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Türchen Nummer 12: Lotta Schelin – Zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit
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| Türchen Nummer 12: Lotta Schelin – Zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit | Startbeitrag 12.12.2025 - 11:58 |
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emiliebitsch
Beiträge: 0 IP: logged |
Es ist ein warmer Spätsommertag im August 2018, als Lotta Schelin vor die Presse tritt. Die sonst so lockere, lächelnde Stürmerin wirkt einen Moment lang ungewohnt ernst. Ihre Hände liegen gefaltet auf dem Tisch, die Augen wandern über die Köpfe der Journalist:innen im Raum. Dann sagt sie den Satz, den niemand hören wollte: „Mein Körper lässt es nicht mehr zu.“ Eine Nackenverletzung, die sie seit 2017 begleitet, hat chronische Kopfschmerzen verursacht. Es ist der Moment, in dem eine der größten Stürmerinnen Europas ihre Karriere beendet. Ein leiser Abschied für eine Spielerin, die auf dem Platz oft für das genaue Gegenteil stand: Tempo, Präsenz, Torgefahr. Doch dieser Moment zeigt, was sie immer ausgemacht hat: Ehrlichkeit, Stärke und ein tiefes Bewusstsein für ihren Weg. Die Anfänge eines Naturtalents Lotta Schelin wächst in Trångsund, südlich von Stockholm, auf – ein ruhiger Ort, der den Grundstein für eine Karriere legt, die später in den großen Fußballmetropolen gefeiert wird. Schelin beginnt früh, sich für Sport zu begeistern, probiert viel aus, landet aber immer wieder beim Fußball. Schon im Jugendbereich fällt sie auf: lang, schnell, athletisch, mit einer Dynamik, die selten ist. Bei Mölnlycke IF wird schnell klar, dass sie ein Talent besitzt, das weit über den lokalen Fußball hinausgeht. Mit 17 Jahren debütiert sie in der Damallsvenskan für den Kopparbergs/Göteborg FC. Die Liga ist damals stark, aber strukturell weit entfernt von dem professionellen Umfeld, das Spielerinnen heute vorfinden. Trotzdem setzt Schelin sich durch. Ihr Spiel ist direkt, zielstrebig, fast instinktiv. Sie wirkt nie „gemacht“, sondern natürlich, als hätte sie das Toreschießen einfach im Gefühl. Nach einigen Jahren in Göteborg, in denen sie sich zur gefährlichsten Angreiferin der Liga entwickelt, klopft der internationale Fußball an. Der große Schritt: Olympique Lyon und die Ära der Titel Als Schelin 2008 zu Olympique Lyonnais wechselt, ist der französische Klub gerade dabei, zur globalen Spitzenadresse des Frauenfußballs zu werden. Der Schritt ist groß: neuer Verein, neue Kultur, höherer Leistungsdruck. Doch für Schelin ist es der perfekte Moment. In Lyon wächst sie über sich hinaus und entwickelt sich endgültig zu einer der besten Stürmerinnen Europas. Die Kombination aus Schnelligkeit und ihrem außergewöhnlichen Timing macht sie nahezu unberechenbar. In Frankreich spielt sie nicht nur mit internationalen Topspielerinnen zusammen, sie wird selbst zu einer. Sie gewinnt acht Meistertitel, fünf Pokale und vor allem drei Champions-League-Trophäen. Schelin ist nicht die Spielerin, die jede Szene laut feiert, aber sie ist diejenige, die Lyon immer wieder in entscheidenden Momenten rettet. Und das lässt sich auch in Zahlen bestätigen: In 150 Spielen erzielte die heute 41-Jährige 140 Tore – nahezu ein Tor pro Spiel. Es sind diese Jahre, die ihren Namen weltweit bekannt machen. Und es ist die Zeit, die viele junge Spielerinnen dazu bewegt, ihren Weg ins Ausland zu suchen. Denn Schelin hat gezeigt, dass eine Schwedin nicht nur mithalten, sondern dominieren kann. Eine Konstante im Nationalteam Lotta Schelin trägt das schwedische Trikot dreizehn Jahre lang und wird eine der wichtigsten Figuren der Nationalmannschaft. 