Bundesliga im TV: Was von EM-Euphorie und Rekordquoten bleibt


Foren - Diskussionsforen - News-Forum - Bundesliga im TV: Was von EM-Euphorie und Rekordquoten bleibt

neues themaAntworten
Bundesliga im TV: Was von EM-Euphorie und Rekordquoten bleibt |  Startbeitrag 12.09.2022 - 15:35
  Prytz2
Beiträge: 452
IP: logged

FC Hansa Rostock
Mehr als 30 Spiele der Frauen-Bundesliga werden ab Freitag live im Free-TV übertragen. Schon bald wird sich zeigen, was von der Begeisterung und den hohen Quoten der EM bleibt. Fernsehmacher und Experten schwanken zwischen Optimismus und Skepsis.

Bei der EM haben die deutschen Fußball-Frauen jede Menge neue Fans gewonnen. Aber schauen die auch zu, wenn in dieser Woche die Fußball-Bundesliga startet? Das Angebot an Live-Spielen im frei empfangbaren Fernsehen ist jedenfalls deutlich größer als bei den Männern.

«Wir werden jetzt alles dran setzen, die Euphorie mitzunehmen auch in die neue Spielzeit», sagte DFB-Direktor Holger Blask angesichts der Rekordquote von 17,897 Millionen TV-Zuschauern beim EM-Finale. «Die Auftaktpartie zwischen Eintracht Frankfurt und Bayern München ist der perfekte Anknüpfungspunkt.» Die Begegnung im großen Stadion ist frei empfangbar bei Eurosport zu sehen.

Der Spartensender überträgt eine Partie pro Spieltag, genau wie in der Vorsaison. Das Interesse war da allerdings bescheiden. Als durchschnittliche Einschaltquote der 22 Partien bilanzierte Eurosport rund 100 000 Zuschauer.

Weitere Spiele ohne Zusatzkosten bietet die ARD. «Wir übertragen in dieser Saison zehn bis zwölf Spiele im Ersten und in den Dritten», sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Die erste Live-Übertragung ist am 24. September die Partie Hoffenheim gegen Wolfsburg. Zudem kündigte Balkausky an: «Wir wollen jeden Samstag eine Zusammenfassung in der Sportschau zeigen.»

Welches Potenzial die Frauen-Bundesliga haben kann, zeigte die ARD-Übertragung des Spiels des FC Bayern München gegen die TSG 1899 Hoffenheim im Oktober 2021 mit im Schnitt 1,52 Millionen TV-Zuschauern. Ob die EM-Euphorie auch zu steigenden Quoten bei der Bundesliga führt? «Ich hoffe, dass es so ist», sagte der ARD-Sportchef: «Aber ich kann es nicht vorhersagen.» Er warnte vor zu hohen Erwartungen: «Wir kennen das Phänomen auch vom Handball, dass die Begeisterung bei großen Turnieren nicht immer Auswirkungen auf die Liga hat.»

Die Voraussetzungen sind nach Ansicht der Medien-Wissenschaftlerin Jana Wiske derzeit günstig. «Dieser Rückenwind von der EM und die fortschreitende Professionalisierung erhöhen die Attraktivität und damit die Zugkraft der Frauen-Bundesliga», sagte die Professorin der Hochschule Ansbach. «Immer mehr Ableger der Männer-Bundesliga mischen mit und locken damit Fans aus diesen Vereinen an.»

Für die Wissenschaftlerin bleiben aber «medial Fragezeichen, die Männer-Ligen überstrahlen weiter alles». Wiske sagte: «Es gilt, durch weiter wachsende professionelle Strukturen und damit steigende Attraktivität medial seinen Platz zu finden und sich dabei nicht an den Einschaltquoten der Männer zu orientieren.»

Optimistisch in die neue Spielzeit startet die Telekom, die in der Vorsaison erstmals jedes Ligaspiel live gezeigt hatte und auch in dieser Spielzeit über ihr Bezahlangebot Magentasport alle 132 Partien ausstrahlt. «Die Europameisterschaft in England hat gezeigt, welches Potenzial Frauenfußball besitzt», sagte Telekom-TV-Chef Arnim Butzen. «Das wird auch der Liga einen zusätzlichen Popularitätsschub geben.»
Bundesliga im TV: Was von EM-Euphorie und Rekordquoten bleibt  | #1 14.09.2022 - 08:54
Sheldon
Beiträge: 18
IP: logged
Ich bin nach wie vor auf der äußerst skeptischen Seite. Nichts ist kurzlebiger als Aussagen vom DFB und Aussagen der Wissenschaft. Das Wort "Attraktivität" ist für mich ein Signalwort, dass man keine Ahnung hat, wovon man konkret reden kann. Es sind halt immer gefühlte Wahrheiten, keine Dinge, die sich dann am Ende in Zahlen ausdrücken. Was bedeutet Attraktivität, woran ist sie messbar? Und vor allem, wie ist sie haltbar?

