02.05.2012 - 19:08 Uhr | News | Quelle: Soccerdonna | von: Frank Sprude
Maike Vogler: «Es schmerzt noch»

-
Maike Vogler ist Torhüterin beim Regionalligisten VfL Bochum, der in die Zweite Liga aufsteigen will. Im Interview mit Frank Sprude spricht die 26-Jährige über ein besonderes Spiel, warum es der VfL in diesem Jahr packt und über ihre eigenen Ambitionen.

Soccerdonna.de: Hallo Frau Vogler, der VfL Bochum ist fünf Spieltage vor Schluss Tabellenzweiter in der Regionalliga West. Ihr Verein liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem 1. FFC Recklinghausen, der zurzeit zwei Punkte mehr hat. Gehen Sie davon aus, dass der Aufstieg am vorletzten Spieltag entschieden wird, wenn der VfL zu Hause Recklinghausen empfängt?

Maike Vogler: Ich gehe davon aus, dass wir aufsteigen werden. Ob sich dies am vorletzten Spieltag oder früher entscheiden wird, ist nicht so wichtig. Wobei dies für die Zuschauer sicherlich spannender sein würde.

Soccerdonna.de: Wird es am Ende auf einen Zweikampf hinauslaufen, oder erwarten Sie, dass noch ein Team wie Sportfreunde Siegen in den Aufstiegskampf eingreifen wird?

Maike Vogler: In diesem Jahr ist die Konkurrenz um den Aufstieg größer, als es in der vergangenen Saison der Fall war. Niemand von uns hat gedacht, dass der Aufstieg ein reiner Selbstläufer wird. Natürlich werden die Spiele gegen Siegen und Recklinghausen Highlights, aber auch die anderen Mannschaften dürfen wir nicht unterschätzen.

Soccerdonna.de: Am letzten, entscheidenden Spieltag der vergangenen Saison gegen Borussia Mönchengladbach hatten Sie mehr als 1000 Zuschauer. Rechnen Sie mit einem ähnlichen Zuspruch am 3. Juni, wenn Recklinghausen zum vielleicht entscheidenden Duell kommt?

Maike Vogler: Ich hoffe es sehr. Für uns Spielerinnen ist solch ein Spiel etwas ganz Besonderes. Zum einen die lokale Nähe zu Recklinghausen und zum anderen die Möglichkeit, in einem Heimspiel den Aufstieg perfekt zu machen. Und wenn dann auch noch so viele Zuschauer vor Ort sind, steigert das natürlich unsere Euphorie.

Soccerdonna.de: Sie verloren das Spiel 1:3, und Gladbach stieg auf. Lag das auch an der unerwarteten Kulisse, war die Mannschaft nervös? Sie hatten ja noch nie vor so vielen Zuschauern gespielt.

Maike Vogler: Natürlich waren wir nervös. Aber ich glaube, dass es nicht nur an der enormen Zuschauerzahl lag. Es kamen viele Umstände zusammen. Uns wurde ein reguläres Tor aberkannt, welches das Spiel sicherlich noch einmal spannend gemacht hätte. Danach sind wir leider etwas eingebrochen.

Soccerdonna.de: War eventuell auch die überraschende Trennung von Trainer Roger Dorny vor einem Jahr ein Grund, dass es am Ende nicht gereicht hatte?

Maike Vogler: Nein, die Trennung von Roger Dorny war mit Sicherheit kein Grund für den verpassten Aufstieg. Die Trennung fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Leistung der Mannschaft etwas einbrach. Der Verein hat versucht, durch einen Trainerwechsel noch einmal auf die Mannschaft einzuwirken und eventuell neue Reizpunkte zu setzen. Was ja auch gelungen ist. Die Leistung der Mannschaft wurde unter dem neuen Trainer Thomas Reis wieder konstanter, der Zusammenhalt intern noch stärker. Warum es schließlich nicht gereicht hat, wird vielerlei Gründe haben. Es lässt sich aber mit Sicherheit nicht auf den Trainerwechsel reduzieren.

Soccerdonna.de: Mönchengladbach war vergangene Saison der Alptraum des VfL Bochum – bei den Männern so wie bei den Frauen. Wie sehr schmerzt der verpasste Aufstieg?

