Türchen Nummer 17: Alex Morgan – Das Gesicht des amerikanischen Fußballs


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Türchen Nummer 17: Alex Morgan – Das Gesicht des amerikanischen Fußballs |  Startbeitrag 17.12.2025 - 13:38
  emiliebitsch
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Noch knapp 30 Sekunden sind zu spielen, als sich Alex Morgan in der 123. Minute in die Herzen der amerikanischen Fußballfans köpfte. Bei den Olympischen Spielen 2012 erzielte sie in der Nachspielzeit der Verlängerung beim Stand von 3:3 den Siegtreffer gegen die Rivalen aus Kanada und sicherte ihrer Mannschaft den Einzug ins Finale, welches sie gewinnen würden. Morgan festigte damit ihre Rolle für die kommenden Jahre in der Mannschaft: Als Torjägerin, als Star der Mannschaft, als Gesicht des amerikanischen Fußballs.

Eine bewegte Vereinskarriere

Alex Morgan wurde am 2. Juli 1989 in San Dimas, Kalifornien, geboren. Während ihrer Kindheit und Jugend probierte sie sich in vielen verschiedenen Sportarten. Fußball war auch dabei, in einen Verein trat sie allerdings erst mit 14 Jahren ein. Dort wurde ihr Talent schnell sehr deutlich und sie stach zwischen ihren Mitspielerinnen hervor. Wie in den USA üblich, spielte Morgan danach für ihr College, Berkeley, und wurde direkt in ihrer ersten Saison die beste Torschützin für ihre Mannschaft. Ein Titel, der sich beinahe konstant durch ihre Karriere zog.

Nachdem sie sich durch ihre vielen Tore und herausragenden Leistungen im College beweisen konnte, wurde Morgan 2011 im sogenannten College-Draft als erste Spielerin von Western New York Flash ausgewählt und begann dort ihre Karriere als Fußballprofi. Allerdings wurde die damalige US-Liga, Women’s Professional Soccer (WPS), bereits ein Jahr später im Januar 2012 aufgelöst und die amerikanischen Fußballerinnen standen plötzlich ohne Liga da. Um sich im olympischen Jahr 2012 fit zu halten und Spielpraxis zu sammeln, spielte Alex Morgan mit einigen Mitspielerinnen aus der Nationalmannschaft bei den Seattle Sounders Women in einer semi-professionellen Liga, bevor 2013 die National Women’s Soccer League (NWSL) gegründet wurde. Mit der Gründung der Liga wurde Morgan beim Portland Thorns FC unter Vertrag genommen. In ihrer ersten Saison belegte die Mannschaft den dritten Platz und gewann nach den Play-Offs die Meisterschaft. Morgan und die kanadische Nationalspielerin Christine Sinclair schossen die meisten Tore für ihr Team.

Zur Saison 2016 wechselte Alex Morgan zu Orlando Pride. Nach nur einer Saison entschloss sich die heute 36-Jährige für einen Wechsel nach Europa und unterschrieb im Januar 2017 einen Vertrag über sechs Monate bei Olympique Lyonnais. Morgan gewann in ihrer kurzen Zeit in Lyon die französische Meisterschaft, den Pokal und die UEFA Women’s Champions League. Nach einem halben Jahr kehrte sie nach Orlando zurück und spielte die zweite Hälfte der NWSL Saison, in der sie neun Tore und vier Vorlagen in nur 14 Spielen erzielte.

2019 lief Morgan nur selten für ihren Verein auf, da sie einen großen Teil der Saison mit der Nationalmannschaft verbrachte. Nach der Weltmeisterschaft kehrte sie mit einer Verletzung zurück und gab schließlich im Herbst 2019 ihre erste Schwangerschaft bekannt. Nach der Geburt ihrer Tochter folgte für die Amerikanerin ein zweiter kurzer Aufenthalt in Europa: Sie stand von September bis Dezember 2020 bei Tottenham Hotspur unter Vertrag, um wieder fit zu werden.

Die letzte Station ihrer Vereins-Karriere war beim 2022 neugegründete Club San Diego Wave. In der ersten Saison konnte das Team bereits die Playoffs erreichen. Morgan leistete dazu einen großen Beitrag und erzielte 15 Tore in 17 Spielen, ihre persönliche Bestmarke auf Vereinsebene. Insgesamt konnte sie von 2022 bis 2024 23 Tore und neun Vorlagen in 50 Spielen für San Diego Wave verbuchen.

Am 8. September 2024 spielte sie das letztes Spiel ihrer Karriere, in dem sie nach symbolischen dreizehn Minuten – in Anlehnung an ihre Rückennummer – ausgewechselt wurde.

Erfolgreich mit der Nationalmannschaft

Bereits als Studentin wurde Alex Morgan zum ersten Mal für die A-Nationalmannschaft berufen und absolvierte am 31. März 2010 ihr erstes Spiel. Im Oktober desselben Jahres erzielte sie ihr erstes Tor für die US-Nationalmannschaft. Vorbereitet wurde das Tor von Abby Wambach, was ein Vorzeichen für die erfolgreiche Partnerschaft der beiden Spielerinnen war.

2011 wurde sie als jüngste Spielerin im Kader der USA für die Weltmeisterschaft in Deutschland nominiert. Dort war sie die erste Spielerin, die jemals ein Tor und eine Vorlage in einem WM-Finale machte, auch wenn die USA letztendlich im Elfmeterschießen gegen Japan verloren.

Ab 2012 war Morgan ein fester Bestandteil der Startelf und bildete ein Sturm-Duo mit Wambach. Von Januar bis Mai erzielte sie 14 Tore in zwölf Spielen für die Nationalmannschaft. Diese erfolgreiche Serie konnte sie auch bei den Olympischen Spielen in London fortsetzen.

