Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?


Foren - Diskussionsforen - News-Forum - Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?

neues themaAntworten
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis? |  Startbeitrag 07.08.2022 - 12:05
  bneidror
Beiträge: 236
IP: logged
Die Fußball-EM der Frauen brach alle Rekorde. Wie geht es nun weiter, was bleibt vom Turnier? Bald steht der Bundesliga-Alltag wieder vor der Tür und dann wird sich zeigen wie viele Fans die Teams live im eigenen Stadion erleben wollen. Wie schneidet die Bundesliga gegen die Women’s Super League ab? Wie leicht kommt man an Tickets und was kosten sie? Deutschland gegen England!

In England scheint sich einiges zu tun. Das Länderspiel im Oktober gegen die USA im Wembley war bereits nach 24 Stunden ausverkauft. Für die Partie der deutschen Auswahl gegen Frankreich in Dresden finden wir auf der Buchungsplattform des DFB noch viele Lücken. Déjà-vu 2011? Ist der Hype um die deutschen Frauen schon wieder vorbei?

Wie schon Twitter-User Sascha Düerkop bei seiner Recherche zu den Tickets und Dauerkarten, mussten wir feststellen, dass Informationen zu Preisen und Verfügbarkeit sechs Wochen vor Saisonstart gar nicht oder nicht leicht zu finden bzw. nicht mehr aktuell sind.

Während wir auf der Seite der FA zu jeder Mannschaft der ersten und auch der zweiten Liga sofort eine schnelle Möglichkeit finden, Tickets meist unkompliziert zu erwerben (https://womenscompetitions.thefa.com/buy-tickets), schauen wir beim DFB in die Röhre und klicken uns bei manch deutschem Verein erfolgslos durch ein Labyrinth. Meldet Arsenal London ein vorzeitiges Ende des Dauerkartenverkaufs, da das Kontingent ausgeschöpft sei oder Manchester City eine Steigerung bei den Ticketverkäufen von 100 %, wissen wir bei Bayern München nicht, ob es überhaupt Dauerkarten gibt.

Die Politik, die Spielerinnen und Funktionär*innen fordern zu Recht das Momentum einer grandiosen EM zu nutzen, um neue Fans sowie erhöhte Sichtbarkeit zu gewinnen und den nächsten spürbaren Schritt einer nötigen Professionalisierung zu setzen. Leider scheint bei den meisten deutschen Vereinen noch nicht angekommen zu sein, das man dafür auch etwas tun muss. Wer keine Chancen kreiert, kann keine Tore schießen.
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #1 08.08.2022 - 00:04
Sheldon
Beiträge: 18
IP: logged
Naja, ob Tickets der richtige Maßstab sind? Aktuell sollte es kein Problem sein, noch bei jedem Spiel Tickets an der Tageskarte abzugreifen. Und mehr als 10 Euro sollten die auch nicht kosten. Wer Dauerkarten will, am besten direkt bei der Clubzentrale durchklicken, da kriegt man die besten Infos.

Ich wüsste nicht, dass irgendwer, der für den FF Tickets haben wollte, schon jemals ernsthafte Probleme hatte, welche zu kriegen. Man muss sich halt auch nicht ganz dämlich anstellen und zu bequemlich sein. Da gibt's definitiv größere Baustellen beim FF.
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #2 08.08.2022 - 10:43
amfani
Beiträge: 9
IP: logged
Zitat von Sheldon:
Naja, ob Tickets der richtige Maßstab sind? Aktuell sollte es kein Problem sein, noch bei jedem Spiel Tickets an der Tageskarte abzugreifen. Und mehr als 10 Euro sollten die auch nicht kosten. Wer Dauerkarten will, am besten direkt bei der Clubzentrale durchklicken, da kriegt man die besten Infos.

Ich wüsste nicht, dass irgendwer, der für den FF Tickets haben wollte, schon jemals ernsthafte Probleme hatte, welche zu kriegen. Man muss sich halt auch nicht ganz dämlich anstellen und zu bequemlich sein. Da gibt's definitiv größere Baustellen beim FF.


