05.11.2020 - 00:00 Uhr | News | Quelle: divers | von: Chefredakteur
Daniels verabschiedet sich vom Profifußball

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"God Told Me Not to Wear USWNT Pride Jersey" - Eine wohl entscheidende Schlagzeile in der Karriere von Jaelene Daniels ehem. Hinkle. Jetzt beendet die ehemalige US-Nationalspielerin ihre aktive Karriere. Wir werfen noch einmal einen Blick auf ihre bewegten Jahre als Fußballerin.

Geboren wird die heute 27-Jährige in Denver, Colorado. Sie wächst in der Vorstadt Highlands Ranch auf und besucht die dortige Valor Christian High School, wo sie sowohl Basketball als auch Fußball spielen lernt. 2009 wird sie Spielerin des Jahres in ihrer Liga und wird ins All-Conference und All-State Team berufen. In ihrem Senior-Jahr ist sie nicht nur Top-Scorerin ihrer Liga und erhält die All-State Auszeichnung erneut, sie schnürt zusätzlich auch bereits seit drei Jahren die Fußballschuhe für Real Colorado, gewinnt mit ihnen die State Championship (2007) und wird 2010/2011 Captain der Club-Mannschaft. Ihre Liebe zum Fußball und ihr Ehrgeiz führen sie an die renommierte Texas Tech University. Dort spielt Daniels von 2011 bis 2014 für die Texas Tech Red Raiders, läuft parallel dazu im Jahr 2013 bei der W-League-Franchise Seattle Sounders Women auf. Anfang 2014 kommt sie im Rahmen des Sechs-Nationen-Turniers in La Manga zu ihren ersten beiden Einsätzen in der U23-Nationalmannschaft der USA. Im Januar 2015 wird Daniels beim College-Draft der NWSL in der ersten Runde an Position sieben von den WNY Flash verpflichtet, für die sie bereits am 12. April 2015 ihr Ligadebüt gibt gegen den Seattle Reign FC. Am 21.Oktober 2015 debütiert sie für die A-Mannschaft der Vereinigten Staaten in einem Länderspiel gegen Brasilien und gehört fortan zum Kader des US-Teams im Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2016. Sie gewinnt 2016 das Qualifikationsturnier, den SheBelieves Cup und die NWSL-Meisterschaft mit Western New York Flash. 2017 wechselt sie zu North Carolina Courage und gewinnt zwei weitere Championships und drei Shields. Nach nur fünf Profi-Jahren und insgesamten 108 NWSL Einsätzen ist nun Schluss für die Abwehrspezialistin.

