10.07.2023 - 14:54 Uhr | News | Quelle: Soccerdonna | von: Dr. Frederik Petersohn
Bell: «Müssen zwei Mal gewinnen, auch wenn die uns fies kommen!»

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©IMAGO
Kurz vor Abflug der südkoreanischen Delegation, 25 Spielerinnen werden die Seoul-Sydney-Reise antreten, gibt sich Cheftrainer Colin Bell vor Weltmeisterschaftsbeginn kämpferisch und fordert: «Wir sind als Asien Vize-Meisterinnen jetzt in der Situation, die Frauenfußballgeschichte Südkoreas um das Kapitel Australien und Neuseeland 2023 zu bereichern!» Und entsprechend ambitioniert formuliert, ist das Turnierziel: «Wir wollen die Gruppenphase überstehen und möglichst weit kommen,» sagt Bell soccerdonna, wie Co-Trainer Matt Ross, beim südkoreanischen Fußballverband bis zum 31. Dezember 2024 mit Verträgen ausgestattet.

Am 25. Juli 2023 wird die südkoreanische Vertretung in Sydney gegen die Kolumbianerinnen in das Turnier starten. Bei einer Niederlage gegen die Mittelamerikanerinnen in der Gruppe H ginge es fast schon um alles gegen die Marokkanerinnen, am 30. Juli 2023 in Adelaide. Und schließlich am 03. August 2023, erwartet die DFB-Elf die Südkoreanerinnen in Brisbane. Dieser Gruppenkonstellation folgend, fügt Coach Bell die Puzzleteile zusammen und weiß: «Unsere Strategie, die Gruppenphase als Zweitplatzierte abzuschließen, ist ambitioniert.» Und weiter: «Die Taktik ist entscheidend. Wir müssen zwei Mal gewinnen, auch wenn die Gegnerinnen uns fies kommen werden und uns auf den Füßen stehen, oder uns umhauen. Sowohl die Kolumbianerinnen als auch die Marokkanerinnen werden uns fordern und eng stehen. Gegen diese beiden Teams müssen wir schnell spielen und vor allem aus unseren Erfahrungen lernen, die wir während der diesjährigen Auflage des Arnold-Clark- Cups in England gewonnen haben. Und das heißt: Keine Schwächen zeigen und die Tatsache annehmen, dass ein Spiel 110 Minuten und länger dauern kann.» Gegen Deutschland drei Punkte holen zu wollen, das könne als Spielziel ausgegeben werden, sei aber gegen einen der Turnierfavoriten unrealistisch, sagt Bell und weiter: «Genauso, wie wir gegen die Kolumbianerinnen und die Marokkanerinnen hochkonzentriert agieren werden, müssen wir gegen Deutschland sehr effizient spielen, wir haben viel zu beherzigen!» Das deutsche Spiel sei inzwischen zur Weltklasse gereift, sehr variabel und auch mit der Reife der Spielerinnen gewachsen. Sagt Bell: «Sehr gern erinnere ich mich an meine Frankfurter Zeit mit Svenja Huth, heute ist die Svenja eine Weltklassespielerin. Indes ist Carolin Simon schwer verletzt ausgefallen, ich bin traurig und schockiert», sagt Bell soccerdonna. Welche Spielsysteme gegen unterschiedliche Teams denn ausgewählt werden würden? «Systemänderungen ohne Auswechslungen vornehmen – das ist das Konzept. Wir müssen ein hohes Tempo gehen und eine Vollstreckermentalität entwickeln», erläutert Bell, der Team Captain Kim Hyeri, wegen muskulärer Probleme, drei bis fünf Tage wird schonen müssen.

Nach einem dreiwöchigen Trainingslager, der nationale Erstliga-Betrieb ist in Südkorea am 16. Juni 2023 zugunsten der Weltmeisterschaftsvorbereitungen und für den Zeitraum des Weltmeisterschaftsturnieres unterbrochen worden, blickt Bell positiv auf das Testpielergebnis gegen Haiti am 08. Juli 2023 vor 10 000 Zuschauer:innen zurück. Für die Wahrnehmung des Frauenfußballs in Südkorea sei dies phänomenal: «Bei 50 Millionen Einwohnern verzeichnen wir hier nur 1400 Lizenzspielerinnen. Zu wenig, für einen Hype. Wir brauchen Erfolge unserer Mädels!» Und das Spiel gegen Haiti sei spannend zu sehen gewesen für so viele Zuschauer:innen, die zum ersten Mal Frauenfußball-Stadionatmophäre geschnuppert hätten. «Wir haben gegen Haiti nach 45 Minuten 0:1 zurückgelegen, uns innerhalb der zweiten Halbzeit deutlich gesteigert, das Spiel gedreht und schließlich 2:1 gewonnen,» sagt Bell und weiter: «Nach einer sehr, sehr harten Trainingswoche haben die Spielerinnen das rausgehauen, was zurzeit geht. Und das wird wichtig werden für uns. Endlich haben wir vor einer vergleichsweise großen Kulisse gespielt.» Sollte ein Kernproblem des südkoreanischen Spiels herausprepariert werden, dann ist es das der zu wenig erzielten Tore pro Spiel. Dazu Bell: «Insofern erfreuen mich die zwei Testspielergebnisse im Mai, wir sind ja nicht gerade weltberühmt für unsere Torausbeute,» sagt Bell augenzwinkernd und spielt an auf die mit 5:2 und 5:0 kurz hintereinander erzielten Ergebnisse gegen das Nationalteam aus Sambia. Ein vielversprechendes, südkoreanisches, 18-jähriges Talent habe eine Chance bekommen «und diese grandios genutzt,» zeigt sich Bell erleichtert, stets auf der Suche nach Wegen, den Konkurrenzkampf innerhalb des Teams zu beflügeln. Eine große Chance wird sich Casey Phair bieten. Die 16-jährige Stürmerin ist die Tochter eines US-Amerikaners und einer Koreanerin, spielt in den USA und ist die jüngste südkoreanische WM-Spielerin.

Matt Ross, von Dezember 2015 bis September 2017 als Bells Nachfolger Cheftrainer beim 1. FFC Frankfurt, und nun als Co-Trainer und Pro-Lizenz-Inhaber in Diensten des süd-koreanischen Fußballverbandes tätig, hat die Sportanlagen sowie das Delegations-Quartier in Sydney, gemeinsam mit der südkoreanischen Team-Managerin, inspiziert und als Australier «das Gesamtpaket als sehr gut empfunden», sagt Ross soccerdonna. Große Unsicherheit herrscht indes in Bezug auf die Witterungsverhältnisse und den Einfluss auf den Rhythmus der Spielerinnen. Um diese Jahreszeit herrscht in Australien Winter, und in Neuseeland seien Nacht-Minusgrade sehr wahrscheinlich, «wir haben keine Kenntnisse darüber, inwieweit die Spielerinnen in ihrer Leistungsfähigkeit beeinflusst werden,» sagen Bell und Ross. Letztmalig getestet wird gegen die Niederländerinnen am 16. Juli 2023 in Sydney, ohne Zuschauer:innen und Medienvertreter:innen. A pros pos Medien: Coach Bell hält «schlechte Nachrichten für die, die Mäuschen spielen wollen» parat, denn inzwischen erfolgen seine Kabinenansprachen und die Kommunikation auf dem Platz in koreanischer Sprache: «Mia san mia», sagt Bell lachend.

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