Ticketverkäufe sind bestimmt ein wichtiger Maßstab, wenn auch nicht der entscheidende.
Ich gebe dir Recht, wer Tickets für den FF haben wollte, wird keine Probleme gehabt haben sie zu bekommen.
Für die Fans ist es gut die Karten an der Tageskasse erwerben zu können. Für die Vereine weniger, weil sie mit weniger festen Einnahmen rechnen können und ausverkaufte Spiele einen größeren Enthusiasmus vermitteln.
Was in England los ist, ist schlichtweg unglaublich; von innerhalb eines Tages das Wembley Stadion ausverkauft zu haben bis zu Zuschauern, die beim Stand von 5:0 und höher in der Gruppenphase schon so jubeln, als wäre es der EM Sieg. Das ist der momentan ausgelöste Hype und nicht repräsentativ für den FF insgesamt.
Wer aktiv selbst nach Tickets recherchiert um sie zu bekommen, zeigt ein gewisses eigenes Grundinteresse. Zu teuer sollten sie nicht sein, das stimmt. Es sollte möglich sein für verschiedene Bereiche im Stadion angepasste Preise anzubieten.
Beim FF gibt's größere Baustellen; diese können jedoch mit mehr verkauften Tickets und darüber hinaus hohen Einschaltquoten sowie einer erhöhten Gesamtaufmerksamkeit besser behoben werden.


Beitrag bearbeitet von amfani, 08.08.22 - 10:48
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #3 08.08.2022 - 10:50
  bneidror
Beiträge: 236
IP: logged
Zitat von Sheldon:
Naja, ob Tickets der richtige Maßstab sind? Aktuell sollte es kein Problem sein, noch bei jedem Spiel Tickets an der Tageskarte abzugreifen. Und mehr als 10 Euro sollten die auch nicht kosten. Wer Dauerkarten will, am besten direkt bei der Clubzentrale durchklicken, da kriegt man die besten Infos.

Ich wüsste nicht, dass irgendwer, der für den FF Tickets haben wollte, schon jemals ernsthafte Probleme hatte, welche zu kriegen. Man muss sich halt auch nicht ganz dämlich anstellen und zu bequemlich sein. Da gibt's definitiv größere Baustellen beim FF.


Wie bei Sascha Düerkop gut ersichtlich, ist da in Richtung Dauerkarten nicht viel mit durchklicken und leicht Infos finden. Und ja, "sollte" kein Problem sein, "sollten" nicht mehr als 10 Euro kosten. Wieso verkauft man die Tickets nicht jetzt, wo die Nachfrage da ist?
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #4 08.08.2022 - 11:25
amfani
Beiträge: 9
IP: logged
Zitat von bneidror:

Wie bei Sascha Düerkop gut ersichtlich, ist da in Richtung Dauerkarten nicht viel mit durchklicken und leicht Infos finden. Und ja, "sollte" kein Problem sein, "sollten" nicht mehr als 10 Euro kosten. Wieso verkauft man die Tickets nicht jetzt, wo die Nachfrage da ist?

Man fragt sich nicht nur bei den Tickets, warum diese jetzt nicht angeboten werden. Gleiches gilt für die Übertragung der U20 WM, welche übermorgen beginnt.
Fast jedes Land überträgt sie im lokalen Rundfunk, ob noch so klein und nicht qualifiziert, nur in Deutschland (das qualifiziert ist) wird sie ausschließlich im Stream bei fifa+ verfügbar/versteckt sein.
Vielleicht tut sich dort noch etwas, jedoch ist der Übertragungsumfang derzeit so wie auf wenigen Inseln und Entwicklungsländern.


Beitrag bearbeitet von amfani, 08.08.22 - 11:29
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #5 08.08.2022 - 13:09
  bneidror
Beiträge: 236
IP: logged
Zitat von amfani:
Zitat von bneidror:

Wie bei Sascha Düerkop gut ersichtlich, ist da in Richtung Dauerkarten nicht viel mit durchklicken und leicht Infos finden. Und ja, "sollte" kein Problem sein, "sollten" nicht mehr als 10 Euro kosten. Wieso verkauft man die Tickets nicht jetzt, wo die Nachfrage da ist?

