Interview mit Werder Bremens Mittelfeldspielerin Jasmin Sehan zum Saisonstart


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Interview mit Werder Bremens Mittelfeldspielerin Jasmin Sehan zum Saisonstart |  Startbeitrag 16.09.2022 - 14:11
Framson
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Vor dem ersten Spieltag in der Bundesliga befragen wir die Mittelfeldspielerin Jasmin Sehan von der SV Werder Bremen im exklusiven Soccerdonna-Interview über ihre Eindrücke zum Saisonauftakt, ihre Erwartungen im DFB-Pokal und ihre Einschätzung zur Entwicklung des Frauenfussballs.


Soccerdonna: Die neue Saison steht in den Startlöchern. Wie groß sind Ihre Vorfreude auf die Partie am Sonntag gegen den 1.FFC Turbine Potsdam und allgemein auf die neue Spielzeit?


Jasmin Sehan: Die Vorfreude ist riesig, wieder auf dem Platz zu stehen und in der neuen Bundesligasaison um Punkte zu spielen. Im DFB-Pokal waren wir in der vergangenen Woche bereits erfolgreich, so kann es gerne weitergehen.


Soccerdonna: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die neue Saison, wenn man dabei die umfangreichen Veränderungen im Kader von Werder bedenkt?


Jasmin Sehan: Unser Ziel ist der Klassenerhalt, darin liegt unser Fokus. Wir wollen in der neuen Saison die Ruhe mitbringen, um von Spiel zu Spiel zu schauen und uns kontinuierlich weiter als Team verbessern.


Soccerdonna: Welche Effekte erhoffen Sie sich von den neuen Mitspielerinnen wie Michaela Brandenburg oder Saskia Matheis, wer kann die Mannschaft sofort effektiv verstärken?


Jasmin Sehan: Wir haben die Neuzugänge sehr positiv aufgenommen und ich habe den Eindruck, dass das Einfinden in die Rollen im Team schnell und gut funktioniert. Jede unserer Neuverpflichtungen bringt das Potential mit, uns ein Stück weit stärker zu machen. Da möchte ich keine einzelnen Namen hervorheben. Wichtig ist, dass uns die Breite unseres Kaders erlaubt, während des Spiels Wechsel vorzunehmen, ohne dabei an Qualität zu verlieren. Das ist ein großer Zugewinn, darüber freue ich mich und wir uns als Team.


Soccerdonna: In der vergangenen Saison schaffte Ihre Mannschaft das Kunststück, mit neun erzielten Toren 18 Punkte zu holen. Wie schätzen Sie Ihr Offensivpotential in der neuen Saison ein und wie wichtig wird dabei die Rolle der wieder genesenen Angreiferin Agata Tarczynska ausfallen?


Jasmin Sehan: Es liegt natürlich auf der Hand, dass wir in der neuen Spielzeit mehr Treffer erzielen wollen als in der vergangenen. Wir haben uns dafür in der Vorbereitung anders ausgerichtet als letztes Jahr. Das betraf zum Beispiel die Auswahl unserer Gegnerinnen in den Testspielen vor dem Saisonstart, denn es macht einen großen Unterschied, ob man gegen einen Regionalligisten testet oder gegen die Meisterschaftskandidaten der Bundesliga. Dadurch konnten wir intensiv an der Offensive arbeiten. Agata wird für unser Spiel ihren Teil beitragen, ebenso wie die anderen Spielerinnen im Team. Es wird wichtig für uns sein, dass viele von uns ihre Tore erzielen.


Soccerdonna: In der vergangenen Saison standen vier Siege und sechs Unentschieden zu Buche. Gibt es konkrete Ziele in Zahlen, die sich Coach Thomas Horsch und Ihr Team gesetzt haben, die Sie in dieser Saison erreichen wollen? Eine Wunschplatzierung für das Ende der Saison?


