18.09.2022 - 13:46 Uhr | News | Quelle: dpa | von: Ulrike John
Frauen-Bundesliga glücklich über Rekordkulisse: «Einfach genießen»

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©1. FFC Frankfurt
Wie können Verband und Vereine den Schwung von der Frauen-EM in England in die Liga mitnehmen? Ein gelungener Anfang ist schon mal gemacht. Zum Eröffnungsspiel bei den Fußballerinnen kommen fast so viele Fans wie zum Freitagabendspiel der Männer.

Sieben Wochen nach dem Finale von Wembley sind auch Funken von EM-Euphorie um die deutschen Fußballerinnen auf die Frauen-Bundesliga übergesprungen. Die Rekord-Kulisse von 23 200 Zuschauern beim groß beworbenen Eröffnungsspiel Eintracht Frankfurt gegen FC Bayern und immerhin 3200 beim verregneten Auftakt von Meister VfL Wolfsburg gegen die SGS Essen machen dem DFB und den Vereinen Mut.

Ob das eine nachhaltige Wirkung hat? «Zumindest kann man den Eindruck gewinnen. Es ist ja nicht nur in Frankfurt so gewesen, auch beim DFB-Pokal und bei den Vorbereitungsspielen waren schon viele Zuschauer», sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am Sonntag beim TV-Sender «Bild». «Ich hoffe, die Leute haben jetzt Lust auf die Nationalspielerinnen und darauf, alle anderen Spielerinnen in der Bundesliga zu unterstützen.»

Für Nationalspielerin Giulia Gwinn war der stimmungsvolle Start am Freitagabend im großen Frankfurter Stadion beim 0:0 «superschön». Ihre Münchnerin Kollegin Lea Schüller, Deutschlands «Fußballerin des Jahres», fand die Kulisse «überragend» und Eintracht-Profi Laura Freigang «einfach nur sensationell».

Siegfried Dietrich, Sportdirektor bei der Eintracht und langjähriger Macher im Frauenfußball, ist sich sicher: «Was wir hier erlebt haben, sendet eine Signalwirkung für die gesamte Liga aus.» Die bisherige Besucherbestmarke von 2014 - 12 464 Fans bei VfL Wolfsburg gegen 1. FFC Frankfurt - wurde fast verdoppelt. In den Deutsche Bank Park kamen fast so viele Zuschauer wie zum Freitagabendspiel der Männer-Bundesliga zwischen Mainz 05 und Hertha BSC mit 25 300.

«Hinter den Kulissen wurde ganz viel gearbeitet, dass das möglich ist. Dafür bin ich super dankbar», sagte Nationalstürmerin Freigang. Allerdings hatte es die Eintracht, die bei den Männern eine Riesen-Fanschar hinter sich weiß, sicherlich leichter als andere Clubs, die nun gefordert sind. Das zweite so genannte Highlight-Spiel steht bereits am nächsten Samstag (17.55 Uhr) im Sinsheimer Stadion an. Dann fordert die TSG 1899 Hoffenheim, die schon bei den Männern in der Bundesliga um Zuschauer kämpfen muss, Wolfsburg. Die Partie wird nicht nur bei MagentaSport, sondern auch von der ARD übertragen.

Die Wolfsburgerinnen gewannen am Samstag mit 4:0 gegen Essen, unter anderem traf DFB-Kapitänin Alexandra Popp. «Top» fand Trainer Tommy Stroot das fast volle AOK Stadion. «Vielleicht sollten wir das hin und wieder einfach mal genießen», mahnte er. «Wir hatten gestern ein tolles Event in Frankfurt, wir haben heute eine tolle Zuschauerzahl für ein Auftaktspiel gegen Essen.» Schließlich hatte der VfL vergangene Saison im Schnitt nur gut tausend Zuschauer.

Vor dem Anpfiff des Auftaktspiels in Frankfurt hatten viele Verantwortliche aus dem Frauenfußball beim Kongress «FF27-Forum - Frauen im Fußball» darüber diskutiert, wie der Schwung aus der EM mitgenommen werden kann. «FF» steht dabei für «Fast forward» («schnell vorwärts»). 2027 hofft der DFB auf die Ausrichtung der Weltmeisterschaft. Voss-Tecklenburg betonte dabei: «Uns ist klar, jetzt müssen wir hartnäckig sein, nachhaltig dran bleiben.»

DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch berichtete stolz, dass das Interesse an Spielerinnen sichtbar gestiegen sei. Der Verband habe ein Plus von 150 Prozent an Erstregistrierungen bei Frauen und Mädchen in den Vereinen im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Spielerinnen habe sich insgesamt um 25 Prozent erhöht.

Christian Keller, als Geschäftsführer des 1. FC Köln sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern erstklassig, erklärte auch, dass man neue Zielgruppen ansprechen wolle. «Der Frauenfußball ist ja ein anderes Stadionerlebnis», sagte er und erinnerte an die Ausschreitungen von Kölner Fans beim Conference-League-Spiel in Nizza: «Wir haben da nicht das Bild abgegeben eines frauenfreundlichen, kindergerechten Sports.» In Frankfurt blieb am Freitagabend auch das dort so beliebte Abbrennen von Pyrotechnik aus.

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