10-0 - ist das überhaupt WM-würdig?


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10-0 - ist das überhaupt WM-würdig? |  Startbeitrag 08.06.2015 - 15:13
Becherwerfer
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Deutschland fegt die Elfenbeinküste mit 10-0 vom Platz, und dabei haben sie noch ordentluich den Fuß vom Gas genommen. So sehr ich den deutschen Frauen aich den Sieg gönne, aber haben solche Spiele überhaupt noch einen sportlichen Wert? Oder sind sie nicht eher kontrproduktiv für den Frauenfußball, weil viele Betrachter hier nur ein Muster ohne sportlichen Wert erkennen?
10-0 - ist das überhaupt WM-würdig?  | #1 08.06.2015 - 22:05
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Wenn bei den Herren Brasilien gegen Deutschland bei der WM mit 1:7 verliert, fragt sowas irgendwie niemand. Da freut man sich einfach. Wieso ist das so? Vielleicht weil Brasilien eine namhafte Größe im Fußball ist und man hier das Gefühl hat einen Riesen bezwungen zu haben und bei der Elfenbeinküste eher Mitleid mit einem aufstrebenden und aufopfernd kämpfenden Fußballzwerg hat? Auch ein 0:10 kann motivierend wirken, nicht nur auf die Zuschauer. Ich denke auch solche Spiele haben ihre Daseinsberechtigung im Sport und schmälern nicht das Ansehen einer ganzen Sportart. Im Frauenfußball gibt es sie halt noch die im Herrensport vielgeleugneten "Kleinen". Aber sie werden so schnell(er) groß, als wenn man sie diese Erfahrung nicht machen lässt. Und auch die Fangemeinde wird dann wachsen. (ssc)
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10-0 - ist das überhaupt WM-würdig?  | #2 08.06.2015 - 22:35
Veldrin
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Hannover 96
Naja WM-würdig… Das ist so ein Schlagwort was ich nicht benutzen wollen würde.

Fakt ist, dass die Deutschen ne miserable Chancenverwertung hatten und dennoch locker 10:0 gewannen. Solche GEGNER sind einer deutschen Mannschaft nicht würdig. Da hätten sie lieber noch einen Startplatz den Europäern gegeben sollen, damit Island oder irgendwer nachrücken kann.

Ich verstehe nicht, warum immer Frauen mit Männern verglichen werden. Selbst wenn man das könnte ist das nicht fair, weil der Frauenfußball folgende Nachteile hat:

Frauenfußball wurde früher verboten und damit aktiv in der Entwicklung gebremst, daraus resultierend wegen der spät beginnenden Entwicklung…
– weniger Mitgliedsdzahlen
– weniger Vollzeitprofis
– weniger intensive Ausbildung im Vergleich zur Jugendförderung im Männerfußball
– geringere finanzielle Förderung
– massives Qualitätsniveaugefälle zwischen Spitzenteams und dem Rest
– u.a. daraus (gerechtfertigt oder nicht) geringeres mediales oder öffentliches Interesse
– Akzeptanz von Frauenfußball ist nicht überall voll zu spüren

Aber es gibt auch Positives – Spürbare Entwicklung im Frauenfußball
– mehr aufstrebende Mannschaften, weniger total schlechte Mannschaften
– mehr Spitzenmannschaften (z.B. Japan)
– Frauenfußball wird in gewissen Ländern immer professioneller
– Die Frauenbundesliga wird immer spannender, da neben Potsdam, Frankfurt und ehemals Duisburg nun noch Bayern, Wolfsburg oben mitmischen und auch das Mittelfeld erstarkt ist


Bin da optimistisch, dass es jede WM weniger Sparingspartner wie Thailand, Nigeria oder die Elfenbeinküste geben wird, weil sie dort entweder sich (weiter) professionalisieren, oder andere Länder die es besser machen nachrücken.

Wo man es am besten merkt, wie die Entwicklung vorangeht, ist, dass wir jede Position adäquat doppelt besetzen können.