Mir wäre deutlich wohler, wenn mal ein paar mehr Würstchenfabrikanten im FF das Sagen hätten als Funktionäre und Wissenschaftler, da die im Zweifel deutlich mehr von Marktwirtschaft verstehen als Personen, für die die Gesetze des Marktes noch nie eine Rolle gespielt haben.

Solange aber niemand im FF versteht, wie man "Attraktivität" oder "Begeisterung" in dauerhafte Zahlen (Zuschauer, Merchandise) ummünzen kann, sondern das alles nur ein großes Mysterium bleibt, wird nicht viel bleiben.
Bundesliga im TV: Was von EM-Euphorie und Rekordquoten bleibt  | #2 14.09.2022 - 18:11
fmitf
Beiträge: 15
IP: logged
Zitat von Sheldon:
Ich bin nach wie vor auf der äußerst skeptischen Seite. Nichts ist kurzlebiger als Aussagen vom DFB und Aussagen der Wissenschaft. Das Wort "Attraktivität" ist für mich ein Signalwort, dass man keine Ahnung hat, wovon man konkret reden kann. Es sind halt immer gefühlte Wahrheiten, keine Dinge, die sich dann am Ende in Zahlen ausdrücken. Was bedeutet Attraktivität, woran ist sie messbar? Und vor allem, wie ist sie haltbar?

Mir wäre deutlich wohler, wenn mal ein paar mehr Würstchenfabrikanten im FF das Sagen hätten als Funktionäre und Wissenschaftler, da die im Zweifel deutlich mehr von Marktwirtschaft verstehen als Personen, für die die Gesetze des Marktes noch nie eine Rolle gespielt haben.

Solange aber niemand im FF versteht, wie man "Attraktivität" oder "Begeisterung" in dauerhafte Zahlen (Zuschauer, Merchandise) ummünzen kann, sondern das alles nur ein großes Mysterium bleibt, wird nicht viel bleiben.


Skeptisch kann man natürlich sein; die aufgestellten Rekorde der EM waren nunmal Rekorde und diese sind darin definiert, dass sie Höchstwerte darstellen, die nur selten erreicht werden.
Bei den Männern erreicht ein EM Finale mit deutscher Beteiligung ebenfalls deutlich höhere Einschaltquoten, als normale oder selbst die besten Bundesligaspiele.

Das Wort Attraktivität bedeutet nicht Unwissen, sondern beschreibt, dass etwas durch unterschiedliche oder herausragende Eigenschaften von vielen voneinander in der Meinung unabhängigen Menschen als Mehrwert angesehen wird.
Jeder sollte für sich entscheiden, was etwas für jeden persönlich attraktiv macht. Ist etwas attraktiv für jemanden, kann er sich mehr damit beschäftigen, um die Attraktivität weiter zu unterstützen oder zu fördern.

Aussagen vom DFB sind schon etwas länger von Marketingagenturen durchgeplant und haben bei vielen so nur noch wenig Glaubwürdigkeit. Aussagen der Wissenschaft sind schon deutlich länger haltbar. Die Wissenschaft als ganzes sind jedoch niemals Personen, die als Wissenschaftler bezeichnet werden oder unter dieser Bezeichnung Aufmerksamkeit und Geld generieren wollen (unabhängig davon, ob sie prinzipiell jedem Menschen die Möglichkeit geben mit gewonnenem Wissen das Leben zu verbessern oder nur auf Machtmissbrauch aus sind). Dazu kommt, dass es zu konstruktiver Wissenschaft gehört, Aussagen immer weiter korrigieren zu wollen; das macht sie erst so glaubwürdig.

Beiden Bereichen hat es jedenfalls am meisten in ihrer Glaubwürdigkeit geschadet, dass dort Personen gehandelt haben, die einen Fokus auf marktwirtschaftlichem Gewinn hatten.
Würstchenfabrikanten sind im Männerfußball ein Beispiel dafür, dass sich ein Verein mit diesen in verschiedenste Richtungen entwickeln kann. Bei Bayern mit Hoeneß bestimmt erfolgreich, bei Schalke mit oder unter Tönnies kaum.

