Schneeball statt Fußball - Präzedenzfall für Flyeralarm Frauen-Bundesliga?


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Schneeball statt Fußball - Präzedenzfall für Flyeralarm Frauen-Bundesliga? |  Startbeitrag 07.02.2021 - 21:32
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Schneegestöber überraschte selbst die Schiedsrichterin
Wolfsburg. 05.02.2021. Frauen-Bundesliga: ein dauerhaftes Schneegestöber während eines Top-Spiel mit doppelter TV Reichweite (Eurosport, Magenta Sport) wird in die Historie der 50-jährigen "medialen" Geschichte des deutschen Frauenfußball eingehen.

TV Reporter Alex Kunz (Magenta Sport) bezeichnete "die Bedingungen mehr als grenzwertig." VfL Expertin und Reporterin Jasmina Schweimler twitterte live aus dem AOK Stadion: "My unpopular opinion: This game should not have been kicked off at all. I seriously hope nobody gets injured." Ein Twitter Follower antwortete: "Yep, this isn't good conditions to play football match at top level."

"Sofian Chaheds Turbinen legen beim Doublesieger einen couragierten Start hin, gleichen zweimal aus, stehen am Ende aber mit leeren Händen da. Starker Schneefall sorgte für viele Zufallsprodukte auf dem Platz. Eine Absage wäre durchaus vertretbar gewesen," schrieb Christoph Brandhorst für die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ). Dem Spielbericht nach muss der Sportreporter vor Ort gewesen sein.

Im TV Kommentar der Highlights wurde der Sportsender "Eurosport" noch präziser: "Eigentlich hätte man diese Partie nicht anpfeifen sollen, finde ich, bei diesen Platzverhältnissen," erklärte der Sprecher in seiner Einleitung. Im Live Ticker des Fußballmagazins "Kicker" war zu lesen: "Der Schnee liegt knöchelhoch in Wolfsburg. Der knallrote Ball wird in den Anfangsminuten hoch hin und her geschlagen, denn auf dem Boden rollt er nur schwerfällig. Die Spielerinnen selbst haben Probleme sich in dem Schneetreiben auf den Beinen zu halten."

In der Tat, das große Schneetreiben begann gegen 18 Uhr, als ich selber als begeisterter Bahnfahrer in Wolfsburg aus dem ICE gestiegen war. Die Motorhauben der Wolfsburger Taxis vor dem Bahnhofsplatz waren rasch weiß gepudert. Nach einer Viertelstunde war die Schneedecke stark verdichtet.

Was passierte derweil im AOK-Stadion? Die Rasenheizung kam nicht hinterher. Lediglich die Fünfmeter-Räume waren notdürftig vom Schnee befreit, sonst eine kompakte Schneedecke, wichtige Linien undeutlich wahrzunehmen. Durch weiterhin dichten Schneefall kam es zur Rutschpartie. Der Faktor Zufall war die Regel geworden.

Später im Netz: im dpa-Newsroom erscheint gegen 22:36 Uhr ein Spielbericht mit "Null-Komma-Null" Erwähnung der absurden Wetter- & Bodenverhältnisse. Business as usual. "Süddeutsche Zeitung" und "Welt" übernahmen sofort zur Erhöhung ihrer Klickzahlen Buchstabe für Buchstabe den Wortlaut der dpa Nachrichtenagentur. Die Story am Freitagabend gab aber doch für die interessierte Öffentlichkeit mehr her. "Schneeball statt Fußball" titelte leicht ironisch die rührige Jasmina Schweimler im "Sportbuzzer" der "Wolfsburger Zeitung", eine Stunde zuvor, denn sie hatte ihren Arbeitsplatz einige Meter entfernt.

Eine Spielabsage lag in der Luft. Nur allein Schiedsrichterin Mirka Derlin hatte es innerhalb der kurzen Zeitspanne von knapp 60 Minuten vor dem Anpfiff in der Hand, die Partie im AOK Stadion wegen Unbespielbarkeit des Platzes nach den Regeln des DFB abzusagen. Sie tat es nicht, obwohl schon zuvor in Frankfurt und Bremen es wetterbedingt zu Absagen gekommen war. Sämtliche Wetterdienste hatten für den Nordosten starken Schneefall vorausgesagt.

"Der VfL Wolfsburg hat im Topspiel der Flyeralarm Frauen-Bundesliga Turbine Potsdam knapp geschlagen. Nach einem turbulentem Spiel, das von heftigen Schneefällen geprägt war, behielt der deutsche Meister mit 3:2 (2:1) die Oberhand," schrieb Eurosport in der Texterklärung zum Video, dass noch am Abend veröffentlicht wurde. Wolfsburgs Ex-Potsdamerin Felicitas Rauch meinte nach dem Abpfiff, dass sie solche Bodenverhältnisse "nur bei abgesagten Spielen" schon mal gesehen habe und das "viel Zufall dabei war."

Potsdams Co-Trainer Dirk Heinrichs beschrieb einen Tag später die Ereignisse zur möglichen Spielabsage, die sich die meisten Experten gewünscht hätten: „Das Spiel gestern hat ganz klar gezeigt, wo der Fokus des Frauenfußballs liegt. Die Kameras sind aufgebaut, die Sendezeit gebucht und das Spiel muss unbedingt stattfinden. Auch Wolfsburg hatte vorgeschlagen, ein wenig zu warten und später anzupfeifen, um zu schauen, ob sich die Platzverhältnisse noch verändern würden. In der heutigen Zeit hätte man dieses Spiel nicht anpfeifen dürfen."

Auf den offiziellen Spielbericht der 36-jährigen Schiedsrichterin aus Bad Schwartau sollte abgewartet werden. Jedenfalls bestand eine erhöhte Verletzungsgefahr für alle Spielerinnen. Jedenfalls wäre ein Protest der Vereinsführung von Turbine Potsdam beim DFB möglich, durchaus verständlich und gegenüber der Öffentlichkeit vertretbar. Inwieweit die Partie unter irregulären Bedingungen stattgefunden hat, mögen Gremien und die Vereine selbst befinden. Sollte ein Präzedenzfall vorliegen, sollte die Partie unter fairen Bedingungen wiederholt werden.
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