Und um nochmal zum 10:0 zurückzukommen. Ja, es hat mich amüsiert. Hat natürlich seine Daseinsberechtigung. Dennoch sind mir spannendere Spiele doch lieber. Aber ohne Unterstützung schreitet die Entwicklung langsamer voran. Und außerdem sind doch zehn Tore was ganz schönes.


Beitrag bearbeitet von Veldrin, 08.06.15 - 22:46
10-0 - ist das überhaupt WM-würdig?  | #3 09.06.2015 - 14:57
tracedrums
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Ich denke, dass es gut ist, wenn auch kleinere Fußballverbände in solch große Turniere mit eingebunden werden. Das ist eine Zusatzmotivation den Sport noch professioneller aufzuziehen, auch in Ländern, in welchen Frauenfußball bisher keine große Rolle gespielt hat. Wenn man als kleine Frauenfußballnation weiß, dass man so gut wie keine Chance hat an einem weltweiten Turnier teilzunehmen, dann wird vermutlich auch nicht so viel hinein investiert. Der Gedanke steht bei mir noch über dem Unterhaltungsfaktor. Natürlich freut man sich über spannendere Spiele, aber ich finde es auch besonders schön, wenn Länder wie die Elfenbeinküsten die Chance erhalten teilzunehmen. Außerdem wird es in diesem Sinne weiter entwickelte Länder wie Island nicht eklatant schwächen. Vielleicht qualifizieren die sich ja beim nächsten mal.  
10-0 - ist das überhaupt WM-würdig?  | #4 09.06.2015 - 21:37
Veldrin
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Hannover 96
Ich sehe es anders, zumindest ist da die Befürchtung.
Island wird zwangsläufig in den nächsten Jahren immer weniger eine Rolle spielen, da sie bei einer Einwohnerzahl von gerade 330.000 Menschen immer weiter an Vorsprung, gegenüber Ländern mit höherer Einwohnerzahl, in denen Frauenfußball quasi nie gefördert wurde aber immer mehr wird, verlieren werden.
Aber deinen Gedankenansatz finde ich auch interessant. Ich finds aber einfach schade, wenn so richtig schwache Mannschaften nur deswegen dabei sind, damit eben von allen Kontinenten jemand teilnimmt. Nigeria ist auch viel weiter als die Elfenbeinküste und zurecht dabei. Für die Elfenbeinküste finde ich kam die Teilnahme zu früh. Ich denke, dass hat ihrem Image eher geschadet und dem Frauenfußball ebenso. Nicht, dass sowas die Entwicklung bremst. Wäre doch echt schade.


Beitrag bearbeitet von Veldrin, 09.06.15 - 21:39
10-0 - ist das überhaupt WM-würdig?  | #5  17.06.2015 - 12:54
flingern-zebra
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Natürlich ist ein 10:0 nicht WM-würdig. Aber solche Ergebnisse gibt es auch bei den Weltmeisterschaften der Männer immer wieder mal. Ich denke da spontan an Ungarn-El Salvador 10:1 (1982), Jugoslawien-Zaire 9:0 (1974) und Deutschland-Saudi-Arabien 8:0 (2002).

Durch ein größeres Teilnehmerfeld wird die Qualität in der Breite auf Dauer besser. Noch besser. (Dazu später.) Gute Spielerinnen kleinerer Nationen können auf sich aufmerksam machen und in stärkere Ligen wechseln. Davon profitiert dann auch die Nationalmannschaft.

So, zum "noch besser": Hohe Siege waren in der Vorrunde bisher die Ausnahme. "Große" Frauenfußballnationen haben gegen die "Kleinen" in ihrer Gruppe oft Probleme gehabt. Frankreichs Pleite gegen Kolumbien war nur der Höhepunkt. Weltmeister Japan hat sich gegen Ecuador zu einem 1:0-Sieg gequält. Die USA haben gegen Nigeria ebenfalls nur mit 1:0 gewonnen, Schweden gegen Nigeria nur 3:3 gespielt. Norwegen hat sich beim 3:1 gegen die Elfenbeinküste auch lange Zeit mit dem Toreschießen schwer getan. Vor acht oder zwölf Jahren noch wäre eine WM mit 24 Mannschaften ein Desaster geworden, da hätte es hohe Ergebnisse gehagelt.
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