Zweifelsfrei steht nicht zur Debatte, dass ein nachhaltiges wirtschaftliches Handeln für einen dauerhaften und ansehnlichen Frauenfußball sehr wichtig ist. Die größte Zielgruppe sehe ich in den Menschen, die sich für exklusive Qualitäten des Frauenfußballs begeistern.
Exklusivität kann marktwirtschaftlich ebenfalls sehr gewinnbringend eingesetzt werden und stellt eine solide Grundlage dar. Um nochmal auf die Würstchenfabrikanten zurück zu kommen; ich denke Popp hat von denen einiges mitbekommen und im Sommer mit ihrem sportlichen Einsatz sehr effektive Werbung gemacht.


Beitrag bearbeitet von fmitf, 14.09.22 - 18:18
Bundesliga im TV: Was von EM-Euphorie und Rekordquoten bleibt  | #3 15.09.2022 - 08:26
Sheldon
Beiträge: 18
IP: logged
Ich bin mir nicht ganz sicher, was dieser Kommentar für eine weiterführende Aussage hat. Vieles davon mag richtig sein, reagiert aber nicht wirklich auf das, was ich geschrieben habe.
Beispiel: Die Definition von "Attraktivität" mag richtig sein, damit ist aber nicht wirklich was gewonnen, weil "unterschiedliche" oder "hersusragende Eigenschaften" genauso inhaltsleer bleiben, wie das Wort "Attraktivität". Welche Eigenschaften sind es konkret? Das müsste mal bestimmt werden. Das war eben mein Vorwurf, dass alle wie die Kuh vorm Berg stehen und sich über dieses Wunder der Attraktivität reden, ohne dass wirklich irgendjemand mal konkret sagt, worin denn diese Attraktivität besteht und ob ein Anhalten überhaupt erwartbar ist. So bewegen wir uns bloß im luftleeren unproduktiven Raum. Und solange das so ist, kann der FF auch nicht gezielt vorgehen, sondern stolpert weiter vor sich hin.

Dem FF muss es darum gehen, wie diese Attraktivität aufrecht erhalten werden kann und in Geld umgemünzt werden kann, denn der FF kostet Geld und braucht eine Refinanzierung. Dabei helfen leere Floskeln nichts.

Das würde ich auch von einer Medienwissenschaftlerin erwarten. Die Aussagen in diesem Fall sind für mich keine Wissenschaft, die konkrete Resultate und Prognosen liefert, etwa Gründe, wie es zu dieser gesteigerten Aufmerksamkeit kam, was allgemein das Interesse am FF bestimmt hat, was Menschen zum Umdenken bewegt hat, wie die Aufmerksamkeit in den Regionen mit einem FF-Bundesligaclub war usw. Damit könnte man sehr viel mehr anfangen als mit nicht falsifizierbaren Pauschalaussagen.
Und auch die Aussage, dass eine marktwirtschaftliche Perspektive der Wissenschaft geschadet hat, ist mir viel zu generell. Die marktwirtschaftliche Perspektive für den eigenen Bereich hat der Wissenschaft geschadet, wie man aus der eigenen Wissenschaft am meisten Geld macht, aber nicht, wie andere den marktwirtschaftlichen Ertrag ihres Produktes steigern können.

Noch einmal zurück zu den Definitionen: Was sind denn exklusive Qualitäten des Frauenfußballs? Und ist das, was man als exklusive Qualitäten des Frauenfußballs wahrnimmt, tatsächlich exklusiv?

Was Tönnies angeht: In den 20 Jahren, wo er Vorsitzender im Aufsitzsrat war, war Schalke 4x 2., 3x 3., 2x 4., 2x 5., 1x 6. und 2x 7., insgesamt also 14x in den Top 7. In den 39 Jahren davor war Schalke 2× 2., 1x 3., 1x 5., 2x 6., 3x 7., insgesamt also nur 9× in den Top 7.
Ohne Tönnies qualifizierte sich Schalke 9x für das internationale Geschäft, mit ihm 15×. Man kann da also nicht wirklich von Kumpel erfolgreich sprechen.
Bundesliga im TV: Was von EM-Euphorie und Rekordquoten bleibt  | #4  16.09.2022 - 05:24
fmitf
Beiträge: 15
IP: logged
Zitat von Sheldon:
Ich bin mir nicht ganz sicher, was dieser Kommentar für eine weiterführende Aussage hat. Vieles davon mag richtig sein, reagiert aber nicht wirklich auf das, was ich geschrieben habe.
Beispiel: Die Definition von "Attraktivität" mag richtig sein, damit ist aber nicht wirklich was gewonnen, weil "unterschiedliche" oder "hersusragende Eigenschaften" genauso inhaltsleer bleiben, wie das Wort "Attraktivität". Welche Eigenschaften sind es konkret? Das müsste mal bestimmt werden. Das war eben mein Vorwurf, dass alle wie die Kuh vorm Berg stehen und sich über dieses Wunder der Attraktivität reden, ohne dass wirklich irgendjemand mal konkret sagt, worin denn diese Attraktivität besteht und ob ein Anhalten überhaupt erwartbar ist. So bewegen wir uns bloß im luftleeren unproduktiven Raum. Und solange das so ist, kann der FF auch nicht gezielt vorgehen, sondern stolpert weiter vor sich hin.