Maike Vogler: Natürlich schmerzt es noch ein wenig. Gerade wenn man sieht, wie gut sich Gladbach in der Zweiten Liga etabliert hat, und dies mit einer kaum veränderten Mannschaft. Aber eigentlich ist das kein Thema mehr. Wir haben in diesem Jahr eine neue Chance, den Aufstieg zu realisieren, und werden alles dafür tun, dass uns das auch gelingen wird.

Soccerdonna.de: Haben Sie nicht die Befürchtung, das sich die knapp verpassten Aufstiege in den vergangenen Jahren negativ auf die Köpfe der Spielerinnen auswirken?

Maike Vogler: Ich glaube, dass wir aus den Fehlern der vergangenen Jahre vieles gelernt haben und davon auch profitieren können. Sicherlich wird auch die mentale Stärke ein ausschlaggebender Punkt sein. Wir müssen beweisen, dass wir mit dem Druck, aufsteigen zu wollen, umgehen können. Ich denke, dass wir in diesem Jahr diesen Punkt erreicht haben und am Ende der Saison verdient aufsteigen werden.

Soccerdonna.de: Verfolgen Sie auch das Geschehen in den oberen Ligen?

Maike Vogler: Natürlich. Vor allem die beiden Bundesligisten aus der näheren Umgebung, Essen-Schönebeck und FCR 2001 Duisburg.

Soccerdonna.de: Was sagen Sie zum Auftritt der Freiburgerinnen als Aufsteiger?

Maike Vogler: Ich finde es überraschend, dass Freiburg eine so gute Rolle in der Hinrunde gespielt hat und Mannschaften wie Bayer Leverkusen viel größere Probleme haben. In der Vergangenheit war es doch meist so, dass die Aufsteiger relativ chancenlos wieder nach unten gereicht wurden. Es zeigt sich momentan, dass die Leistungsdichte größer wird, und dies auch schon in den beiden Zweiten Ligen.

Soccerdonna.de: In der Nord-Gruppe könnte ja in der nächsten Saison auch der VfL spielen. Wie sehen Sie das Gefälle zwischen Regionalliga und Zweiter Liga?

Maike Vogler: Der Sprung ist mit Sicherheit groß. Aber mit einer intakten Mannschaft und gezielten Verstärkungen kann man diesen sicherlich schaffen.

Soccerdonna.de: Wie haben Sie das überraschende Aus von Dilkrath mitbekommen und wie finden sie das sportliche Verhalten dieses Vereins gegenüber ihren Nachbarinnen von der SG Lütgendortmund, die aus der Regionalliga absteigen mussten?

Maike Vogler: Es gab bereits vor der Saison Gerüchte, dass Dilkrath keine Mannschaft für den Saisonbetrieb würde stellen können. Dass sich dies zu Saisonbeginn bestätigte, war trotzdem für uns alle eine große Überraschung. Jedoch glaube ich nicht, dass es eine Benachteiligung anderer Mannschaften gegeben hat. Auch wenn die betroffenen Vereine das anders darstellen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es funktioniert, innerhalb einer sehr kurzen Zeit eine konkurrenzfähige Regionalligamannschaft zu formieren. Vor allem, da das zu einem Zeitpunkt hätte stattfinden müssen, an dem die meisten Transfers bereits getätigt wurden.

Soccerdonna.de: Wann haben Sie mit dem Fußballspielen begonnen?

Maike Vogler: Ich war so vier oder fünf Jahre alt, als ich bei den Mini-Kickern anfing. Mit zehn Jahren wechselte ich dann nach Vorwärts Kornharpen in eine reine Mädchenmannschaft. Dort fand gerade ein Umbruch statt. Es wurde dringend eine Torhüterin gesucht. Ich probierte das aus und bin dann dieser Position treu geblieben.

Soccerdonna.de: Sie spielen nun im vierten Jahr mit Bochum in der Regionalliga. Gab es schon einmal die Chance, in eine höhere Spielklasse zu wechseln?

Maike Vogler: Die Chance gab es durchaus. Allerdings kamen zu diesem Zeitpunkt viele Dinge zusammen. Ich hatte mich verletzt und musste aussetzen. Hinzu kam der Zusammenschluss mit dem VfL Bochum, welcher mich schlussendlich dazu veranlasste, hier zu bleiben.

Soccerdonna.de: Im Sommer 2010 hatten Sie sich mit der gesamten Frauen-Mannschaft des TuS Harpen dem VfL Bochum angeschlossen. Was war der Grund?