Man fragt sich nicht nur bei den Tickets, warum diese jetzt nicht angeboten werden. Gleiches gilt für die Übertragung der U20 WM, welche übermorgen beginnt.
Fast jedes Land überträgt sie im lokalen Rundfunk, ob noch so klein und nicht qualifiziert, nur in Deutschland (das qualifiziert ist) wird sie ausschließlich im Stream bei fifa+ verfügbar/versteckt sein.
Vielleicht tut sich dort noch etwas, jedoch ist der Übertragungsumfang derzeit so wie auf wenigen Inseln und Entwicklungsländern.


Es ist schade. Allerdings hat die deutsche TV-Landschaft auch die letzte U20-WM der Männer mit weitaus zuschauerfreundlicheren Anstoßzeiten nicht übertragen. Da scheint null Interesse zu bestehen. Und dass sie fast jedes Land überträgt... in den USA laufen die Partien im Pay-TV. Dann lieber kostenfrei FIFA+, kann man sich ja auch auf den TV ziehen.
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #6 08.08.2022 - 14:40
Sheldon
Beiträge: 18
IP: logged
Durchklingeln, meinte ich, sorry. Einfach mal anrufen. Wie Uli Hoeneß im Doppelpass.
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #7 08.08.2022 - 15:27
  bneidror
Beiträge: 236
IP: logged
Zitat von Sheldon:
Durchklingeln, meinte ich, sorry. Einfach mal anrufen. Wie Uli Hoeneß im Doppelpass.


Wir haben es mit Emails an die Geschäftsstellen probiert. Da kommen Abwesenheitsnotizen, dass man im Urlaub weilt. Legitim, aber passt ins Bild.
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #8 08.08.2022 - 16:12
Sheldon
Beiträge: 18
IP: logged
Übrigens, was den Vorverkauf von Tickets betrifft, der ist kaum möglich, wenn derzeit nur bis zum 2. Spieltag genau terminiert ist. Wenn theoretisch von Freitag bis Montag jeden Tag gespielt werden kann, dann glaub ich kaum, dass jemand Tickets kaufen wird, solange noch kein genauer Termin feststeht.

Aber das alles ist ja nix Neues. Der Liga fehlt ein vernünftiges Konzept. Es bräuchte einen Ligarat ähnlich der DFL, der die Sachen unabhängig vor allem vom DFB handhabt, von den Vereinen zusammen erstellt.

Und dann braucht es einen vernünftigen Rahmenplan mit festen Zeiten. Am besten alle Spiele auf dieselbe Uhrzeit, am sinnvollsten wieder Sonntags um 14 oder 13:30 Uhr. In der Regel keine Konkurrenz von der Bundesliga (das erste Spiel fängt erst um 15:30 an), und zweite und dritte Liga haben zusammen lediglich 5 Spiele in dieser Zeit. Klar, man hat vllt Konkurrenz durch die Spiele unterklassiger Teams, wodurch manche nicht die Gelegenheit haben, dabei zu sein, aber das ist jetzt nicht unbedingt so sehenswert und die können dann zumindest eine Halbzeit im Vereinsheim schauen.

Und dann gezielt die dritten Programme ansprechen, wenn man erstmal selbst die Vermarktung in die Hand genommen hat. Mindestens im Stream.
Oder ne eigene Konferenz schalten.

Und den Terminplan endlich mal so gestalten, dass genug Puffer ist. Den hat man ohnehin durch die CL-Termine für Nachholspiele, falls wir wieder nen harten Winter kriegen. Aber diese dann auch direkt dafür blockieren.

Darüber hinaus Förderung von Fanclubs und Ultrabewegungen. Und auch sonst Förderung des regionalen Interesses. Man könnte Sichtungswochenenden anbieten mit Higvçhlight Spiel im Stadion und anschließendem Meet and Greet mit den Spielerinnen für die Kids. Man könnte im Vorfeld einen Regiocup für Amateur-FF-Clubs aus der Region anbieten mit anschließendem Stadionbesuch. Usw. Usf. Gibt viele Möglichkeiten.

