Drei WM-Kommentatorinnen in Kanada


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Drei WM-Kommentatorinnen in Kanada |  Startbeitrag 29.05.2015 - 17:33
flingern-zebra
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IP: logged 		Die Reise nach Kanada ist für Julia Metzner (40) und Stephanie Baczyk (29) in doppelter Hinsicht eine Reise in eine neue Welt. Die beiden Reporterinnen betreten den amerikanischen Kontinent und werden erstmals im TV über die komplette Spielzeit die Begegnungen einer Fußball-Weltmeisterschaft kommentieren, so wie es die Fernsehzuschauer hauptsächlich von Männern wie Bela Rethy oder Reinhold Beckmann kennen. Ihre ZDF-Kollegin Claudia Neumann (50) hat bereits WM-Erfahrung, sie war beim Frauenturnier 2011 im Einsatz.

Fußball, eine Männerdomäne. Während in der Frauen-Bundesliga oft nur ein paar hundert Zuschauer den Spielfeldrand säumen, sind die Stadien bei den männlichen Kollegen wie selbstverständlich meist ausverkauft. Auch hinter den Kulissen ziehen die Männer an den Strippen: Die Kommentatoren der Live-Spiele sind oft bekannt wie bunte Hunde und haben zum Teil Kultstatus erreicht - wie einst Herbert Zimmermann oder die Ruhrpott-Röhren Werner Hansch oder Manfred Breuckmann.

Hat die Frau es im klassischen Männer-Job schwer, ihren Mann zu stehen? Unvergessen ist bei vielen der Lapsus-Klassiker von «Sportstudio»-Moderatorin Carmen Thomas im Jahr 1973, als sie von «Schalke 05» sprach und bald nicht mehr vor der Kamera stand. «Schalke 05 ist bezeichnend für die Menschen, die das noch im Kopf haben», sagt Julia Metzner, die für den Norddeutschen Rundfunk (NDR) im Einsatz ist. «Das ist über 40 Jahre her. Männer machen jede Woche Fehler.» Es gebe immer noch welche, die auf Aussetzer warteten. «Aber warum ist das noch ein Thema?»

Sie habe in ihrem beruflichen Leben nur positive Erfahrungen gemacht, es habe keine bösen E-Mails gesetzt, schließlich sei inzwischen auch hinreichend Vorarbeit durch viele weibliche Kollegen geleistet worden. Stephanie Baczyk, für den Rundfunk Berlin-Brandenburg (ebb) bei der WM am Start, sagt: «Ich komme gut klar mit der Männerwelt.» Dass jemand einen Spruch mache, sei die Ausnahme. «Im Gegenteil: Die männlichen Kollegen freuen sich und bringen auch konstruktive Kritik: Was bringt es, mit Samthandschuhen angefasst zu werden?»

Ein kleiner Unterschied zwischen den noch relativ TV-unerfahrenen ARD-Reporterinnen und ihren ARD-Kollegen Bernd Schmelzer und Claus Lufen besteht aber noch: Deutsche Spiele sind Männersache, während Metzner zum Beispiel USA - Australien oder Baczyk China - Niederlande kommentiert. Beim ZDF kommt Claudia Neumann ihre Erfahrung mittlerweile zugute. Sie wird mit der Begegnung Deutschland gegen Elfenbeinküste am 7.Juni auch die Auftaktpartie des Europameisters im Fernsehen begleiten.

Doch das Ende der Karriereleiter haben die zwei ARD-Reporterinnen noch nicht erreicht. «Klar will ich auch mal bei der Männer-WM als Kommentatorin dabei sein, aber die Frauen-WM ist doch schon riesig», sagt Julia Metzner. «Also: Step by Step.»

Die drei Kommentatorinnen noch einmal in kurzer Vorstellung:

Julia Metzner (40): Die Offenbacherin hat bis zur D-Jugend selber Fußball gespielt, musste aber aufhören, weil damals gemeinsames Duschen nach dem Spiel ausgeschlossen war. Sie war unter anderem für die fremdsprachigen Dienste des australischen Radiosenders SBS tätig, bevor sie zum NDR stieß. Der wichtigste Unterschied zwischen Hörfunk und TV-Reporterin: Klappe halten, denn man müsse im Fernsehen nicht beschreiben, in welchen Farben der VfL Wolfsburg auflaufe.

Stephanie Baczyk (29): Die studierte Sozialwissenschaftlerin aus Hannover ist zwar keine aktive Fußballerin, als Fan von Hannover 96 aber in der Fußball-Welt groß geworden. Sie sagt: «Es ist kein Nachteil, selber nicht Fußball gespielt zu haben. Durch Beobachtung kann ich meine eigenen Schlüsse ziehen.» Sie durchwanderte mehrere berufliche Stationen, volontierte bei Antenne Niedersachsen und tritt in Kanada für den Rundfunk Berlin-Brandenburg an.

Claudia Neumann (50): Sie ist in der Riege der Kommentatorinnen die erfahrenste. Bevor die Rheinländerin 1999 zum ZDF stieß, sammelte sie Berufserfahrung bei RTL, später sieben Jahre lang in der «ran»-Mannschaft von Sat.1. Ihre Premiere als Kommentatorin beim Frauenfußball lieferte sie 2008 bei den Olympischen Spielen ab, 2011 war sie die erste Reporterin, die in Deutschland im TV ein Spiel während einer Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft kommentierte.
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