22.09.2020 - 10:20 Uhr | News | Quelle: dpa
Mehr Länderspiele als Pendant Toni Kroos: Dzsenifer Marozsan vor 100

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©Saskia Nafe Photography
Dzsenifer Marozsan ist keine Nationalspielerin, die außerhalb des Platzes auf die öffentliche Bühne drängt. Am Dienstag gegen Montenegro aber wird die Taktgeberin der DFB-Auswahl im Rampenlicht stehen - es wird ihr 100. Länderspiel.

Dem großen Toni Kroos hat Dzsenifer Marozsan sogar einen Champions-League-Titel und ein Länderspiel voraus. Dafür war der Profi von Real Madrid und 98-fache Nationalspieler schon Weltmeister - die Spielmacherin von Olympique Lyon aber Olympiasiegerin. Solche Vergleiche mit Männern mögen Fußballerinnen ja nicht. Und dennoch: Marozsan ist so etwas wie der Kroos in der Mannschaft von Martina Voss-Tecklenburg. Fast alles auf dem Rasen läuft über sie. Am Dienstag (16.00 Uhr/ARD) bestreitet die 28-Jährige in Montenegro ihr 100. Länderspiel für Deutschland.

So saß Marozsan wenig überraschend am Montag in der Pressekonferenz mit Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. «Das ist sicherlich etwas ganz Besonderes für mich. Da hab' ich ein bisschen Gänsehaut, das muss ich ehrlich sagen», meinte sie lächelnd vor ihrem Jubiläumsspiel, in dem sie vielleicht sogar als Kapitänin aufläuft. «Zehn Jahre im Nationalteam, das ist eine verdammt lange Zeit. Da ist so viel passiert.»

Als die in Budapest geborene Marozsan vier Jahre alt war, zogen ihre Eltern nach Deutschland. Ihr Vater Janos, ein viermaliger ungarischer Fußballnationalspieler, unterschrieb beim Regionalligisten 1. FC Saarbrücken. Über DJK Burbach landete die hochtalentierte Tochter bei den Frauen des 1. FC Saarbrücken. Ihr erstes Bundesligaspiel bestritt sie mit 15 - sie ist bis heute die jüngste Spielerin im Oberhaus.

2009 verhandelte Siggi Dietrich, der Macher des 1. FFC Frankfurt, im Wohnzimmer der Marozsans. «Bei ungarischer Salami», erinnert sich der heutige Topmanager des deutschen Frauenfußballs. Die Eltern ließen die damals 17-Jährige ziehen. Sieben Jahre spielte die Mittelfeldakteurin am Main, reifte zur Nationalspielerin, gewann 2015 die Champions League, ehe sie 2016 nach dem Olympiasieg der deutschen Mannschaft in Rio nach Frankreich wechselte. In Lyon sammelte sie dann Titel um Titel: dreimal französische Meisterin, viermal Siegerin in der Königsklasse.

«Dzseni bringt herausragende Erfolge mit und ist unheimlich wichtig für die Mannschaft. Sie bringt einen Riesenwert für die Mannschaft, den sie auch immer wieder bestätigt», lobte Voss-Tecklenburg die Europameisterin von 2013. «Im Training sieht man immer wieder ihre besondere Qualität, wie sie vor allem in Drucksituationen mit dem Ball umgehen kann.»

Beim 3:0-Sieg am Samstag in Essen gegen Irland, mit dem die DFB-Auswahl die Tabellenführung ihrer EM-Qualifikationsgruppe übernahm, erzielte Marozsan ein Tor. Wie Toni Kroos ist auch die Strategin der Frauen-Nationalmannschaft kein Mensch der großen Gesten oder Worte.

«Sie ist eine stille Führungsspielerin, die oft den Unterschied ausmacht», sagt Dietrich. «Sie ist ein totaler Familienmensch und ist sich trotz ihrer Popularität immer treu geblieben.» Marozsans Eltern und ihr Bruder sind in Montenegro wegen der Corona-Pandemie ausnahmsweise nicht dabei - und irgendwie doch: «Auf meinem Arm», erklärte die tätowierte Nationalspielerin. «Und in meinem Herzen.»

2018 gewannen Kroos und Marozsan die Wahl zu Deutschlands Fußballer beziehungsweise Fußballerin des Jahres. Einen Vergleich mit dem natürlich ungleich berühmteren Real-Star mag Dietrich dennoch nicht anstellen: «Dzseni ist eine Marke für sich.»

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