Wichtig ist, dass die Leute ins Stadion kommen und auch in der ein oder anderen Form dafür zahlen. Dass sich eine nachhaltige und möglichst breite Fankultur entwickelt.

Dafür sollte der Ligarat/DFL, wenn es sie denn mal gibt, einen Preis auslösen, und zwar für das Team, das das bestbesuchte schlechtbesuchteste Spiel hatte. Einmal 10.000 Zuschauer mit irgendwelchen komischen Aktionen ins Stadion zu bekommen, das kann jeder. Wer aber noch 1000 Zuschauer zu einem Spiel bei Frost und Schnee im Februar gegen Meppen zustande bringt, der hat seine Hausaufgaben tatsächlich gemacht.

Aber mal schauen, ob wir das alles noch erleben werden. Schon vor 15 Jahren wäre ein solcher Ligarat absolut notwendig gewesen. Der DFB hat alles abgeblockt, wie es seine Art ist. Damals hätte er noch viel fruchtbarer sein können, denn mit guter Arbeit hätte man die Insolvenz von Duisburg und Bad Neuenahr wie auch den Ausstieg des HSV verhindern können, und auch verhindern können, dass Wolfsburg Potsdam und Duisburg leer kauft. Heute ist das Kind ja schon in den Brunnen gefallen.
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #9 08.08.2022 - 16:34
  bneidror
Beiträge: 236
IP: logged
Zitat von Sheldon:
Übrigens, was den Vorverkauf von Tickets betrifft, der ist kaum möglich, wenn derzeit nur bis zum 2. Spieltag genau terminiert ist. Wenn theoretisch von Freitag bis Montag jeden Tag gespielt werden kann, dann glaub ich kaum, dass jemand Tickets kaufen wird, solange noch kein genauer Termin feststeht.

[..]


Für Dauerkarten braucht es keine Terminierung. In der Herren-Bundesliga ist ab Spieltag 8 auch noch keine genaue Terminierung vorliegend. Und die hatten Ihren Saisonstart schon. Die Vereine nehmen den Hype einfach nicht mit. So schade.
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #10 08.08.2022 - 19:24
Sheldon
Beiträge: 18
IP: logged
Das mit den Dauerkarten kann ich nachvollziehen. Schon mal bei den Fanclubs nachgefragt? Oder bei Mitgliedern? Die können vllt weiterhelfen (je nachdem für welchen Klub)

Ansonsten würde es aber sicher helfen, wenn die Terminierung bereits finalisiert wäre. Spricht ja nicht wirklich was dagegen, v.a. Wenn man alle Spiele gleich terminiert. Dann gibt's weder Vor- noch Nachteile, und die CL-Clubs hätten bei Spielen regelmäßig am Sonntag auch keine Probleme.

Wäre ne gute Sache, wenn man jetzt schon seine Saisonplanung abschließen könnte.
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #11 08.08.2022 - 19:38
  bneidror
Beiträge: 236
IP: logged
Zitat von Sheldon:
Das mit den Dauerkarten kann ich nachvollziehen. Schon mal bei den Fanclubs nachgefragt? Oder bei Mitgliedern? Die können vllt weiterhelfen (je nachdem für welchen Klub)

[..]


Das ist ja der Punkt. Umwege und Irrwege um an Informationen zu kommen. So gewinnt man keine neuen Fans.

BTW Bayern München gibt offiziell keine Saisonkarten aus. Hat man wohl nicht nötig...
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #12 11.08.2022 - 13:19
WendieCnt
Beiträge: 2
IP: logged
Ich kann mir vorstellen, dass gerade für Bayern, Eintracht, Wolfsburg die Schwierigkeit darin besteht, dass evtl. doch Spitzenspiele in den jeweils größeren Stadien der Stadt ausgetragen werden. Durch den Hype der gerade da ist und auch genutzt werden will.
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #13 17.08.2022 - 12:12
Sheldon
Beiträge: 18
IP: logged
Leider hat die U20 an die Erfolge der Frauenmannschaft nicht anschließen können und scheidet bei der U20-WM bereits in der Gruppenphase aus. Die Entwicklung des Nachwuchses muss einem schon große Sorgen machen. Die Klubs tun zu wenig für den Nachwuchs. Das Durchschnittsalter ist dementsprechend in der Liga auch zu hoch. In den letzten 12 Jahren gab es einige Fehlentwicklungen.

