17.05.2013 - 15:48 Uhr | News | Quelle: soccerdonna
Barbara Haupenthal: «Es gibt viele Fallstricke»

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Barbara Haupenthal ist ehemalige Spielerin des 1.FC Saarbrücken, 2003/2004 kickte sie für die Saarländerinnen in der Bundesliga. Im Winter 2007 beendete die heute 29-Jährige ihre Fußballkarriere, um ihr Jura-Studium zu intensivieren. Seit September 2012 arbeitet Haupenthal als Rechtsanwältin. Sie hat sich unter anderem auf Sportrecht spezialisiert und berät die Sportagentur Soccer and more Ltd. in sportrechtlichen Fragen. Seit Anfang dieses Jahres arbeitet Haupenthal zudem als Spielerberaterin. Im Gespräch mit Christoph Mulitze sagt sie, warum sie In den Job investiert, in dem kaum Geld zu verdienen ist, wann Spielerinnen dringend Beratung brauchen und worauf Spielerinnen bei der Beraterwahl achten sollten.

Soccerdonna.de: Hallo Frau Haupenthal, Sie arbeiten für die Beratungsagentur Soccer and more Ltd., die seit neuestem auch Spielerinnen betreut. Ist das Geschäft mit Frauen inzwischen so lukrativ?

Barbara Haupenthal: Nein, es ist nur beschränkt lukrativ.

Soccerdonna.de: Was ist dann Ihre Motivation?

Barbara Haupenthal: Mich motiviert meine Leidenschaft für den Frauenfußball. Ich bin Rechtsanwältin und kann meine Kenntnisse aus diesem Beruf sehr gut in die Beratertätigkeit einfließen lassen.

Soccerdonna.de: Wie kam es zu der Entscheidung, Spielerinnen beraten zu wollen?

Barbara Haupenthal: Das war gar nicht geplant. Die Agentur Soccer and more hat mich im vergangenen Jahr gefragt, ob ich sie rechtlich berate. Da ich selbst früher in der Bundesliga gespielt hatte, kam auch das Gespräch auf den Frauenfußball. Dabei entwickelte sich die Idee. Ich berate nun seit diesem Jahr die ersten Spielerinnen in eigener Verantwortung, allerdings unter dem Dach von Soccer and more. Ich kann dabei auf deren langjährige Erfahrung und Know-how zurückgreifen.

Soccerdonna.de: Wie viele Spielerinnen in Deutschland werden zurzeit beraten?

Barbara Haupenthal: Darüber habe ich keine Gewissheit. Alle aktuellen Nationalspielerinnen werden wohl einen Berater an ihrer Seite haben. Darüber hinaus wird es eine Minderheit sein. In den zweiten Ligen wird auf Dauer nichts zu verdienen sein - weder für die Spielerinnen noch für die Berater. Deshalb wird sich das Geschäft weitgehend auf die Bundesliga beschränken.

Soccerdonna.de: Wissen Sie denn, wie viele Berater im deutschen Frauenfußball unterwegs sind?

Barbara Haupenthal: Ich weiß nur von zwei, drei Beratern. Viel mehr werden es noch nicht sein.

Soccerdonna.de: Wie sieht das in anderen Ländern aus?

Barbara Haupenthal: Die international bekannten Spielerinnen werden sicherlich betreut. In den USA dürfte das Beratungsgeschäft schon weiter sein als in Europa. Dort ist der Frauenfußball sehr professionell aufgestellt.

Soccerdonna.de: Sie arbeiten ja auch nicht aus reinem Altruismus, sondern möchte verständlicherweise mit ihrer Dienstleistung Geld verdienen.

Barbara Haupenthal: Natürlich. Aber ich bin realistisch. Soweit ist es noch lange nicht. Im Moment investiere ich recht viel, allein durch hohe Fahrtkosten. Mein Geld verdiene ich als Rechtsanwältin.

Soccerdonna.de: Mit wie vielen Spielerinnen in Deutschland kann man denn als Berater heutzutage schon Geld verdienen?

Barbara Haupenthal: Das ist schwer zu sagen. Mit den Nationalspielerinnen, die potenzielle Zugpferde für Sponsoren sind, sollte das möglich sein. Das dürfte vor allem im zeitlichen Umfeld von Großereignissen wie Europa- und Weltmeisterschaften gelten. Auch die Spielerinnen des VfL Wolfsburg haben mit den Erfolgen positiv an ihrem Image gearbeitet.

