen jüngeren Schwestern ging es genauso. Sie spielen beide im Nachwuchs bei der SGS Essen. Wir sind eine Fußballerfamilie. Schon unser Großvater hat Fußball gespielt. Ich habe ihn leider nicht mehr kennen gelernt, aber er soll auf regionaler Ebene ganz gut gewesen sein.

Soccerdonna.de: Wann haben Sie selbst das erste Mal gemerkt: Hey, ich bin besser als die meisten anderen, ich habe Talent?

Linda Dallmann: Das müsste so mit sechs Jahren gewesen sein, als ich bei den Bambinis mit den Jungs zusammen gespielt habe. Ich war anfangs Verteidigerin und musste immer gegen den gegnerischen Mittelstürmer spielen. Da habe ich schnell gespürt, dass ich da mithalten kann. Um Sie ein bisschen besser kennen zu lernen, kommen jetzt einige Alternativfragen:

Soccerdonna.de: Mathe oder Deutsch?

Linda Dallmann: Deutsch.

Soccerdonna.de: Schlager oder Rock?

Linda Dallmann: Gar nix davon. Ich stehe mehr auf R & B.

Soccerdonna.de: Schalke oder Rot-Weiß Essen?

Linda Dallmann: Eher Rot-Weiß Essen. Ich habe keine Lieblingsverein, sehe aber ganz gerne die Spiele von Borussia Dortmund.

Soccerdonna.de: DVD oder Kino?

Linda Dallmann: DVD.

Soccerdonna.de: Germanys Next Topmodel oder Deutschland sucht den Superstar?

Linda Dallmann: Gruselig! Beides nicht.

Soccerdonna.de: Fleisch oder Gemüse?

Linda Dallmann: Gemüse.

Soccerdonna.de: Ronaldo oder Ribéry?

Linda Dallmann: Ronaldo.

Soccerdonna.de: Sie sind bekennender Messi-Fan. Würden Sie ihn als Vorbild bezeichnen?

Linda Dallmann: Rein sportlich gesehen ja. Wir sind beide klein und spielen auf der gleichen Position. Natürlich bewegt er sich auf einem anderen Niveau.

Soccerdonna.de: Wer war bisher Ihre unangenehmste Gegenspielerin?

Linda Dallmann: Merle Barth aus Leverkusen. Wir haben früher zusammen bei Bayer gespielt. Sie kennt mich in- und auswendig und weiß immer schon, was ich als nächstes mache.

Soccerdonna.de: Schauen wir mal drei Jahre in die Zukunft: Wo sehen Sie sich, was haben Sie bis dahin sportlich erreicht?

Linda Dallmann: Ich setze mir immer nur nahe Ziele. Und die heißen im Moment: U 20-WM und Pokalhalbfinale.

Soccerdonna.de: Danke, Frau Dallmann, und weiterhin alles Gute.

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