Das Jahr 2012 war das torreichste Jahr für die Nationalmannschaft in Morgans Karriere, sie schoss in 31 Spielen insgesamt 28 Tore und legte 21 weitere vor. Viele der Vorlagen waren für Wambach und umgekehrt. Wambach sagte zu der Dynamik: „Alex hat meine Karriere irgendwie verlängert, […] weil es mir so viel Spaß macht, wieder mit einer anderen Stürmerin zusammenzuspielen.“

2015 gewann Morgan zum ersten Mal die Weltmeisterschaft. Sie verpasste aufgrund einer Verletzung die ersten zwei Spiele des Turniers, spielte danach aber alle Partien von Beginn an. In diesem Turnier wurde deutlich, dass die Stürmerin nicht nur durch ihre Torgefährlichkeit, sondern auch als Ziel für Fouls der Mannschaft dienen konnte: Sie holte sowohl im Achtel- als auch im Halbfinale Elfmeter für die USA raus.

Vier Jahre später gewannen die USA erneut die Weltmeisterschaft. Co-Kapitänin Morgan trug dazu unter anderem mit fünf Toren und drei Vorlagen im ersten Gruppenspiel bei, welches die USA 13:0 gegen Thailand gewann. An Morgans 30. Geburtstag fand das Halbfinale gegen England statt, in dem sie das Tor zum 2:1 Endstand erzielte. Sie feierte das Tor mit einer Geste, bei der sie das Teetrinken imitierte. Besonders die Gegnerinnen aus England waren über diesen Torjubel nicht erfreut.

Während des Turniers wurde sehr deutlich wie Morgans Bewegungsabläufe Räume für ihre Mitspielerinnen schafften, die dadurch treffen konnten. Ihre Arbeit ohne den Ball machte sich besonders im Finale gegen die Niederlande bemerkbar: Zunächst wurde sie wieder zum Ziel eines gegnerischen Fouls und holte den Elfmeter, den Megan Rapinoe zum 1:0 verwandelte. Und in der zweiten Halbzeit zog sie bei einem Angriff die niederländische Abwehr auf sich und machte den Raum frei, den Rose Lavelle nutzte, um den 2:0 Endstand zu erzielen.

Morgan absolvierte insgesamt 224 Spiele für die Nationalmannschaft, in denen sie 123 Tore und 53 Vorlagen verbuchen konnte.

Einfluss neben dem Platz

Alex Morgan nutzte während ihrer Karriere ihre Platform und den Namen, den sie sich in der Fußballwelt erarbeitet hatte, immer wieder, um sich für die Weiterentwicklung des Sports und vor allem für eine Verbesserung der Bedingungen für Spielerinnen einzusetzen.

So war sie eine von fünf Spielerinnen, die 2016 eine Beschwerde gegen den amerikanischen Fußballverband vor der Equal Employment Opportunity Commission einreichten, weil der Verband gegen das Lohngleichheitsgesetzt verstoßen habe. Die Nationalmannschaft gab an, dass die weiblichen Spielerinnen vom Verband deutlich niedriger bezahlt wurden als die Spieler der männlichen Nationalmannschaft. Ein Vergleich der dabei angeführt wurde, waren die Boni, die die beiden Mannschaften nach ihren jeweiligen Weltmeisterschaften bekamen: Die Frauen erhielten insgesamt zwei Millionen US-Dollar für den Sieg der WM 2015, die Männer bekamen 2014 insgesamt neun Millionen US-Dollar für das Ausscheiden im Achtelfinale.

Es folgten sechs lange Jahre Rechtsstreit mit dem eigenen Verband, in dem Morgan immer wieder sowohl den Medien gegenüber als auch im Prozess als Sprachrohr der Mannschaft auftrat. Im Februar 2022 gewannen die Spielerinnen der USA den Kampf um den Equal Pay. Der Verband musste fortan die gleiche Bezahlung für männliche und weibliche Fußballer:innen bei Freundschaftsspielen, kleineren Turnieren und auch bei Weltmeisterschaften zahlen. Morgan bezeichnete diesen Sieg später als den größten Erfolg ihrer Karriere.

Des Weiteren setzte sie sowohl ihren jeweiligen Vereine als auch den amerikanischen Verband unter Druck, die Bedingungen für Mütter zu verbessern. Mit Orlando Pride gab es nach einigen Verhandlungen eine Vereinbarung, dass ihre Tochter und eine Betreuung zu Auswärtsspielen mit dem Team reisen konnten. Auch zum Speisesaal und der Umkleidekabine wurde ihrer Tochter letztlich Eintritt gewährt. Hiermit konnte sie Standards durchsetzen, die 2024 als Teil des neuen Tarifvertrags für die Liga implementiert wurden.

Es gibt viele weitere größere und kleinere Beispiele während ihrer aktiven Karriere, in denen sich Morgan für ihre Mitspielerinnen und die Entwicklung des Sports einsetzte. Naomi Girma fasste das Engagement von Alex Morgan sehr treffend zusammen: „Wie sie ihre Plattform und ihre Stimme für das Gute eingesetzt hat – das hätte sie nicht tun müssen, aber sie hat es wirklich auf sich genommen.“

Morgan schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, den Sport besser zu hinterlassen als sie ihn vorgefunden hatte. Ihre sportlichen Leistungen und vielen Tore, besonders für die Nationalmannschaft, sprachen dabei für sich. Sie erarbeitete sich dadurch im Laufe der Jahre einen Stand im Fußball, der es ihr erlaubte, unbequem für Entscheidungsträger:innen zu sein, Dinge zu hinterfragen und für sich und ihre Mitspielerinnen einzufordern.
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