2010 standen bei der U20 noch 10 Spielerinnen im Kader, die schon mal den UEFA Cup oder die CL gewonnen hatten: Schumann, Kemme, Schmidt, Bagehorn und Wich mit Potsdam, Prießen, Hegering, Knaak und Popp mit Duisburg sowie Huth mit Frankfurt. Heute stehen im Kader noch genau zwei Spielerinnen, die überhaupt schon mal in der Champions League gespielt haben, mit Jule Kaasen und Gia Corley. Gesamte CL-Erfahrung: 12 Spiele.

Viele haben nicht einmal mehr Bundesliga-Erfahrung. Woher sollen dann bitteschön die Ergebnisse kommen, wenn selbst Stammspielerinnen noch keine BL-Erfahrungen haben (Vobian etwa).

Von nix kommt nix. Dort sind dann eben gerade auch die Top-Mannschaften gefragt für den Nachwuchs zu sorgen.

Was zudem auffällt: Die Zahl der Nationalspielerinnen, die die B-Jugend skippen, also bis es nicht mehr anders geht (16/17) bei Juniorenmannschaften spielen, nimmt massiv zu. Das war früher noch anders und zeigt nur: Die B-Juniorinnenliga führt völlig am Ziel vorbei. Die Spielerinnen, die bis zum Alter von 16-17 Jahren mit und gegen Jungs gespielt haben, haben offensichtlich einen ganz deutlichen Entwicklungsvorteil. Dementsprechend für mich ein Projekt, dass ganz entschieden wieder eingestampft werden sollte, und dafür die Mädchenmannschaften wieder in regionalen Jungsligen integriert werden, wie es früher war. Dann kann man eine Meisterschaft in Form eines Pokals ausspielen, wie früher und kann auch einen Titel vergeben, entlastet aber die Vereine zudem ungemein.

Für den "Hype", den ich nach wie vor nicht sehen kann, ist dieses Ergebnis natürlich ein Schlag ins Genick. Genauso wie der Bundesligastart Mitte September. Mit einem Bundesliga-Start Mitte August hätte man vielleicht das ein oder andere auffangen können, zumal auch durch die Ferienzeit, aber so: Keine Chance! Mich würde es schon wundern, wenn der Schnitt über 1100, 1200 Zuschauer pro Spiel in dieser Saison steigen würde.
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #14 17.08.2022 - 13:44
  bneidror
Beiträge: 236
IP: logged
Zitat von Sheldon:
Leider hat die U20 an die Erfolge der Frauenmannschaft nicht anschließen können und scheidet bei der U20-WM bereits in der Gruppenphase aus. Die Entwicklung des Nachwuchses muss einem schon große Sorgen machen. Die Klubs tun zu wenig für den Nachwuchs. Das Durchschnittsalter ist dementsprechend in der Liga auch zu hoch. In den letzten 12 Jahren gab es einige Fehlentwicklungen.

2010 standen bei der U20 noch 10 Spielerinnen im Kader, die schon mal den UEFA Cup oder die CL gewonnen hatten: Schumann, Kemme, Schmidt, Bagehorn und Wich mit Potsdam, Prießen, Hegering, Knaak und Popp mit Duisburg sowie Huth mit Frankfurt. Heute stehen im Kader noch genau zwei Spielerinnen, die überhaupt schon mal in der Champions League gespielt haben, mit Jule Kaasen und Gia Corley. Gesamte CL-Erfahrung: 12 Spiele.

Viele haben nicht einmal mehr Bundesliga-Erfahrung. Woher sollen dann bitteschön die Ergebnisse kommen, wenn selbst Stammspielerinnen noch keine BL-Erfahrungen haben (Vobian etwa).

Von nix kommt nix. Dort sind dann eben gerade auch die Top-Mannschaften gefragt für den Nachwuchs zu sorgen.

[..]


