07.06.2014 - 11:03 Uhr | News | Quelle: Soccerdonna/dpa
Showdown in Wolfsburg

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©VfL Wolfsburg
Diesen Showdown hatten die Spielplan-Macher der Bundesliga wohl schon vor der Saison im Hinterkopf. Zweiter gegen Erster, Meister gegen siebenfachen Titelträger, VfL Wolfsburg gegen 1.FFC Frankfurt und das am letzten Spieltag - spannender geht es nicht. «Der DFB hat das vermutlich bewusst gemacht, um am Ende der Saison noch für richtig viel Spannung zu sorgen», unkte Wolfsburgs Erfolgscoach Ralf Kellermann vor dem Hit am Pfingstsonntag (14 Uhr).

Ginge es nur ums Selbstbewusstsein - dem mit 52 Punkten Tabellenzweiten VfL wäre die Titelverteidigung wohl nicht zu nehmen. «Ich bin ziemlich davon überzeugt, dass wir es schaffen», meinte Kellermann. Der Meister ist seit dem 1:3 Ende Februar bei Bayern München und damals fünf Punkten Rückstand in bestechender Form. Neun Siege in Serie und 32 erzielte Tore ermöglichten es dem VfL, doch noch den Titel gewinnen zu können. «Wir spielen seit Wochen am Limit und haben eine Menge Selbstvertrauen», sagte Kellermann.

Das hat Tabellenführer Frankfurt (53) zwar auch - immerhin ist der siebenmalige Meister in dieser Saison noch ungeschlagen - doch ausgerechnet vor dem Saisonfinale gibt es bei den Gästen personelle Probleme. Nationalspielerin und Spielführerin Saskia Bartusiak fällt mit einem Kreuzbandriss aus. Gleichwertiger Ersatz steht nicht bereit. «Wir müssen diese Lücke im Kollektiv schließen und als Team noch näher zusammenrücken», sagte Trainer Colin Bell.

Auch Manager Siegfried Dietrich will von einem Handicap nichts wissen. «Wenn man so kurz davor steht, will man die Schale natürlich auch gewinnen. Wir wollen in Wolfsburg das Double holen», meinte der FFC-Macher. Die Spielerinnen sind freilich etwas vorsichtiger. «Das ist absolut bitter für uns», sagte Kerstin Garefrekes der «Wolfsburger Allgemeinen Zeitung» (Freitag) und Lira Alushi urteilte im «Kicker»: «Das macht es umso schwerer.»

Während in Wolfsburg nach dem Triple in der vergangenen Saison und dem erfolgreich verteidigten Champions-League Titel in dieser Spielzeit das Team weiter verstärkt wird, fällt die aktuelle FFC-Mannschaft zudem auseinander. Alushi zieht es dem Vernehmen nach zu Paris St. Germain nach Frankreich, Melanie Behringer wechselt nach München und Babett Peter geht ausgerechnet nach Wolfsburg. Alle drei sind aktuelle Nationalspielerinnen. Auch Alina Garciamendez, Meike Weber und Jessica Wich verlassen den Verein oder beenden ihre Bundesliga-Laufbahn.

Auch die Heimstärke Wolfsburgs spricht für den VfL. Seit fast drei Jahren verlor Wolfsburg kein Heimspiel mehr. Seit September 2011 gab es daheim 29 Siege und nur ein Unentschieden. Genau so eins würde den Gästen am Sonntag zum achten Titel reichen. Deshalb erwartet Kellermann die Frankfurterinnen auch eher defensiv. «Im Hinspiel haben sie auch Beton angerührt», meinte der VfL-Coach zum 0:0 in der Hinrunde. Dies wäre dem Rahmen am Sonntag aber nicht entsprechend.

Um den Klassenerhalt zittern muss noch der MSV Duisburg (19 Punkte), der gegen den Absteiger und Tabellenletzten VfL Sindelfingen einen Sieg benötigt. Falls das nicht gelingen sollte, könnten die Zebra-Frauen noch vom BV Cloppenburg (17 Punkte) abgefangen werden, der beim SC Freiburg antreten muss.

«Es geht um Alles» – so lautet das Motto einer Plakataktion des MSV in der Stadt und am Niederrhein. Die Verantwortlichen hoffen auf mindestens 2000 Zuschauer, die den MSV stimmgewaltig unterstützen.

Der Trainerstab um Chefcoach Sven Kahlert, Annemieke Kiesel und Andreas Kontra hat zuletzt sehr viel Wert auf Leichtigkeit, Lockerheit und spielerische Elemente gelegt – und offenbar haben die Akteurinnen diese Botschaft verstanden. Kahlert: «Wir haben hoch konzentriert trainiert, aber ich habe keine Hektik, keinen Stress erlebt – nur positive Anspannung.»

Und genau das war der Plan: Beim Team vor dem Kampf gegen die Sindelfingerinnen, die in 21 Spielen nur zwei Punkte sammeln konnten und ein Torverhältnis von 4:116 aufweisen, das Vertrauen in die eigene Leistung zu stärken, aber auch die Konzentration hoch zu halten. «So wie wir in dieser Woche trainiert haben, wollen wir auch spielen: Ruhig von hinten heraus, das Spiel breit oder schnell machen, je nach Situation, und dann unsere spielerische Stärke zum Einsatz bringen», sagte Kahlert, der weiß: In diesem entscheidenden Spiel muss seine Mannschaft alles daran setzen, endlich ihre größte Schwäche in dieser Saison abzulegen, das Toreschießen: 20 Treffer in 21 Spielen sind nicht einmal dazu angetan, beim abwehrschwachen VfL Angst und Schrecken zu erzeugen. MSV-Torfrau Stina Lykke-Petersen bringt die Situation vor den letzten 90 Minuten dieser Saison auf den Punkt: «Wir werden gewinnen, davon sind wir alle überzeugt. Sollte es aber tatsächlich nicht klappen mit dem Klassenerhalt, dann haben wir es auch wirklich nicht verdient.»

Wenn der MSV gegen Sindelfingen nicht gewinnen sollte, muss der BV Cloppenburg da sein und seine Chance im Breisgau nutzen. Auch wenn BVC-Trainerin Tanja Schulte die Situation realistisch einschätzt: «Wir stehen mit anderthalb Beinen in der 2.Liga», um trotzig hinterher zu schieben: «Aber so lange noch nichts entschieden ist, kämpfen wir.» In Freiburg wird es schwierig, der Sportclub scheint den Niedersächsinnen nicht zu liegen - insbesondere gilt das für Sara Däbritz. ihr gelang in dieser Saison zweimal der Freiburger Siegtreffer gegen Cloppenburg: Beim 1:0-Erfolg im DFB-Pokal-Viertelfinale und im Bundesliga-Hinspiel, das die Breisgauerinnen mit 2:1 gewannen.

Am letzten Spieltag treffen zudem die TSG 1899 Hoffenheim auf den FF USV Jena, Turbine Potsdam empfängt Bayern München und Bayer 04 Leverkusen hat Heimrecht gegen die SGS Essen. Alle Spiele werden am Sonntag um 14 Uhr angepfiffen.



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