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20.12.2025 - 11:00 Uhr | News | Quelle: sd | von: Jan Klein Reesink
Türchen Nummer 20: Perpetua Nkwocha – die Spielerin, die den Moment anhielt

Geboren 1976 in Lagos, wuchs Nkwocha in eine Zeit hinein, in der der Frauenfußball in Nigeria kaum sichtbar war und auch in weiten Teilen Afrikas um Anerkennung kämpfte. Doch als sie sich aus dem internationalen Fußball zurückzog, war sie nicht nur ein bekannter Name, sondern hatte sich auch in die Rekordbücher des afrikanischen Sports eingetragen. Als sie Ende der 1990er-Jahre Teil der Nationalmannschaft wurde, ging es noch nicht um Vermächtnisse oder Rekorde. Es ging darum, da zu sein. Zu bestehen. Zu bleiben. Nkwocha tat genau das – über Jahre hinweg. Nkwocha erzielte bis zu ihrem Karriereende in der Nationalmannschaft in 101 Länderspielen 84 Tore.
Die Nationalmannschaftszeit: Eine Erfolgsgeschichte für die Ewigkeit
Ihr aller letztes Spiel für nigerianische Nationalmannschaft bestritt sie am 12. Juni 2015 beim zweiten Gruppenspiel der Weltmeisterschaft gegen Australien. Nkwocha wurde in der 54. Minute eingewechselt und war mit 39 Jahren und 160 Tagen die älteste Spielerin, die je bei einer Weltmeisterschaft eingesetzt wurde. Dieser Rekord hielt allerdings nur ein paar Tage, bis die US-Amerikanische Nationalspielerin Christie Pearce (ehemals Rampone) diese Bestmarke übertraf im Spiel gegen Nigeria (1:0-Sieg für die USA). Zu diesem Zeitpunkt war sie 39 Jahre, elf Monate und 23 Tage alt. Mittlerweile hat diesen Rekord die Brasilianerin Formiga inne. Beim ersten Gruppenspiel der Südamerikanerinnen bei der Weltmeisterschaft 2019, gegen den WM-Neuling Jamaika (3:0), stand die 41 Jahre und 98 Tage alte Mittelfeldspielerin der Seleção in der Anfangsformation.
Mit den Super Falcons erlebte Nkwocha nahezu alles, was der internationale Fußball zu bieten hatte. Weltmeisterschaften, Olympische Spiele, kontinentale Turniere. Und doch wirkte sie nie wie eine Spielerin, die von großen Bühnen lebte. Ihr Spiel blieb gleich. Ruhig. Klar. Verlässlich.
Besonders beim „Africa Women Cup of Nations“ wurde ihre Bedeutung greifbar. Dort erzielte sie Tore in Serie, manchmal so viele, dass ihr persönlicher Torerfolg denen der ganzen Nationen übertraf. Mit stolzen 34 Treffern ist sie Rekordtorschützin dieses Wettbewerbs, davon vier Tore im Finale gegen Kamerun beim 5:0-Sieg im südafrikanischen Johannesburg 2004. Nkwocha ist damit die einzige Spielerin jemals, die in einem WAFCON-Finale vier Tore erzielt hatte. In Summe erzielte sie in fünf Spielen ganze neun Tore und wurde natürlich so auch beste Torschützin des Turniers. Zu diesem Turnier äußerte sich Nkwocha später auch in einem Interview mit SportsBoom: „Mein Lieblingsmoment war, als ich neun Tore in einem bestimmten Turnier (WAFCON) erzielte, das in Südafrika ausgerichtet wurde. Und mein absoluter Lieblingsmoment insgesamt war, mit den Super Falcons die WAFCON-Trophäe mehrmals in Folge zu gewinnen.“ Mit diesem Turnier setzte die Nigerianerin auch neue Maßstäbe. Ihr Einfluss auf den Afrika-Cup war so überwältigend, dass die CAF die Auszeichnung „Beste Spielerin des Turniers“ einführte, indem sie sie ihr überreichte.
Insgesamt gewann sie fünfmal den Afrika-Cup (2000, 2002, 2004, 2006, 2010 und 2014). Bei vier der fünf Triumphe erhielt Nkwocha auch die persönliche Auszeichnung als beste Torschützin (2002, 2004, 2006, 2010). Turniere, die sie nahezu allein prägte. Ihre Bilanz von 34 Toren beim Afrika-Cup bleibt ein Rekord, den niemand bisher annähernd brechen konnte. Die nigerianische Stürmerin Asisat Oshoala (31) wurde als Thronfolgerin von Nkwocha angepriesen, liegt mit ihren 15 Afrika-Cup-Treffern aber deutlich zurück. Trotz all dieser beeindruckenden Zahlen blieb Nkwocha stets dieselbe Spielerin: nicht laut, nicht fordernd, nicht inszeniert.
Die ruhige Star-Spielerin
Ihre Treffer waren selten Jubel-Explosionen. Sie entstanden aus Positionierung, aus Geduld, aus dem Gefühl für den richtigen Moment. Man hatte nie den Eindruck, dass sie erzwingen wollte, was ohnehin kommen würde.
Auch in Europa änderte sich daran wenig. Beim schwedischen Klub Sunnanå SK spielte sie sich nicht in den Vordergrund, sondern ins Gefüge. Später als Spielertrainerin wurde sichtbar, was ihr Spiel schon lange verraten hatte: Nkwocha dachte Fußball nicht in Szenen, sondern in Zusammenhängen. Sie sah Muster, bevor sie entstanden. Viermal wurde sie zur Afrikas Fußballerin des Jahres gewählt (2004, 2005, 2010, 2011). Die Auszeichnungen wirkten fast nebensächlich. Wie eine formale Notiz zu etwas, das auf dem Platz längst klar war: Diese Spielerin funktionierte. Immer. Über Jahre.
Nach ihrer aktiven Karriere blieb Nkwocha im Fußball. Nicht als Figur im Rampenlicht, sondern dort, wo Erfahrung weitergegeben wird. Im Alltag, in Gesprächen, in kleinen Korrekturen. So, wie sie auch gespielt hatte.
Eine Lobeshymne
Soccerdonna-Autor Jan Klein Reesink bilanziert: „Perpetua Nkwocha hinterließ keine ikonischen Jubelbilder. Kein einzelnes Tor, das alles überstrahlt. Was bleibt, ist ein Gefühl: Dass mit ihr auf dem Platz alles passte. Dass das Spiel mit ihr auf dem Platz stringent in eine Richtung ging: nach vorne. Und vielleicht ist genau das ihre größte Hinterlassenschaft.“
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