Soccerdonna.de: Worin liegt der große Unterschied, ob Sie einen Spieler oder eine Spielerin beraten?

Barbara Haupenthal: Für Spielerinnen ist das familiäre Umfeld in der Regel wichtiger als für Spieler. Deshalb sind die Eltern bei allen wichtigen Fragen, die besprochen werden, mit im Boot. Es ist noch wenig Wissen bei den Mädchen vorhanden, was sie fordern können und was rechtlich erlaubt ist. Im Eigenmarketing sind gleichaltrige Jungs schon viel weiter, die wissen oft besser, was sie wert sind.

Soccerdonna.de: Das wird die Vereine ja sehr freuen, wenn Sie da auf den Plan treten...

Barbara Haupenthal: Ach was, wir wollen ja keine Kriegsstimmung. Ich rede auch viel mit den Vereinen. Auch sie haben ein Interesse daran, dass der Frauenfußball professioneller wird. Dazu gehören mündige Spielerinnen, die ihre Rechte kennen. Wir sind nicht dumm und stellen überzogene, unrealistische Forderungen. Niemand will die Vereine finanziell überfordern und vor die Wand fahren lassen. Aber die Vereine haben rechtliche Berater an ihrer Seite, die Spielerinnen meistens nicht. Wir schaffen da nur Waffengleichheit.

Soccerdonna.de: Liegt das denn wirklich im Interesse der Vereine?

Barbara Haupenthal: Ich denke schon. Sie profitieren ja auch davon. Verlässt sie eine Spielerin, helfen wir, adäquaten Ersatz zu finden. Wir gucken dabei nicht nur auf die Leistung und das Potenzial der Spielerinnen, sondern auch auf die Vereinsphilosophie, das Umfeld und den vorhandenen Kader: Wer könnte da am besten passen?

Soccerdonna.de: In welchem Fall würden Sie einer Spielerin dringend raten, sich einen professionellen Berater zu suchen?

Barbara Haupenthal: Grundsätzlich kann ich das jeder Spielerin raten. Besonders dringend sehe ich Handlungsbedarf, wenn eine Spielerin sich überfordert fühlt, zum Beispiel dann, wenn ihr ein Vertrag vorgelegt wird und sie Zweifel hat, ob dieser korrekt ist. Das betrifft vor allem Abweichungen vom Standardvertrag, die rechtlich problematisch sein können.

Soccerdonna.de: Wo liegen die Fallstricke, wo muss eine Spielerin besonders aufpassen, die - noch - keinen Berater an ihrer Seite hat?

Barbara Haupenthal: Es gibt viele Fallstricke: Das fängt bei Vertragslaufzeiten mit Optionen an, geht über die Bezahlung und die Beschäftigung auf 400-Euro-Basis bis hin zu potenziellen Sponsoren der Spielerin, die im Widerspruch zum Vertrag stehen.

Soccerdonna.de: Umfasst die Beratung auch die berufliche Karriereplanung neben der Karriere als Spielerin?

Barbara Haupenthal: Natürlich. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Kann der Verein über Partnerfirmen eine Ausbildung besorgen? Ist der Beruf mit dem Fußball zeitlich vereinbar? Falls nicht, wie kriegt man das geregelt? Wie sieht es mit Freistellungen fürs Training und für Spiele aus? All das sind Fragen, die wir gemeinsam zu lösen versuchen.

Soccerdonna.de: Wie sollte eine Spielerin vorgehen, wenn Sie einen Berater sucht? Worauf sollte sie bei der Beraterwahl achten?

Barbara Haupenthal: Der Berater sollte sich gut im Frauenfußball auskennen. Er sollte Empathie und die Sensibilität besitzen, mit Frauen umgehen können. Im persönlichen Gespräch sollte sich die Spielerin ein Bild vom Berater machen und sich überlegen, ob sie ihm vertrauen kann, ob sie mit ihm auf einer Wellenlänge liegt. Ganz wichtig: Ist der Berater bereit zu helfen, ohne daran Geld zu verdienen?

Soccerdonna.de: Frau Haupenthal, vielen Dank für das Gespräch.

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