Jasmin Sehan: Wichtig ist für uns, möglichst viele Punkte zu holen. Der Klassenerhalt ist unser Saisonziel. Wir wollen auch nach dieser Spielzeit Bundesligist sein.


Soccerdonna: Welche Teams wollen Sie in dieser Saison unbedingt schlagen, gibt es da Favoriten?


Jasmin Sehan: Cool wäre, wenn uns die eine oder andere Überraschung gelingen würde. Da denke ich an unseren Sieg über die Eintracht aus Frankfurt in der vergangenen Saison. Für uns ist aber wie betont der Klassenerhalt entscheidend. Daher gibt es viele Spiele, wo wir punkten wollen und müssen. Insbesondere in den Duellen mit den direkten Konkurrenten.


Soccerdonna: Im DFB-Pokal hat sich Ihr Team am vergangenen Wochenende mit einem klaren Sieg über die SV Henstedt-Ulzburg durchgesetzt. Wie lautet Ihr Ziel im DFB-Pokal?


Jasmin Sehan: Unser Ziel ist es, jede Runde so konzentriert wie möglich anzugehen. Wir hoffen natürlich, möglichst weit zu kommen.


Soccerdonna: Durch die Aufmerksamkeit für den Frauenfussball während und nach der Euro 2022 wurde oftmals darüber gesprochen, dass der Schwung jetzt mitgenommen und die Sportsparte Frauenfussball weiter etabliert werden müsse. Wo sehen Sie die Möglichkeiten, wo angesetzt werden muss, damit dieser Schwung möglichst gut genutzt wird?


Jasmin Sehan: Die Entwicklung ist sehr erfreulich und natürlich hoffe ich darauf, dass dieses Interesse anhält und weiterwächst. Wir brauchen mehr Akzeptanz für den Sport und wünschen uns, häufiger vergleichbare Bedingungen wie bei den Männern in Anspruch nehmen zu können. Ein Beispiel dafür ist die Austragung von Spielen der Frauenteams in den Männerstadien, die von den Fans einfach anders wahrgenommen werden und uns dadurch pushen. Wenn man sich ansieht, wo der Frauenfussball vor zwei oder drei Jahren stand, hat sich schon einiges getan, aber natürlich noch längst nicht genug.


Soccerdonna: Wenn Sie auf den eigenen Verein, die Trainingsarbeit, die vorhandenen Strukturen schauen – was würden Sie sich wünschen, was ausgebaut und verbessert werden sollte?


Jasmin Sehan: Auch da sehe ich den Vergleich mit den Strukturen der Männer, was bereits bei den Trainingszeiten anfängt, wann wir auf dem Platz stehen können. Es geht weiter bei den Umkleidekabinen, die aktuell weit weg von unseren Trainingsplätzen ist. Ich würde mir eine Aufwertung dieser und weiterer Strukturen wünschen, um eine höhere Stufe der Professionalität zu erreichen und dadurch eine stärkere Repräsentanz zu schaffen. Am Ende hängt das ja alles miteinander zusammen.


Soccerdonna: Die Spielerin des FC Bayern München Giulia Gwinn erreicht durch ihre Aktivitäten auf Social Media eine sehr große Fangemeinde. Könnte das ein Teil der Lösung sein, den Frauenfussball populärer zu machen und in der öffentlichen Aufmerksamkeit zu verankern, indem Spielerinnen noch mehr Aufmerksamkeit über diese Kanäle bündeln oder es zumindest versuchen?


Jasmin Sehan: Absolut. Spielerinnen wie Alexandra Popp, Lina Magull oder Giulia Gwinn zeigen, wie erfolgreich das funktionieren kann und wie wichtig es ist, dass sich Persönlichkeiten des Frauenfussballs in der Öffentlichkeit zeigen und auch äußern.


