31.08.2023 - 11:50 Uhr | News | Quelle: dpa | von: Claas Hennig
Abtauchen, sonnen, abschalten: Popps Programm gegen WM-Frust

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©VfL Wolfsburg
Das Vorrunden-Aus bei der WM schmerzt Alexandra Popp auch noch vier Wochen danach. Sie hat sich eine vierwöchige Fußball-Auszeit genommen und viel nachgedacht. Auch über ihre Zukunft im DFB-Trikot.

Noch ist die Lust auf Fußball bei Alexandra Popp nicht ganz zurückgekehrt. In dieser Woche ist sie mit dem VfL Wolfsburg in die Saisonvorbereitung gestartet. Zunächst standen Leistungstests auf dem Programm. «Darauf hatte ich nicht so viel Lust. Aber wenn es Richtung Ball geht, geht es ganz schnell», sagt die 32 Jahre alte Nationalspielerin der Deutschen Presse-Agentur.

Sie sitzt entspannt auf der Terrasse eines kleinen Hotels im Hamburger Stadtteil Rotherbaum. Wegen ihrer Autobiografie «Dann zeige ich es euch eben auf dem Platz» hat Popp mehrere Medientermine in der Hansestadt. Und die Kapitänin des Nationalteams ist gefragt - trotz des enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der WM in Australien und Neuseeland.

Anlässlich ihrer Wahl zur «Fußballerin des Jahres» bezeichnete das Fachmagazin «Kicker» die Mittelstürmerin als «Gesicht des deutschen Frauen-Fußballs». Medienwissenschaftlerin Jana Wiske von der Hochschule Ansbach erklärt die Beliebtheit von Popp bei Medien und Fans mit deren Bodenständigkeit und Authentizität. «Sie gibt das Gefühl, sie sei eine von uns», sagt die ehemalige Journalistin.

In den vergangenen vier Wochen hat sich Popp aber rar gemacht, eine Fußball-Auszeit genommen. «Ich habe den Trainern schon gesagt, dass ich gefühlt noch nie so lange Urlaub gemacht habe, vor allem nicht in den letzten Jahren», sagt Popp. Dass der Urlaub so lang ausfiel, war nicht geplant, schon gar nicht erhofft. Vom WM-Turnier wäre sie mit dem DFB-Team gern viel später abgereist als nach der Vorrunde.

Von vier möglichen Titeln hatte sie in der vergangenen Saison einen geholt. Zum zehnten Mal gewann sie mit dem VfL Wolfsburg den DFB-Pokal. Doch in der Bundesliga wurden die Niedersächsinnen von Bayern München entthront. In der Champions League verloren sie das Finale gegen den FC Barcelona.

Doch die größte Enttäuschung für Popp erlebte sie bei der WM. Dabei war sie mit vier Toren in drei Spielen noch der Lichtblick im Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Zehn Tage war sie auf den Malediven, um das Aus zu verarbeiten. Abtauchen - nicht nur im übertragenen Sinn -, sonnen, abschalten. Das Smartphone und soziale Medien waren weit weg. «Der Urlaub tat mir extrem gut», sagt sie. Sie sei der Typ von Mensch, der erst einmal Zeit für sich brauche, «bevor ich rede».

Zurück in Deutschland war sie in ihrer Heimat Silschede bei ihrer Familie und ihren Freunden. Hier findet sie Halt. «Familie ist für mich alles», betont Popp. Bei ihr und den Freunden könne sie «Dampf ablassen, einfach stumpf drauf losreden. Ob die jetzt was mit Fußball zu tun haben oder nicht, völlig egal.»

Weitere WM-Spiele schaute sie nicht live. Das Aus in Australien schmerzte zu sehr und tut es noch immer. Eine Antwort darauf, warum das als EM-Zweiter und Mitfavorit angereiste Team in den Gruppenspielen scheiterte, hat sie noch nicht. «Tatsächlich ist es so, dass ich sportlich noch gar nicht so krass viel dazu sagen kann, weil wir noch in den Analysen sind», meint Popp.

Grundsätzlich kann sie aber sagen, dass die Mannschaft es nicht geschafft habe, «in diesen Flow hineinzukommen. So eine gewisse Sicherheit, eine Euphorie, wie wir sie quasi bei der EM uns mit dem ersten Spiel erspielt hatten.» Dabei habe das Team enorme Qualität.

Seit dem 1:1 gegen Südkorea am 3. August - was letztlich das WM-Ausscheiden besiegelte - wurde über die Fortsetzung der DFB-Karriere von Popp spekuliert. Vorerst sagt sie weiter Ja zur Nationalmannschaft und wird bei den ersten Spielen der Nations League im September in Dänemark (22.9.) und gegen Island (26.9.) in Bochum dabei sein. In der Nations League geht es immerhin auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024.

Doch wie lange das Ja gilt, weiß Popp selbst nicht. «Bei mir ist das total gefühls- und vom Bauch abhängig, ob es dann noch weitergeht oder nicht», sagt sie. Sie mache die Entscheidung nicht von großen äußerlichen Kriterien abhängig, außer von der körperlichen Verfassung. Und sie verweist auf das Knie, das seit einer schweren Verletzung vor der EM im vergangenen Jahr noch immer nicht beschwerdefrei ist.

Natürlich müsse sie sich erst einmal auch mit Martina Voss-Tecklenburg zusammensetzen, «wenn jetzt das WM-Aus abgearbeitet ist und Ruhe hereinkommt, um zu besprechen, wie sie die Zukunft mit mir sieht», sagt Popp. Dass die Bundestrainerin möglicherweise auf ihre aktuell wichtigste Spielerin verzichtet, ist nicht zu erwarten. Die Lust auf Fußball wird bei Popp schnell wieder kommen - sobald sie einen Ball am Fuß hat. Dann startet die nächste Titeljagd.

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