05.11.2023 - 20:32 Uhr | News | Quelle: dpa
Ende einer Hängepartie: Voss-Tecklenburg und DFB einigen sich

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©IMAGO
Am 1. Dezember könnte schon die Entscheidung über eine Olympia-Qualifikation der DFB-Frauen fallen. Das Thema Martina Voss-Tecklenburg wird die Fußballerinnen dann nicht mehr beeinträchtigen.

Ohne den Ballast der Querelen um Martina Voss-Tecklenburg können die deutschen Fußballerinnen die restliche Olympia-Qualifikation mit Horst Hrubesch angehen. Nach einer fast zweimonatigen Hängepartie lösten die Bundestrainerin und der DFB den bis 2025 laufenden Vertrag mit sofortiger Wirkung auf. Am Ende der fünfjährigen Zusammenarbeit Voss-Tecklenburgs mit dem Deutschen Fußball-Bund standen fünf Sätze von DFB-Präsident Bernd Neuendorf.

Die 55-Jährige selbst äußerte sich zu ihrem erwarteten Abgang zunächst nicht. «Ich bedanke mich im Namen des DFB und auch ganz persönlich bei Martina Voss-Tecklenburg für die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren», sagte Neuendorf in der Mitteilung vom Samstag unter anderem. «In dieser Zeit wurden im Bereich des Frauenfußballs wichtige Impulse gesetzt.»

In einem gemeinsamen Gespräch mit Voss-Tecklenburg am Freitag habe Einvernehmen bestanden, dass «das Team einen personellen Neuanfang in der sportlichen Führung benötigt.» Die 125-fache Nationalspielerin hatte die deutschen Frauen zuletzt beim blamablen WM-Vorrundenaus im Sommer in Australien betreut, danach hatte sie sich krankgemeldet und befand sich zuletzt im Erholungsurlaub.

Das Treffen habe in einer «vertrauensvollen Atmosphäre» stattgefunden, teilte der DFB mit. Nach dpa-Informationen soll Voss-Tecklenburg dem Verband bei der Abfindung ihres Vertrags finanziell entgegengekommen sein - und so den Weg für eine Einigung freigemacht haben.

Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch reagierte gelassen auf die Entscheidung. «Ich habe im Vorfeld gesagt, dass mich das eigentlich nicht interessiert, weil ich es interimsmäßig mache», sagte der 72-Jährige am Sonntag in der Halbzeit des Bundesliga-Spitzenspiels zwischen dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg beim übertragenden Sender ZDF. «Jetzt werden wir sehen, was Dänemark und Wales noch bringen. Entscheidend für mich war, dass es abgeschlossen war. Die Analyse ist ja nicht mein Bier gewesen», ergänzte Hrubesch mit Blick auf die anstehenden Partien der deutschen Fußballerinnen und die Aufarbeitung des WM-Debakels von Australien. Er betonte erneut, dass er mit dem DFB über die Nations-League-Spiele hinaus «überhaupt noch nicht gesprochen» habe.

Nach Voss-Tecklenburgs krankheitsbedingtem Rückzug nach der WM hatte zunächst Co-Trainerin Britta Carlson den Chefposten übernommen, ehe der Verband Anfang Oktober erneut Hrubesch als Interimscoach einsetzte. Für Irritationen sorgte, dass Voss-Tecklenburg während ihres Erholungsurlaubs öffentlich Vorträge abseits des Fußballs gehalten hatte, statt die WM-Analyse voranzutreiben.

«Es gibt mir ein paar Fragezeichen natürlich. Ich hätte mir da durchaus etwas anderes gewünscht. Dass man sagt: Ok, wir klären erstmal, was bei der WM passiert ist», hatte Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf gesagt. Von den Spielerinnen um Kapitänin Alexandra Popp machte sich öffentlich zuletzt keine mehr für eine Rückkehr der Bundestrainerin stark.

Für die so wichtige Qualifikation für Olympia 2024 soll HSV-Urgestein Hrubesch sorgen. Die europäischen Teams können sich die für sie vorgesehenen zwei Plätze nur über die Nations League sichern. Das Finalturnier findet im Frühjahr statt, nur die Gruppensieger sind dabei.

Härtester Konkurrent des deutschen Teams in der Vorrunde ist Dänemark, wo die DFB-Elf im ersten Spiel unter Carlson 0:2 unterlag. Am 1. Dezember kommt es in Rostock zum Rückspiel; mit einem 2:0 oder einem Sieg mit mehr als drei Toren Differenz würde die Hrubesch-Elf die Tabellenführung übernehmen. Das letzte Vorrundenspiel findet am 5. Dezember bei den bislang punktlosen Waliserinnen statt.

Voss-Tecklenburg hatte die Auswahl 2018 als Nachfolgerin von Hrubesch übernommen. Bei der WM 2019 in Frankreich scheiterte sie mit dem deutschen Team im Viertelfinale an Schweden und verpasste damit auch die Olympia-Teilnahme. Bei der EM im vergangenen Jahr führte sie die DFB-Spielerinnen ins Endspiel. Dort unterlagen sie zwar Gastgeber England 1:2, doch in der Heimat löste das erfolgreiche Turnier eine Euphorie aus.

Das erste Vorrunden-Aus bei einer WM in der Historie des Frauen-Nationalteams kam daher umso überraschender - doch die Aufarbeitung blieb aus. Kurz nach der WM hatte der DFB mitgeteilt, dass Voss-Tecklenburg krank sei und zunächst pausiere. Doch die Kommunikation verlief danach unglücklich. Der Eindruck entstand, dass der Verband vor allem über die öffentlichen Auftritte der Bundestrainerin während ihres Erholungsurlaubs überhaupt nicht im Bilde war. Eine weitere Zusammenarbeit, wie von Voss-Tecklenburg angestrebt, schien damit ausgeschlossen. Auch für den vakanten Posten eines Sportdirektors oder einer Sportdirektorin für die Frauen war Voss-Tecklenburg schnell kein Thema mehr.

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