23.03.2019 - 17:00 Uhr | News | Quelle: soccerdonna.de | von: bneidror
Das Momentum nutzen

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Eine Partie vor Rekordkulisse in Spanien, ein wegweisender Sponsorenvertrag in England, der exklusive UEFA-Frauenfußball-Vertrag mit Nike – es war eine aufregende Woche für den Frauenfußball. Am morgigen Sonntag steht nun ein weiterer Meilenstein bevor. Erstmals trägt Juventus Turin eine Partie im Allianz Stadium aus. Zum Serie A-Spitzenspiel zwischen Juventus und dem AC Florenz werden mindestens 20.000 Zuschauer erwartet.

Die Premiere am Sonntag kommt scheinbar zu einem guten Zeitpunkt. An vielen Orten der Welt zieht Frauenfußball ein immer größeres Publikum an. In Ländern wie Argentinien oder Kolumbien wurden gerade die Einführungen von professionellen Ligen beschlossen. In China wurden die „Männervereine“ gar verpflichtet ein Frauenteam zu gründen. Generell scheint es sich mehr und mehr durchzusetzen, dass etablierte Männervereine ein Frauenteam gründen respektive übernehmen. In England und Spanien wurde es schon erfolgreich durchgeführt und auch in Italien drängen immer mehr Männervereine in den Frauenfußball. Auch in Deutschland zeigen Bayern München und der VfL Wolfsburg, wie auch seit Jahren Olympique Lyon in Frankreich, dass es möglich ist, eine eigene Identität innerhalb eines bekannten und erfolgreichen Männervereins zu entwickeln.

Es scheint eine große Chance zu sein, die neuen Sponsorendeals und Rahmenbedingungen sowie die bevorstehende WM zu nutzen, um eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen. Das vorhandene Interesse an Sportveranstaltungen in den großen Arenen – zu akkuraten Preisen – ermöglicht Spiele vor größerem Publikum und sorgt für mehr Aufmerksamkeit. So ist das Freundschaftsspiel zwischen England und Kanada in Manchester im nächsten Monat schon ausverkauft. So sind für das WM-Vorbereitungsspiel der DFB-Elf gegen Schweden in Solna am 6. April schon über 27.000 Karten abgesetzt worden.

Es ist natürlich kontrovers zu betrachten, wenn nahezu plötzlich Sponsoren und Ausrüster das Interesse am Frauenfußball entdecken und in den Sport investieren. Geschieht das eher aus der Motivation, die in der Frauenrechtsbewegung und im Zeitgeist zu suchen sind, den Frauenfußball langfristig weiter zu entwickeln oder aus dem einfachen Grund, dass eine Investition im Vergleich zu anderen etablierten Sportarten nur einen Bruchteil dessen kostet und ihnen zugleich, wie im Fall der aktuellen Nike-Kampagne bewiesen, enorme positive Aufmerksamkeit beschert.

Auch ist in den letzten Jahren in der Bundesliga, aber auch in anderen europäischen Ligen, ein erstaunliches Abnehmen der Zuschauerzahlen zu verkraften. Zu wenig Aufmerksamkeit durch die Medien, zu wenig Unterstützung durch den Verband, zu wenig Spannung in der Liga: die genannten Gründe scheinen vielfältig. In Deutschland glaubt leider kaum ein Vereinsverantwortlicher an einen langfristigen Aufschwung nach der WM in Frankreich im Sommer. So ging der Zuschauerschnitt von Turbine Potsdam in den letzten 5 Jahren um 25 Prozent zurück. Beim VfL Wolfsburg brach der Zuschauerschnitt sogar um 42 Prozent ein. Aber auch bei Olympique Lyon zeigt sich ein radikaler Abwärtstrend. Sahen in der Saison 2013/14 noch durchschnittlich 4.500 Zuschauer eine Partie, besuchen in dieser Saison durchschnittlich weniger als 1.000 Zuschauer die Spiele des Serienmeisters. Auch bei Montpellier HSC ging der Schnitt um 49 Prozent zurück. Einzig die englische Super League, die einzige vollständige Frauen-Profiliga in Europa, stemmt sich gegen den Trend. Die Liga, gespickt mit vielen bekannten Männervereinen aus der Premier League, konnte ihren Zuschauerschnitt schon direkt nach der WM 2015 in Kanada um 33 Prozent steigern. Bei Chelsea stieg der Durchschnitt in den letzten 5 Jahren um 75 Prozent an, Manchester City steigerte seinen Zuschauerschnitt um 40 Prozent.

Es wird sich zeigen, ob das erhaltene Geld, die größere öffentliche Aufmerksamkeit, die vermehrten Fernsehübertragungen und die zunehmende Professionalisierung der Ligen zu einer nachhaltigen und langfristigen Entwicklung des Frauenfußballs führen kann. Zu einer gerechteren Vergütung der Spielerinnen. Und zu mehr Gleichberechtigung.

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