09.05.2013 - 17:03 Uhr | News | Quelle: Soccerdonna
«Ich hatte es mir anders vorgestellt»

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Duisburgs Stürmerin Mandy Islacker gehört zu den Gewinnerinnen dieser Bundesliga-Saison, die am Sonntag beendet wird. Die 24-Jährige hat 15 Tore erzielt und kann sogar noch Torschützenkönigin werden. Im Gespräch mit Christoph Mulitze erzählt sie, wie sie den Abstiegskampf erlebt hat, warum sie der kommenden Saison zuversichtlich entgegensieht und wo sie wahrscheinlich spielen wird.

Soccerdonna.de: Hallo Frau Islacker, ist die erste Frage in Interviews mit Ihnen immer die gleiche?

Mandy Islacker: Keine Ahnung, welche?

Soccerdonna.de: Die nach der Familie...

Mandy Islacker (lacht): Ach so, ja.

Soccerdonna.de: Nervt es Sie, immer wieder auf Ihren Vater Frank und Ihren Großvater Franz «Penny» angesprochen zu werden?

Mandy Islacker: Nein, gar nicht. Darauf kann ich doch stolz sein!

Soccerdonna.de: Sie haben Ihren Großvater, eine Essener Legende, nie kennen gelernt. Was sagt man denn, was Sie von ihm geerbt haben?

Mandy Islacker: Mein Vater war auch noch klein, als er seinen Vater verlor. Deshalb hat er ihn auch nicht bewusst spielen sehen, und Videos gab es zu Opas Zeiten noch nicht. Er war - wie ich - Stürmer und hat etliche Tore geschossen. Ich habe wohl einen ähnlichen Torriecher.

Soccerdonna.de: Ihr Vater hat 1982/83 für den VfL Bochum in der Bundesliga gespielt, Ihr Großvater ist 1955 mit Rot-Weiß Essen Deutscher Meister geworden. Zu welchem der beiden Vereine haben Sie den engeren Bezug?

Mandy Islacker: Zu beiden, allerdings bin ich öfter beim VfL im Stadion.

Soccerdonna.de: Als Sie von Bayern München nach Duisburg wechselten, waren die Voraussetzungen komplett andere als heute: Der FCR war Meisterschaftskandidat, hatte neben Frankfurt und Potsdam die meisten Zuschauer und stellte zahlreiche Nationalspielerinnen. In dieser Saison nun kämpfte der Verein gegen den Abstieg und finanziell um seine Existenz. Was bedeutet das für Sie?

Mandy Islacker: Damit hatte ich nicht gerechnet. Das war eine emotional schwierige Saison. Es ist was anderes, ob du gegen den Abstieg oder um den Titel spielst. Du gehst anders in die Spiele rein, bist meistens kein Favorit mehr und verlierst auch mal gegen Mannschaften, gegen die früher eher locker gewonnen wurde. An solche Niederlagen musst du dich erst mal gewöhnen.

Soccerdonna.de: Die schlimmste Saison in der Vereinsgeschichte geht für den FCR zu Ende. Was haben die vergangenen acht Monate mit den Spielerinnen gemacht?

Mandy Islacker: Der Zusammenhalt ist größer, wir sind eine echte Einheit geworden.

Soccerdonna.de: Überwog Frust, Angst oder Trotz?

Mandy Islacker: Bei mir schon die Angst. Mit dem Klassenerhalt ist sie etwas gewichen. Jetzt hoffe ich, dass es auch die finanzielle Rettung gibt.

Soccerdonna.de: Hand aufs Herz: Macht es Spaß, gegen den Abstieg zu kämpfen?

Mandy Islacker: Nee, gar nicht. Ich spiele lieber um die Meisterschaft (lachend). Der Druck im Abstiegskampf war ungewohnt und groß. Ein Abstieg hätte die finanzielle Rettung des Vereins wahrscheinlich zusätzlich erschwert.

Soccerdonna.de: Sie haben in Duisburg einen Vertrag bis 2015 unterschrieben. Haben Sie das angesichts der Entwicklung beim FCR schon bereut?

Mandy Islacker: Nein, das nicht. Aber ich hatte es mir schon anders vorgestellt. Es ist schade, dass wir so viele gute Spielerinnen verloren haben.

Soccerdonna.de: Trotzdem weckt eine erfolgreiche Torjägerin wie Sie Begehrlichkeiten. Werden Sie auch in der kommenden Saison in Duisburg spielen?

Mandy Islacker: Davon gehe ich aus, ich habe einen gültigen Vertrag. Ich mache mir über einen Wechsel keine Gedanken, sofern es beim FCR weitergeht.

Soccerdonna.de: Das bedeutet möglicherweise aber auch in der kommenden Spielzeit Abstiegskampf - befriedigt Sie das?

Mandy Islacker: Ich sehe das nicht so. Wir haben uns gefangen, und in der Mannschaft steckt mehr, als wir in dieser Saison wegen der ungünstigen Umstände, die auch uns belastet haben, zeigen konnten. Bleibt das Team so zusammen, sollte ein sicherer Mittelfeldplatz drin sein.

Soccerdonna.de: Es sah nach der Winterpause zunächst so aus, als ginge es in Richtung Abstieg. Der Trend war ausgesprochen negativ. Wie hat der neue Trainer Sven Kahlert das Team wieder auf Kurs bekommen?

Mandy Islacker: Vor allem durch gutes Training. Wir haben den Spaß am Fußball wiedergefunden.

Soccerdonna.de: Auch durch gezieltes Teambuilding?

Mandy Islacker: Nein. Das war nicht nötig. Wir sind auch so im Laufe der Saison näher zusammengerückt.

Soccerdonna.de: Die zweite Mannschaft des FCR ist in der vergangenen Saison aus der 2.Liga abgestiegen, die U17 steigt in diesem Jahr sang- und klanglos aus der B-Juniorinnen-Bundesliga ab. Was bedeutet das für den Verein, der für seine gute Nachwuchsarbeit bekannt war und zahlreiche Talente ins Bundesligateam integrierten konnte?

Mandy Islacker: Das ist natürlich ein Schlag. Wenn wir die finanziellen Schwierigkeiten überwinden, wird hoffentlich auch die Nachwuchsarbeit wieder erfolgreicher werden. Das war immer die Basis in Duisburg. Aber ohne Geld ist das schwierig.

Soccerdonna.de: Sie sind ein Mädchen aus dem Ruhrgebiet. Wie haben Sie Ihre Zeit in München beim FC Bayern empfunden?

Mandy Islacker: Die Bayern sind verschlossener als wir im Ruhrpott. Das war natürlich eine Umstellung. Aber ich habe mich in München wohl gefühlt. Ich hatte drei wunderbare Jahre. In der Mannschaft stimmte es, und ich habe meine Ausbildung bei der Telekom absolviert. Als dann das Angebot aus Duisburg kam, war es aber auch schön, wieder nach Hause zu kommen.

Soccerdonna.de: Können Sie sich vorstellen, das Ruhrgebiet noch einmal zu verlassen?

Mandy Islacker: Hm, schwer zu sagen. Ich habe hier meine Familie und meine Freunde. Für ein super Angebot vielleicht, aber im Moment ist das für mich kein Thema.

Soccerdonna.de: Die Frage nach dem künftigen Deutschen Meister stellt sich nicht mehr. Aber wer holt sich den Titel der Torschützenkönigin?

Mandy Islacker (lacht): Was soll ich darauf antworten?! Es wäre natürlich schön, wenn das klappt, aber es ist mir wirklich egal, wer bei uns die Tore schießt.

Soccerdonna.de: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Islacker, und weiterhin alles Gute.

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