Maike Vogler: Es bestand zu diesem Zeitpunkt bereits eine Kooperation der beiden Vereine. In diesem Jahr zeigte sich, dass der TuS Harpen nicht die Bedingungen für ein weiteres Jahr in der Regionalliga erfüllen konnte. Und gleichzeitig wollte sich der VfL Bochum stärker im Mädchen- und Frauenfußball engagieren. Da lag dieser Wechsel nahe.

Soccerdonna.de: Was ist beim VfL anders?

Maike Vogler: Für eine gebürtige Bochumerin ist es natürlich etwas Besonderes, wenn man für den VfL Bochum spielen kann. Es ist schwierig, einen Vergleich zu ziehen zwischen den Bedingungen beim VfL und denen beim TuS Harpen zuvor. Wir wurden perfekt integriert und profitieren enorm von den sehr professionellen Strukturen. Ob die medizinische Abteilung oder die Trainingsbedingungen – ein Verein wie der VfL Bochum bietet natürlich ganz andere Voraussetzungen, als es TuS Harpen je gekonnt hätte.

Soccerdonna.de: Hat Ihre Frauenmannschaft vielleicht sogar entscheidende Vorteile gegenüber einem Team wie Recklinghausen, weil Sie bei einem großen Verein wie dem VfL Bochum mit professionellen Strukturen spielen?

Maike Vogler: Ich denke schon, dass das grundsätzlich ein Vorteil sein kann. Denn wir können uns so völlig auf den sportlichen Bereich konzentrieren. Ob es aber auch Vorteile gegenüber Recklinghausen gibt, ist schwer zu beurteilen, denn Recklinghausen kooperiert mit Schalke 04 und wird davon wahrscheinlich auch profitieren.

Soccerdonna.de: Hat man als Spielerin des VfL Bochum Kontakt zur Männermannschaft, läuft man sich mal über den Weg?

Maike Vogler: Manchmal, zum Beispiel auf der gemeinsamen Weihnachtsfeier sitzen wir zusammen. Allerdings haben wir ansonsten völlig unterschiedliche Trainingszeiten und von daher relativ wenige Berührungspunkte.

Soccerdonna.de: Sie sind 26 Jahre alt. Sind Sie bestrebt, noch mal höherklassig zu spielen – unabhängig vom möglichen Aufstieg?

Maike Vogler: Mit Sicherheit möchte ich in meiner Laufbahn auch noch einmal höherklassig spielen. Aber vordergründig steht der Erfolg mit dem VfL Bochum.

Soccerdonna.de: Wie sieht das Leben eine Regionalligaspielerin aus, wie oft trainieren Sie in der Woche?

Maike Vogler: Wir trainieren drei- bis viermal in der Woche. Hinzu kommen noch gesonderte Kraft- und Konditionseinheiten.

Soccerdonna.de: Das ist viel. Haben Sie neben Sport und Beruf noch Zeit für weitere Hobbys?

Maike Vogler: Mit Abstrichen. Sicherlich keines in dieser intensiven Form. Aber mit ein wenig Flexibilität habe ich die Chance, auch anderen Dingen nachzugehen. Sei es ein gutes Buch zu lesen, oder mich mit Freunden zu treffen.

Soccerdonna.de: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Vogler, und alles Gute.

Aktuelle Interviews

22.04.2024 - 14:17 Uhr
Jil Frehse: Ich habe wirklich gedacht, dass ist ein Scherz
Derzeit spielen 319 Spielerinnen in der Google Pixel Frauen Bundesliga. Spi...nstruktiver Kritik, aber ich bin glaube ich niemand, den man hassen kann.
weiterlesen
31.01.2024 - 15:06 Uhr
Livia Peng: Es war unbeschreiblich eine WM zu erleben
Seit Sommer ist Sie die neue Nummer 1 beim SV Werder Bremen. Die Schweizer ...Torhüterinnen und sich mit so einer Torhüterin zu messen, ist mein Ziel.
weiterlesen
16.01.2024 - 12:01 Uhr
Anne Pochert: Ich schaue positiv in die Zukunft
Im Oktober 2023 wird Anne Pochert überraschend als Trainerin von Grashopper...rung mit ihnen hat mich zu dem Menschen werden lassen, der ich jetzt bin.
weiterlesen

Relevante Links

Social Bookmarking

Auf Facebook teilen