08.05.2015 - 12:53 Uhr | News | Quelle: soccerdonna/dpa
Frankfurt, Wolfsburg oder Bayern?

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©SC 07 Bad Neuenahr
Während in der Männer-Bundesliga die Entscheidung, wer Meister ist, wieder frühzeitig gefallen ist, gibt es bei den Frauen den wohl spannendsten Titelkampf ihrer Bundesliga-Geschichte. Gleich ein Trio hofft an diesem Wochenende auf ein Happyend. Der VfL Wolfsburg, Bayern München und der 1.FFC Frankfurt träumen am letzten Spieltag noch von der Meisterschale und der Champions League – doch einer der großen Drei wird leer ausgehen. «So eng war es vorne noch nie. Es belebt die Sache. Der Frauenfußball wird dadurch interessanter und mehr wahrgenommen. Es ist einfach eine schöne Sache», sagte Bundestrainerin Silvia Neid vor dem Herzschlagfinale.

Pokalsieger Wolfsburg hält als Tabellenführer (54 Punkte) alle Trümpfe in der Hand und kann mit einem Sieg am Sonntag (14 Uhr/hr und Eurosport live) beim Rivalen in Frankfurt (52) das Double perfekt machen. «Wir wollen Meister werden und so werden wir auch auftreten. Für uns zählt nur ein Sieg», verkündete VfL-Trainer Ralf Kellermann.

Schon im Vorjahr hatten die Wolfsburgerinnen den Showdown mit Frankfurt für sich entschieden. «Natürlich gibt das zusätzliches Selbstvertrauen und Sicherheit, wenn man weiß, dass man die letzten Jahre immer schon in den entscheidenden Spielen gewonnen hat. Das ist eine mentale Stärke, die sich die Mannschaft angeeignet hat, und darauf vertrauen wir auch jetzt», erklärte Kellermann.

Strauchelt der Titelverteidiger, könnte sich der zweitplatzierte FC Bayern München (53) mit einem Erfolg gegen SGS Essen zum zweiten Mal nach 1976 die Meisterkrone schnappen. Im Erfolgsfall winkt ein besonderes Schmankerl - eine gemeinsame Meisterparty mit den Männern am 24.Mai auf dem Marienplatz. «Das erste gemischte Double der deutschen Fußball-Geschichte - das wäre überragend», sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge.

Die Bundestrainerin sieht die Münchnerinnen auf lange Sicht als dritte starke Kraft im deutschen Frauenfußball. «Die Bayern rüsten total auf. Sie wollen einfach mehr erreichen und stellen sich mittlerweile anders auf. Sie holen qualitativ gute Spielerinnen. Sie haben was vor, sie haben das Ziel, Champions League zu spielen», sagte Neid.

Patzen die Bayern, wäre allerdings der Rekordmeister aus Frankfurt bei einem Sieg gegen Wolfsburg der lachende Dritte und würde zum achten Mal triumphieren. Vordergründig geht es Trainer Colin Bell (Foto) aber um den zweiten Platz, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt und aus eigener Kraft erreicht werden kann. «Dieses Ziel steht über allem. Dafür werden wir unser Maximum abrufen», kündigte Bell an.

Der Champions-League-Finalist hat in diesem Jahr erst eine Niederlage kassiert – im Pokal-Halbfinale gegen Turbine Potsdam. Entsprechend groß ist die Zuversicht. «Wir haben uns dieses Endspiel durch harte Arbeit und Konstanz in den letzten Wochen und Monaten hart erarbeitet», betonte Bell, «und wir wollen es gewinnen.»

Auch im Abstiegskampf ist eine Entscheidung noch offen: Wer muss den Herforder SV in die 2.Liga begleiten? Noch in der «Verlosung»: der SC Sand und der MSV Duisburg. Die besseren Karten hat zweifellos das Team aus Baden-Württemberg. Der zweite Aufsteiger aus dem vergangenen Sommer neben Herford muss bei Bayer 04 Leverkusen antreten. Die «Werkselfen» haben sich am vergangenen Wochenende durch einen 3:2-Sieg beim SC Freiburg bereits gerettet. Können sich die Bayer-Spielerinnen nun noch einmal derart motivieren, dass sie Sand besiegen? Schon ein Punkt würde den Sanderinnen zum Klassenerhalt reichen. Sie haben zwar nur zwei Punkte mehr als der MSV, aber das um 18 Tore viel bessere Torverhältnis. Holt Sand mindestens ein Unentschieden, müssen die Zebra-Frauen, die unter ihrem alten Namen FCR 2001 Duisburg viele Jahre zusammen mit Frankfurt und Turbine Potsdam die Bundesliga beherrschten, absteigen - dann hilft den Spielerinnen von Trainerin Inka Grings im Heimspiel gegen Absteiger Herford auch kein Sieg mehr. «Es wäre eine riesige Nummer, wenn wir doch noch irgendwie die Rettung schaffen – auch wenn wir jetzt auf fremde Hilfe angewiesen sind», sagt MSV-Kapitänin Virginia Kirchberger. So richtig optimistisch klingt das nicht. Trainerin Grings weiß, dass die Aufholjagd in der Rückrunde sportlich eventuell zu spät kommt: «Sollte es wirklich für den Klassenerhalt nicht reichen, ist der Grund dafür nicht in diesen letzten Wochen zu suchen. Vielmehr haben wir zu Beginn der Saison zu viel liegen gelassen.» Die Duisburger (Rest-)Hoffnung liegt neben einem eigenen Sieg auf dem Bayer-Team und darauf, das dieses das letzte Spiel gegen Sand nicht herschenken möchte. Denn im Leverkusener Kader stehen nicht nur zahlreiche ehemalige Duisburger Spielerinnen – auch deren Trainer Thomas Obliers ist Duisburger und hat einst den FCR trainiert.

Sand reist bereits am Samstag ins Rheinland, um sich in Ruhe auf die wichtige Begegnung mit Bayer 04 vorbereiten zu können. «Die Mannschaft hat sich den Klassenerhalt verdient, da sie zu keinem Zeitpunkt in dieser Saison auf einem Abstiegsplatz stand», sagt SC-Manager Gerald Jungmann. Besonders brisant: Auch der Trainer des SC Sand, Sven Kahlert, trainierte bereits die Duisburgerinnen, und zwar in der vergangenen Saison. Seine ehemaligen Spielerinnen kann er nun mit einem Punktgewinn in Leverkusen in die 2.Liga schicken.

(tze)

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