Dass die Bundesliga ein höheres Durchschnittsalter aufweist, sehe ich nicht als negative Entwicklung. Zeugt es doch eher davon dass die Spielerinnen länger auf diesen Niveau spielen können und dürfen. Durch die stetige Professionalisierung der letzten Jahre sind die Kader der Spitzenvereine nicht mehr voller talentierter Studentinnen, sondern voller internationaler und nationaler Sportlerinnen, die ihren Lebensunterhalt (mit Luft nach oben) verdienen können. Dann müssen halt die Vereine der zweiten Reihe herhalten.

Mit einem Jahrgang, der wohl eher nicht den Nukleus des A-Teams der nächsten Jahre prägen wird, kommen solche Ergebnisse raus. Auch sollte man die Arbeit von Kathrin Peter hinterfragen. Zudem sind Turniere in der Saisonvorbereitung so eine Sache, die Olympiaauswahl der Männer hat 2021 vier Kaderplätze nicht belegen können, weil die Vereine wichtiger scheinen.
Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?  | #15  17.08.2022 - 20:39
Sheldon
Beiträge: 18
IP: logged
Dein Optimismus in allen Ehren, aber dass das Durchschnittsalter in der Bundesliga höher ist, würde ich kaum darauf zurückführen, dass Spielerinnen länger auf dem Niveau spielen können. Das konnten 1. die guten bereits früher (wenn man an Spielerinnen wie Prinz, Grings usw. zurückdenkt), 2. sehe ich die Tatsache, dass Spielerinnen grundsätzlich länger auf höherem Niveau spielen können, nicht als Qualitätsmerkmal, sondern vielmehr als Stagnation, heißt es doch, dass nicht genug Spielerinnen nachkommen, die ihnen diese Plätze streitig machen könnten, 3. sehe ich auch nicht, dass dies sich bei einer tiefgehenderen Analyse bei einem Blick darauf, wie die Kader konkret bestückt sind, rechtfertigen lässt.

Vielmehr fehlt den Topklubs die Geduld und die Motivation, den Nachwuchs heranzuführen, sodass sie sich lieber fertige Spielerinnen aus dem Ausland holen (das Geld ist jetzt schließlich da), die nur allzu selten tatsächlich die Erwartungen zu erfüllen imstande sind.

Den Stand von U20-Spielerinnen sieht man sehr schön etwa bei Wolfsburg daran, wer so bei Spielständen, bei denen Spiele normalerweise entschieden sind, so eingewechselt wird.

Im Pokal gegen Sand etwa beim Stand von 5:0 gegen Sand eine 31-jährige Turid Knaak. In der Liga werden gegen Jena beim Halbzeitstand von 5:0 Hendrich, Pajor, Lattwein, Rauch und Jonsdottir eingewechselt, anstatt mal einer Spielerin aus der zweiten Mannschaft oder der U17 eine Chance zu geben. In anderen Spielen wie beispielsweise gegen Leverkusen dasselbe Bild. In der kompletten letzten Saison stand nicht in einem Spiel eine Spielerin auch nur im Kader, die jünger als 19 war. Ist der Nachwuchs wirklich so schlecht, dass nicht eine Spielerin es verdient hätte, zumindest ein bisschen Spielpraxis zu sammeln? Und wenn ja, woran liegt es, dass der Serienmeister Deutschlands seit Jahren keine vernünftige Nachwuchsarbeit hinbekommt.

Bei Bayern war es nur geringfügig besser: Ganze 242 Einsatzminuten erhielten alle U20-Spielerinnen zusammen, die sich aber immerhin auf 4 Spielerinnen verteilten, außerdem waren immerhin 3 weitere Spielerinnen noch nominiert.

Stattdessen holt man sich für viel Geld eine Viviane Asseyi, die eine halbe Saison Stammspielerin ist und dann 1 1/2 Jahre fast nur noch von der Bank kommt, um nach zwei Jahren wieder weiterzuziehen und insgesamt als Stürmerin maue 13 Tore in 36 Spielen beizusteuern.