Soccerdonna: Neben den Vereinen, die Abteilungen für Frauen und Herren unterhalten, bieten Teams wie die SGS Essen oder 1. FFC Turbine Postdam reinen Frauenfussball an. Die Wolfsburger Spielerin Alexandra Popp merkte kürzlich in einem Interview an, dass es diese Vereine langfristig schwieriger haben könnten, sich zu etablieren und im Fokus zu bleiben. Wie schätzen Sie es ein – bedeutet es eine Schwächung, wenn keine Herrenmannschaft im Verein vorhanden ist oder kann es im Sinne eines Alleinstellungsmerkmals auch eine Stärke sein, wenn sich ein Verein ausschließlich über eine Frauenmannschaft definiert?


Jasmin Sehan: Nach meiner persönlichen Meinung denke ich, dass es reine Frauenteams schwieriger haben könnten und dass es von Vorteil ist, wenn die Präsenz des Frauenteams durch einen attraktiven Männerverein unterstützt wird.


Soccerdonna: Sie spielen in der ersten Fussball-Bundesliga. Viele Spielerinnen haben nach wie vor den Bedarf nach einem Broterwerb in einem anderen Hauptberuf. Was muss sich da nach Ihrer Einschätzung ändern und wie bald muss das passieren?


Jasmin Sehan: Wir haben auch Schülerinnen dabei, die aktuell ihr Abitur machen und Auszubildende, die sich mit der Belastung arrangieren müssen. Ich könnte noch weitere Beispiele nennen. Es muss sich auf jeden Fall grundlegend etwas tun. Wir brauchen Grundgehälter, um an dieser Stelle den Druck aus der Sache zu nehmen. Die Ausbildung und Arbeit sind über den Fussball hinaus natürlich sehr wichtig für die Zukunft einer jeden Spielerin, das darf man nicht unterschätzen. Es muss unbedingt eine Entwicklung stattfinden, die hilft, das Ganze besser unter einen Hut zu bekommen.


Soccerdonna: Wie kamen Sie persönlich zum Fussball, wodurch entstanden Ihr Interesse, Ihre Leidenschaft?


Jasmin Sehan: Ich habe einen sieben Jahre älteren Bruder, der mich ins Tor schickte, wenn er mit mir Fussball spielen wollte. Dadurch habe ich sehr früh große Freude am Fussball entwickelt. Mein Vater war erst selbst aktiv und danach Trainer, wodurch ich oft bei Spielen dabei war. Ich war schon immer eng mit dem Fussball verbunden und mein Spaß wuchs, je älter ich wurde. Bald stand das erste Probetraining an.


Soccerdonna: Sie haben während ihrer Zeit für die deutsche Auswahl in der U15 bis zur U17 in 32 Spielen 28 Tore erzielt. Was bedeutet Ihnen diese Zeit im Rückblick und wünschen Sie sich diese Erlebnisse manchmal zurück?


Jasmin Sehan: Heute liegt meine Position eher im Mittelfeld, doch keine Frage: Ich habe sehr gerne in der Nationalmannschaft gespielt.


Soccerdonna: Ihr aktueller Vertrag läuft bis zum kommenden Sommer. Wie sehen Ihre Wünsche aus, wie es danach für Sie weitergehen soll?


Jasmin Sehan: Im Moment richten sich meine Gedanken erst mal auf die neue Saison.


Soccerdonna: Sie laufen mit der Rückennummer 15 auf. Hat diese oder haben Rückennummern generell eine spezielle Bedeutung für Sie?


Jasmin Sehan: Die 15 habe ich schon in Wolfsburg getragen. Als ich zu Werder kam, war die Nummer frei, also bot sich das an. Eine spezielle Bedeutung steckt für mich nicht dahinter.


Soccerdonna: Letzte Frage: Wenn Sie die Tormusik Ihres Teams auswählen dürften, für welchen Song würden Sie sich entscheiden?


Jasmin Sehan: Ich finde die aktuelle Tormusik ( Anm. d. Red.: The Proclaimers: I´m Gonna be - 500 Miles) sehr schön, die kann gerne so bleiben.


Soccerdonna: Vielen Dank für das Interview.

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