22.05.2021 - 21:24 Uhr | News | Quelle: Soccerdonna | von: Dr. Frederik Petersohn
Stephan Lerch: Es war das Team, hinter dem Team

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©Thomas Böcker/DFB
Stephan Lerch, am Saisonende scheidender VfL Wolfsburg-Cheftrainer und ab dem 1. Juli 2021 tätig als Coach des männlichen U 17-Bundesligateams bei der TSG in Hoffenheim, zieht kurz vor Saisonende „eine positive Bilanz“ der achtjährigen Tätigkeit in der Auto-Stadt: „3 Doubles in Reihe sprechen für sich, aber Champions-League-Titel fehlen. Ich mache mir indes keine Vorwürfe“, resümierte Lerch während einer virtuellen Medienkonferenz am 18. Mai 2021.

Die deutsche Meisterschaft sei offen bis zum letzten Spieltag und so werde das Spiel gegen die Frankfurter Eintracht im Deutsche Bank Park am Sonntag, 23. Mai, ab 13:30 Uhr live bei MagentaSport, „eine weitere, schwere Aufgabe werden.“ Die Brisanz dabei: Die vorletzte Saison-Liga-Partie in Frankfurt ist das Präludium für das DFB-Pokalfinale am 30. Mai 2021. Nur eine Woche später werden die Wölfinnen zum zweiten Mal auf die Eintracht-Frauen treffen: Anpfiff um 16:00 Uhr im Kölner RheinEnergieStadion, live in der ARD.

„Frankfurt ist eine Wundertüte. Die haben großartige Spielerinnen, und wenn`s für die läuft, dann wird es schwer für uns. Wir werden das Tempo hochhalten und von der ersten Minute an den Blick nach vorn richten, pressen und schnell kombinieren“, prognostiziert Lerch und gibt die Taktik vor.

Verletzungsbedingt fehlen werden den Wolfsburgerinnen Popp, Hendrich, Bremer und Kiedrzynek. „Schult wird unsere Torhüterin sein, aufgrund ihrer Fitness habe ich bei meiner Personalentscheidung keinen Angstschweiß auf der Stirn. Almuth ist zurück! Das freut mich!“, sagt Lerch.

Zeit für einen strukturierten, geordneten „Blick zurück“, zunächst verantwortlich für die U 20 und nachfolgend als Head Coach in Wolfsburg, nehme sich Lerch zurzeit noch nicht. Bis zum 30.06.2021 laufe dessen Engagement, „von einem Recht auf sentimentale Auszeiten vor Vertragsende“ sei in dem seinerseits unterzeichneten Arbeitspapier nichts ausgeführt worden, sagt Lerch augenzwinkernd und ergänzt: „Ich bin Profi, die Spielerinnen sind Profis und der staff, Profis!“

Und ab dem Sommer ein Jungs-Team zu coachen, was auf ihn zukäme? Lerch wisse nicht, was ihn erwarte. „Im Frauenfußball habe ich mich mit der Vita gestandener Frauen auseinandergesetzt und viel erklären müssen. Weshalb dieser Trainingsinhalt? Und warum gerade jetzt? Frauen wollen mehr wissen und ich bin daran gewachsen, und die Spielerinnen mit meinen Antworten auch, hoffe ich!“ sagt Lerch in einem ernstem, aber sehr entspannten Tonfall. Eine Frage nach dem großen Erbe, Ralf Kellermann habe als Head Coach alles vorgegeben, konterte Lerch in end-cooler Manier: „Ja, ich habe große Fußstapfen vorgefunden, habe meine Füße indes nie vermessen, sondern meine Fußstapfen hinterlassen. Ich hätte in Wolfsburg bleiben können, wollte nicht und habe große Lust, irgendwann wieder im Frauenfußball zu arbeiten! Meine Entscheidung, Wolfsburg zu verlassen, war keine gegen den Frauenfußball!“

In der laufenden Saison vergeht kein Tag ohne medial präsentierte Hinweise, Vorschläge, Konzepte: Wir müssen besser werden, die Engländerinnen hängen uns ab. Der Frauenfußball, ein Sport, nur mit einer relevanten ersten Liga? Ein gutes Omen für den Frauenfußball?, fragt der soccerdonna-Korrespondent. Die zweite Liga, Staffel Nord und Süd: Aufsteigen in die erste Liga, das will nur der 1. FC Köln. Lerch sieht „keinen Sinn darin“, nur „höher, schneller, weiter“ zu fordern. Gerade für Clubs in der zweiten, als auch in den Regional-Ligen „müssen Strategie und Taktik jeweils eng auf die Ressourcen abgestimmt sein.“ Da müssten Landesregierungen und Kommunen sehr viel innovativer werden: „Wir brauchen neue Förderprogramme!“ „Und ohne grundsätzliche Änderungen“ werden wir nicht viel mehr erreichen als den status quo zu halten.

Stephan Lerch ist nun Fußball-Lehrer, hat nahezu akademische Weihe erfahren und ist sichtlich dankbar für die „Zeit, die mich bereichert hat.“ Was den Cheftrainer während der Zeit als Wolfsburg-Coach neben dem Tagesgeschäft am meisten beschäftigt habe? „Ich interessiere mich für Führungsfragen: Es war die Rolle des Teams, hinter dem Team. Das Thema meiner Fußball-Lehrer-Abschlussarbeit.“

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