185 Länderspiele, 88 Tore – Rekordwerte, die ihre Bedeutung unterstreichen. In einem Team, das oft zwischen Euphorie und Druck schwankt, ist sie ein Ruhepol. Keine, die sich in den Vordergrund drängt, aber eine, die Verantwortung übernimmt, wenn es darauf ankommt. Beim Amtsantritt von Pia Sundhage übernahm sie gemeinsam mit Caroline Seger die Kapitäninrolle. Bei der WM 2011 führt sie Schweden mit ihren Treffern zu Bronze. Es ist ein Turnier, in dem sie endgültig in die Weltklasse aufsteigt. 2016 folgt der nächste große Moment: das olympische Finale von Rio. Schweden verliert zwar gegen Deutschland, doch die Silbermedaille bleibt ein Meilenstein. Auch, weil Schelin trotz körperlicher Probleme bis zum Schluss kämpft. Ihr Spielstil ist simpel zu beschrieben, aber schwer zu verteidigen: Sie besitzt ein außergewöhnliches Gefühl für Räume, einen enorm schnellen ersten Schritt und einen Abschluss, der in seiner Klarheit kaum zu überbieten ist. Schelin braucht oft nur einen Kontakt, um ein Spiel zu verändern. Der Kampf gegen den eigenen Körper Dass die Karriere einer Spielerin wie Schelin aus medizinischen Gründen enden muss, wirkt fast ungerecht. 2017 erleidet sie eine schwere Nackenverletzung, die zunächst harmlos wirkt, sich aber als weitreichender entpuppt. Es folgen Kopfschmerzen, Schwindel, Probleme bei Kopfbewegungen. Für eine Profisportlerin kaum zu überstehen. Sie kämpft, versucht zurückzukommen, bleibt geduldig. Doch irgendwann merkt sie: Ihr Körper entscheidet. Der Rücktritt 2018 ist die logische, aber harte Konsequenz. Auf der Pressekonferenz wirkt sie nicht gebrochen, sondern klar. Sie weiß, dass ihr Vermächtnis bleibt, auch ohne weitere Tore. Und vielleicht hat sie gerade durch diesen verletzungsbedingten Abschied vielen Spielerinnen gezeigt, wie wichtig es ist, auf den eigenen Körper zu hören. Nach der Karriere: Einfluss ohne Trikot Lotta Schelin bleibt auch nach dem Karriereende eine wichtige Figur im Fußball. Sie engagiert sich in Schweden für Nachwuchsarbeit, wird Botschafterin für die UEFA Playmakers-Initiative, die Mädchen spielerisch den Weg in den Fußball ermöglicht. Sie spricht offen über mental health, über Verletzungen und über die Bedeutung fairer Strukturen im Frauensport. Heute sieht sie dem Spiel nicht mehr vom Spielfeld aus zu, sondern mit dem Blick einer Mentorin. Und obwohl sie nicht mehr selbst trifft, trifft sie weiterhin Entscheidungen, die die Zukunft prägen. Eine Stürmerin, die Generationen beeinflusste Was Lotta Schelin so besonders macht, ist nicht nur ihre Statistik. Es ist die Art, wie sie sie erreicht hat: unaufgeregt, fokussiert, menschlich. Sie war nie eine Spielerin der großen Worte, sondern der klaren Momente. Tore, die ein Spiel veränderten. Laufwege, die den Unterschied machten. Präsenz, die Sicherheit gab. Sie hat den Weg für schwedische Spielerinnen geebnet, hat Lyon mitgeprägt und internationale Maßstäbe gesetzt. Und sie hat gezeigt, dass Größe nicht laut sein muss. Manchmal reicht es, einfach konsequent den eigenen Weg zu gehen. Lotta Schelin war eine Stürmerin, die den europäischen Fußball über Jahre definierte. Und sie bleibt eine Legende, deren Karriere vielleicht leiser endete, deren Wirkung aber bis heute weit über die Tore hinaus klingt. |
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