01.10.2012 - 18:24 Uhr | News | Quelle: dpa | von: Georg-Stefan Russew und Eric Dobias
Personeller Notstand bei Turbine

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©1. FFC Turbine Potsdam
Mit einer Rumpf-Elf geht Turbine Potsdam ins Rückspiel der Champions League gegen Standard Lüttich. Auch der Herausforderer aus Frankfurt beklagt einen prominenten Ausfall.

Am Tag nach dem Verletzungsdrama im «Hassgipfel» zwischen dem deutschen Frauenfußball-Meister Turbine Potsdam und dem Erzrivalen 1. FFC Frankfurt waren alle Beteiligten immer noch gezeichnet. Die schweren Verletzungen von gleich drei Spielerinnen und die unschönen Begleiterscheinungen am Ende der Partie hatten auf beiden Seiten tiefe Spuren hinterlassen. «Das war ein Schock. Sowohl die Verletzungen als auch die Reaktionen der Fans», sagte Frankfurts Manager Siegfried Dietrich am Montag der Nachrichtenagentur dpa.

Die Hessen müssen mindestens sechs Monate auf Nationalspielerin Lira Bajramaj verzichten, die sich einen Kreuzbandriss zuzog und um ihre Teilnahme an der EM 2013 bangen muss. Potsdams Trainer Bernd Schröder (Foto) fehlt im Champions-League-Rückspiel am Mittwoch gegen Standard Lüttich sogar ein komplettes Team, nachdem Alexandra Singer und Stefanie Mirlach bei der 1:2-Niederlage am Sonntag schwere Verletzungen erlitten.

«Die Situation ist nicht mit links zu meistern», erklärte der 70-Jährige am Montag. Es drohe trotz des 3:1-Erfolges im Hinspiel sogar das Aus. Theoretisch habe Turbine noch genügend Qualität in den eigenen Reihen, «aber wir müssen die hässlichen Bilder vom Frankfurt-Spiel aus den Köpfen herausbekommen», unterstrich Schröder.

Singer erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma sowie eine 15 Zentimeter große Platzwunde am Kopf und musste im Potsdamer Krankenhaus bleiben. Eine Computertomographie bestätigte zum Glück den Verdacht auf Schädelbruch oder eine Wirbelsäulenverletzung nicht. Teamkollegin Mirlach trug eine schwere Gehirnerschütterung und eine zehn Zentimeter lange Platzwunde am Kopf davon. «Beide werden mit Sicherheit wochenlang ausfallen», meinte Schröder.

Potsdam unterlag in dem hektischen Spiel in der Nachspielzeit. «Ich verstehe nicht, warum die Schiedsrichterin die Partie nach dem Zusammenstoß meiner Spielerinnen wieder angepfiffen hat», äußerte Schröder noch 20 Stunden später Unverständnis. Erst danach sei es zu unschönen Bildern gekommen, meinte der Coach. Zu neunt kassierte Turbine den K.o.-Treffer durch die Ex-Potsdamerin Bajramaj (90.+6). Die Potsdamer Zuschauer standen Kopf. «Der Hass zwischen beiden Teams ist somit unnötig geschürt worden», sagte Schröder.

FIFA-Schiedsrichterin Riem Hussein habe keine Größe gezeigt. «Sie hätte es anders lösen können. Wie es Hussein dann aufgelöst hat, war unwürdig.» Aber auch das Verhalten vom 1. FFC Frankfurt habe nichts mit Fair Play zu tun gehabt. Mit einem «Nichtangriffspakt» wäre die Lage nicht eskaliert, meinte Schröder. Er befürchtet jetzt, dass eine «überdimensionale Feindschaft» zwischen beiden Teams entsteht.

«Ich lasse mir daraus keinen Vorwurf machen und keinen Strick drehen, dass wir weitergespielt haben», erklärte Frankfurts Trainer Philipp Dahm. «Es ist alles regelkonform verlaufen», meinte Manager Dietrich. Vielmehr habe sich das Potsdamer Publikum feindselig verhalten. «Die haben uns bespuckt, mit Gegenständen beworfen und wüst beschimpft. Das ist ein Unding», empörte sich Dietrich am Montag. «Was man da aushalten muss, ist einmalig in der Frauen-Bundesliga. Ich hoffe, die Hardcore-Fans von Potsdam kommen irgendwann zur Besinnung.»

Noch mehr geschockt war Dietrich jedoch von Bajramajs schwerer Verletzung. «Das macht mich betroffen. Sie war auf einem guten Weg», meinte der FFC-Manager. «Ich wünsche ihr, dass sie gegen Ende der Saison wieder dabei sein kann.»



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