Gia Corley: Champions League ist keine Alltagssache


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Gia Corley: Champions League ist keine Alltagssache |  Startbeitrag 28.10.2021 - 15:11
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FC Hansa Rostock

Erst im Sommer wechselte Gia Corley vom deutschen Meister FC Bayern München zur TSG 1899 Hoffenheim. Mit den Hoffenheimerinnen qualifizierte sich die 19-jährige Corley für die Gruppenphase der Champions League. Im Interview mit Soccerdonna beantwortet Corley wie Sie Ihr Debüt in der Gruppenphase wahrgenommen hat, wohin es mit Ihr gehen wird und ob Sie schon mal Opfer von Diskriminierungen war.


Soccerdonna: Seit Sommer sind Sie bei der TSG 1899 Hoffenheim. Haben sie sich bereits gut eingelebt?


Gia Corley: Ja, das habe ich. Die Mädels haben mich sehr gut aufgenommen und mit dem Team hinter dem Team komme ich auch super zurecht. Ich fühle mich wohl und freue mich hier bei der TSG den nächsten Schritt in meiner Entwicklung zu machen.


Soccerdonna: In der vergangenen Saison sind sie mit dem FC Bayern München deutscher Meister geworden. Warum haben sie sich, als eines der vielversprechendsten Talente des deutschen Fußballs für den Schritt zur TSG entschieden?


Gia Corley: Im Fußball benötigt man um weiterzukommen viel Spielpraxis, vor allem in meinem Alter. Der FC Bayern hat viele A-Natio Spielerinnen, die sehr viel Erfahrung mitbringen. Für mich war der Wechsel die realistischere und höhere Chance auf ein bisschen mehr Spielpraxis.


Soccerdonna: Mit der TSG 1899 Hoffenheim spielen Sie nun dennoch Champions League. Um sich für die Gruppenphase zu qualifizieren mussten sie Valur Reykjavik, den AC Milan und FC Rosengård besiegen. Waren Sie überzeugt davon, die Gruppenphase zu erreichen?


Gia Corley: Natürlich hatten wir von Anfang an das Ziel oder den Traum die Gruppenphase zu erreichen. Wir wussten, dass das kein Spaziergang und wir hatten auch Respekt vor diesen Aufgaben, aber wir haben alles dafür getan und wurden im Endeffekt auch dafür belohnt.

Soccerdonna: Wie haben Sie die Gruppenauslosung wahrgenommen? Immerhin erwarten Sie neben dem dänischen Meister HB Køge auch Schwergewichte wie Arsenal WFC und Titelverteidiger FC Barcelona.


Gia Corley: Wir waren sehr glücklich, genau diese Gegner bekommen zu haben. Das sind Spiele, die einen weiterbringen und einfach sehr Spaß machen. Außerdem spielt man gegen Weltklasse-Spielerinnen, die man früher oder auch immer noch nur im Fernsehen oder auf den Sozialen Medien verfolgt hat. So eine Erfahrung ist für uns alle enorm wichtig.


Soccerdonna: Das erste Spiel gegen Køge konnten sie sehr erfolgreich starten. Zudem spielten Sie 90 Minuten. Nehmen Sie uns doch gerne einmal mit in die Gefühlswelt Champions League.


Gia Corley: Dieser Wettbewerb macht sehr viel Spaß, es ist einfach ein anderes Gefühl. Es fängt beim Aufwärmen an, wenn man die gegnerischen Fans auf einer anderen Sprache etwas singen oder schreien hört. In Verbindung mit der ganzen Presse und dem Fernsehteam, gibt es dem Ganzen nochmal einen besonderen Wert. Und dann, wenn die Hymne gespielt wird, gibt das einem auch einen extra Kick kurz vor dem Spiel.


Soccerdonna: In den vergangenen zwei Spielzeiten kamen sie auch bei den Bayern zu diversen Kurzeinsätzen in der Champions League. Hat es dennoch eine besondere Faszination auf dieser Bühne zu spielen?