Dem FF muss es darum gehen, wie diese Attraktivität aufrecht erhalten werden kann und in Geld umgemünzt werden kann, denn der FF kostet Geld und braucht eine Refinanzierung. Dabei helfen leere Floskeln nichts.

Das würde ich auch von einer Medienwissenschaftlerin erwarten. Die Aussagen in diesem Fall sind für mich keine Wissenschaft, die konkrete Resultate und Prognosen liefert, etwa Gründe, wie es zu dieser gesteigerten Aufmerksamkeit kam, was allgemein das Interesse am FF bestimmt hat, was Menschen zum Umdenken bewegt hat, wie die Aufmerksamkeit in den Regionen mit einem FF-Bundesligaclub war usw. Damit könnte man sehr viel mehr anfangen als mit nicht falsifizierbaren Pauschalaussagen.
Und auch die Aussage, dass eine marktwirtschaftliche Perspektive der Wissenschaft geschadet hat, ist mir viel zu generell. Die marktwirtschaftliche Perspektive für den eigenen Bereich hat der Wissenschaft geschadet, wie man aus der eigenen Wissenschaft am meisten Geld macht, aber nicht, wie andere den marktwirtschaftlichen Ertrag ihres Produktes steigern können.

Noch einmal zurück zu den Definitionen: Was sind denn exklusive Qualitäten des Frauenfußballs? Und ist das, was man als exklusive Qualitäten des Frauenfußballs wahrnimmt, tatsächlich exklusiv?

Was Tönnies angeht: In den 20 Jahren, wo er Vorsitzender im Aufsitzsrat war, war Schalke 4x 2., 3x 3., 2x 4., 2x 5., 1x 6. und 2x 7., insgesamt also 14x in den Top 7. In den 39 Jahren davor war Schalke 2× 2., 1x 3., 1x 5., 2x 6., 3x 7., insgesamt also nur 9× in den Top 7.
Ohne Tönnies qualifizierte sich Schalke 9x für das internationale Geschäft, mit ihm 15×. Man kann da also nicht wirklich von Kumpel erfolgreich sprechen.

Es ist in Ordnung, wenn du dir nicht sicher bist, was für eine weiterführende Aussage mein Beitrag hat und hilfreich, wenn du dies kundtust. Ehrlich gesagt ging es mir auch viel mehr um die direkten Aussagen, welche ich wohl noch nachvollziehbarer formulieren könnte.

Ich denke, dass ich in sehr weiten Teilen schon auf deine Gedanken reagiert habe. Ein ausgeklügeltes Finanzkonzept konnte ich dir jedoch nicht vorstellen, das stimmt.
Du hast mich so verstanden, dass eine marktwirtschaftliche Perspektive der Wissenschaft geschadet hätte. Das habe ich nicht gemeint und deshalb von Fokus geschrieben. Deutlicher wären die Formulierungen "beinahe einzige Zielsetzung, Profitstreben gegen die ursprünglich oder öffentlich kommunizierte Zielsetzung, welche die Tätigkeit erst ermöglicht hat etc.)

Deine Forderung, dass es dem Frauenfußball darum gehen muss, diese Attraktivität aufrecht erhalten zu können und, dass da keine leeren Floskeln helfen, kann ich absolut unterstützen.
An der Stelle kann man z.B. eine exklusive Qualität darin sehen -im Vergleich innerhalb des Fußballs auf die Männer bezogen-, dass der gesamte Frauenfußball mit weniger leeren Floskeln auskommt.
Wenn du nicht verstehst, was mit Attraktivität und exklusiven Qualitäten gemeint sein könnte, was motiviert dich, hier etwas längere Texte zu schreiben?

Du hattest geschrieben, dass dir wohler wäre, wenn mehr Würstchenfabrikanten im FF das Sagen hätten und ich mich darauf bezogen. Da ging es mir lediglich darum, dass eine Situation vermeidenswert ist wie zuletzt bei Schalke mit/unter Tönnies.


Beitrag bearbeitet von fmitf, 16.09.22 - 05:41
neues themaAntworten


Foren - Diskussionsforen - News-Forum - Bundesliga im TV: Was von EM-Euphorie und Rekordquoten bleibt