Wolfsburg ist da noch extremer: Von Lyon holt man Shanice van de Sanden mit 27 Jahren, immerhin CL-Siegerin und Europameisterin, die in 2 Jahren insgesamt 25 Spiele bestreitet, davon 18mal eingewechselt und es als Flügelstürmerin auf schlappe 4 Tore und 2 Vorlagen bringt und nun nach Liverpool weiterzieht.
Von Atletico holt man die 31jährige Turid Knaak für ein Jahr, die in 16 Spielen 11x eingewechselt wird und als offensive Mittelfeldspielerin ohne Tor und ohne Vorlage bleibt.
Oder von Eindhoven kommt eine Joelle Smits für ein Jahr, wird in 12 Spielen 8x eingewechselt und zieht dann zurück nach Eindhoven.

Man könnte noch so weitermachen. Nein, es liegt ganz und gar nicht daran, dass die Qualität so sonderlich hoch wäre, dass die Jungen da nicht mitwirken können. Es liegt vielmehr daran, dass die großen Clubs nunmal das Geld haben, alte, fertige Spielerinnen für viel Geld mit Verträgen auszustatten und sie dann auf die Bank zu setzen, um sie in der 70. Minute beim Stand von 4:0 einzuwechseln, die dann nach ein oder zwei Jahren durch neue 25- bis 30-jährige Spielerinnen ersetzt werden, die nochmal Meister werden wollen, den Verein aber kaum weiterbringen und den Jungen vor die Nase gesetzt werden, anstatt dass diesen Jungen die nötige regelmäßige Spielpraxis auf höchstem Niveau und das entsprechende Vertrauen entgegengebracht wird.

Und es ist ja jetzt nicht so, dass wir hier in Deutschland die Creme de la Creme in den Clubs hätten, dass das Niveau so hoch wäre. Die internationalen Topstars spielen nicht in Deutschland, sondern in England, Frankreich, Spanien und Italien. Was in Deutschland in den Clubs spielt, sind eben 25- bis 30-jährige Mittelklassespielerinnen, die sich nur deshalb dort halten können, weil die Clubs es sich leisten können, mit Geld um sich zu werfen und lieber kurzfristig eine fertige 25-jährige holen, um sie auf die Bank zu setzen, statt Jugendspielerinnen vernünftig auszubilden und ihnen das Vertrauen zu geben.

Das Ganze erinnert mich sehr an die Zeit um 1996 bei den Männern, wo wir zwar auch Europameister geworden sind, aber in den Vereinen zunehmend mehr überalterte Mittelklassespieler ("Rumpelfußballer") gespielt haben und die Jugend brach lag.

Es mag Ausnahmespielerinnen geben, die über 15-20 Jahre gleichmäßig ihre Qualität bringen. Für das Gros der Spieler trifft das aber nicht zu. Auch im MF nicht. Dort ist die Qualitätsdichte noch viel höher, und dennoch schaffen es bei Bayern Musiala oder Wanner, bei Dortmund Moukoko, Bynoe-Gittens, Bellingham oder Reyna in die 1. Mannschaft. Dennoch gibt es in der Männerbundesliga prozentual mehr U20-Spieler als bei den Frauen U20-Spielerinnen.

Weil dort die Jugendarbeit funktioniert. Weil man sich dort der Aufgabe stellt, junge Spieler zu verpflichten und sie auszubilden. Weil dort jungen Spielern das Vertrauen gegeben wird, auch mal Fehler machen zu dürfen.

All das scheint mir beim FF aktuell nicht gegeben zu sein. Und dann kann Kathrin Peter da auch nicht viel machen. Sie muss schließlich mit den Spielerinnen arbeiten, die die Liga ihr zur Verfügung stellt. Und wenn das nicht reicht, um Kolumbien und Mexiko zu besiegen, dann sagt das einiges über den Stand unserer Nachwuchsausbildung aus.

Und nur zur Verdeutlichung: Die U20 ist nicht ein Jahrgang, es sind mindestens drei Jahrgänge (zwischen U17 und U20). Wer soll denn den Nukleus der N11 bilden, wenn diese drei Jahrgänge ausfallen? Und wer sagt bitteschön, dass die nächsten Jahrgänge soviel erfolgversprechender werden?
neues themaAntworten


Foren - Diskussionsforen - News-Forum - Deutscher Frauenfußball - Quo vadis?