Gia Corley: Es wird immer etwas Besonderes bleiben, denn die Champions League ist keine Alltagssache, sondern etwas, woran nicht jeder teilnehmen darf.


Soccerdonna: Kommen wir mal zu einem anderen Thema. Sie sind gebürtige US-Amerikanerin und sind alle U-Auswahlmannschaften von Deutschland durchlaufen. Steht ihre Entscheidung bereits fest, oder ist es noch offen ob sie für die USA eventuell auch auflaufen könnten?


Gia Corley: Man sollte niemals nie sagen. Bis jetzt läuft es gut und ich habe keinen Grund, mich von der deutschen Nationalmannschaft abzuwenden. Ich bin im Moment zufrieden und dankbar für das, was der DFB schon für mich gemacht hat.


Soccerdonna: Haben sie noch Hoffnung bei der Europameisterschaft im kommenden Jahr in England aufzulaufen? Und gibt es bereits einen Austausch zwischen Ihnen und Martina Voss-Tecklenburg?


Gia Corley: Im regelmäßigen Austausch stehen wir nicht, aber sie schaut sich ja die Spiele in der Bundesliga meistens persönlich an und dort habe ich das ein oder andere Mal schon mit ihr geredet.


Soccerdonna: Sie haben bereits die Fritz-Walter-Medaille in Bronze (2019) und Silber (2020) erhalten. Folgt nun 2021 die goldene Medaille? Immerhin ist der Werdegang bei Lena Oberdorf identisch.


Gia Corley: Es gibt auch andere Spielerinnen, die diese Auszeichnung, vor allem in diesem Jahr, sehr verdienen. Letztendlich liegt das nicht in unserer Hand, wir können nur unser Bestes geben und ich weiß für mich, dass ich das mache und auf einem guten Weg bin, mich persönlich und fußballerisch weiterzuentwickeln.


Soccerdonna: Im internationalen Fußball ist immer wieder die Sprache von Black-Lives-Matter und der Diskriminierung von dunkelhäutigen Spieler*innen. Haben Sie Diskriminierungen auf Grund Ihres äußerlichen Erscheinungsbildes bereits erfahren müssen?


Gia Corley: Ich persönlich bin zum Glück noch nicht wegen meiner Hautfarbe angefeindet worden, wurde aber schon für meinen Körperbau kritisiert. Mir wurde gesagt, dass ich nicht aussehe wie jemand der Leistungssport betreibt. Ich wurde zur Kontrolle öfter befragt, was ich denn heute schon gegessen habe, so als ob ich nicht wüsste, wie man sich als Sportlerin ernährt. Dabei wurde wenig auf mein fußballerisches Können eingegangen, dafür mehr auf das äußerliche Erscheinungsbild meines Unterkörpers. Das ist eine Sache, die schon eine ganze Weile her ist, mich aber heute immer noch sehr beschäftigt und mich täglich begleitet. Jeder Körper ist anders und das sollte mittlerweile eigentlich bekannt sein. Man sollte mit diesem Thema, vor allem bei jungen Frauen, die vielleicht sogar gerade noch in der Pubertät sind, sehr sensibel umgehen. Gewichtsschwankungen gehören auch mal dazu und man weiß als Außenstehender nie, was im Moment der Grund für diese sind. Ernährung ist ein sehr wichtiges Thema, das auf jeden Fall. Das den Sportlern klarzumachen ist auch enorm wichtig. Nur hier macht einfach die Art und Weise, wie es kommuniziert wird und ob es Kritik oder konstruktive Kritik ist, den großen Unterschied.


Soccerdonna: Abschließend wollen wir einmal wissen, wie sieht ihr Karriereplan in den kommenden 10 Jahren aus?


Gia Corley: Ich bin kein Mensch, der so gerne im Voraus plant, es kommt wie es kommt. Mein Ziel ist es gesund zu bleiben, mich weiterzuentwickeln und Spaß zu haben.

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