Was wie eine Bilderbuchkarriere klingt, ist jedoch nur die eine Seite der Medaille und hat Höhen und Tiefen, turbulent wurde es in Daniels Karriere immer wieder, wenn es um die Nationalelf ging oder sie sich durch Äußerungen von Überzeugungen ins Abseits manövrierte. Doch starten wir etwas früher. Mit der Eröffnung vor Ihrem letzten College Jahr, dass sie das Talent hätte Pro zu werden, erhielt sie gleichzeitig eine Diagnose, dass die Schmerzen in ihrem Bein davon kämen, dass die Venen zu 80% "zu" sein. Eine erste Operation brachte keine Linderung, weshalb die Ärzte einen Stant einsetzen wollten. Sie sagten ihr: "Wenn wir das machen, verlieren sie vielleicht ihr Bein nicht, werden aber nie wieder Kontaktsportarten betreiben können. Fußball wird dann nicht mehr möglich sein." Eine Welt brach für sie zusammen und sie und ihre Familie suchten Hilfe und Rat im Glauben an Gott. Sie machte ihm im Gebet einen Vorschlag. "If you let me go on play soccer, this gonna be for you. Please don't take this from me." Am Tag nach ihrer zweiten OP kam der Arzt zu ihr und meinte, "ich weiß nicht, was sie gemacht haben, aber es ist fast wie ein Wunder, die Vene hat sich wieder komplett geöffnet." Ein Stant musste nicht gesetzt werden, das Bein heilte. Für Daniels ist es ein Wunder und sie will ihr Versprechen an Gott halten, der ihr offenbar eine weitere Chance gibt. Als streng gläubige Christin äußerte sie sich am 26.06.2015 via Twitter: "This world is falling farther and farther away from God... All that can be done by believers is to continue to pray." als Reaktion auf die Erlaubnis der Gleichgeschlechtlichen Ehe in allen 50 Bundesstaaten. Eine Äußerung, die als veraltet und weltfremd gedeutet wurde. Solche und ähnlich Äußerungen, gepart mit einer resoluten Abwehrhaltung brachten Daniels, die damals noch unter ihrem Mädchennamen Hinkle auflief, wenig Sympathien innerhalb ihrer Teams und der Fangemeinde ihres Sports - sie wurde als die homophobe Spielerin bekannt. Zwar spielte sie 2015/2016 noch für die Nationalmannschaft, weil sie - wie sie 2019 in einem Interview verriet "es für eine Ehre [hielt], etwas Großes, das US-Logo auf der Brust zu tragen und für sein Land zu spielen." 2017 sagte sie dann die Teilnahme an zwei Freundschaftsspielen "aus persönlichen Gründen" ab. Ein Jahr später verriet sie im Interview mit The 700 Club, dass sie sich im Juni 2017 aus dem Team zurück gezogen habe, weil sie die US-Trikots mit Regenbogenfarbenen Nummern nicht zu Ehren des LGBTQ-Monats und der Pride-Bewegung tragen wollte. "I just felt so convicted in my spirit that it wasn't my job to wear this jersey. And I gave myself three Days to seek and prey and try to figure out what he was telling me with that situation" - Ihre religiöse Überzeugung ließ es einfach nicht zu. Gleichzeitig postete sie aber fünf Regenbogenherzen unter ein Bekenntnis zu ihrem Christlichen Glauben und der Bibel. "The Rainbow was a convent made between God and all his creation that never again would the world be flooded as it was when He destroyed the world during Noah's time. It's a constant reminder that no matter how corrupt this world becomes, He will never leave us or forsake us [...] even in times of trial and confusion." Sie erhielt für ihre Entscheidung, ihren Traum Nationalelf für eine Überzeugung aufzugeben viel Gegenwind in Presse und Sozialen Medien, verlor Sympathien neben und auf dem Platz. Doch sie erhielt auch Support aus dem US-Team, allerdings nicht flächendeckend. Trotz dieses Geständnisses und der daraus resultierenden Polarisierung wurde sie im Juli 2018 nach einjähriger Pause wieder für den US-Nationalkader eines Trainingslagers zur Vorbereitung auf das Tournament of Nations berufen, bekam aber keinen Platz im finalen Turnierkader. Gerüchten zufolge lag dies nicht an ihrer spielerischen Qualität, sondern sie passte mit ihrer Ideologie nicht ins Team und fand auch unter Gleichgesinnten keinen Anschluss mehr. Selbst bekennende Christinnen im Team sollen sie als zu weltfremd und extrem wahrgenommen haben. Daniels scheint dies nicht so tragisch zu nehmen: "Es war schon im College so, dass ich mehr eine Einzelgängerin wurde und nirgendwo reinzupassen schien. Wenn man abends mit mir um die Häuser ziehen wollte und in Bars feiern gehen wollte, dann wurde ich schon immer Außenseiter, weil ich darauf keine Lust hatte - es gab mir einfach nichts. Ich wollte Frieden und mich auf das Besserwerden im Fußball konzentrieren. Immer. Es ist OK, vielleicht ist das Teil seines Plans für mich, vielleicht ist das meine Aufgabe - anderen zeigen, was möglich ist und wie die Welt ist, wenn man glaubt." Auf dem Platz hat sie immer Leistung gezeigt und ihr bestes gegeben, für ihren Glauben ebenso, auch wenn dies offenbar Opfer bedeutete. Wir sind keine Glaubensseite und widmen uns hier vor allem dem sportlichen Geschehen (vergessen aber auch nicht die Menschen hinter dem Sport), also lassen wir diesen Einblick enden mit einem Zitat ihres Coaches zu ihrem sportlichen Wert und mit ihrer Karriereabschließenden Instagram-Mitteilung - original und völlig unkommentiert:

"Jaelene is unquestionably the best left back in the world," said North Carolina Courage head coach Paul Riley. "The complete modern full back. You can't replace Jae, but you can look back and know that she had a marvelously successful career."

"Well...Today I officially announce my retirement from professional soccer. This is one of the most bittersweet days of my life. Soccer has been my life for 23 years. It was the first sport I ever played because my older siblings played it & I wanted to be just like them. It was the first thing I truly ever committed myself to because I couldn't think of anything else I wanted to do as a little girl. It taught me how to work with others. It taught me to be aggressive & to ever let myself get thrown around. It taught me how to be resilent & to never give up. It taught me how to fight for the things I want in life & to chase after them with all that I am, because doing anything half-hearted isn't an option."

Natürlich dürft ihr euch gerne in unserem Forum darüber austauschen, ob es schade oder gut ist, solche Spielerinnen in den Ruhestand zu verabschieden. Schreibt es uns gern in die Kommentare, wie es so schön heißt.

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