11.03.2020 - 14:47 Uhr | News | Quelle: Washington Spirit/soccerdonna | von: bettieh10 / chefredakteur
NWSL: Matthews in Elternzeit

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©washingtonspirit.com
Warum schreibt SoccerDonna etwas über Elternzeit? – so etwas ist doch völlig normal und gesetzlich verankert und muss doch nicht extra erwähnt werden. Doch. Ja, in Deutschland gibt es dafür gesetzliche Regelungen, die sogar eine finanzielle Unterstützung der Eltern: das Elterngeld, vorsieht - die USA hingegen sind in diesen Regelungen noch lange nicht soweit, daher war es uns einen Artikel wert. Ein NWSL-Club hat gezeigt, wie man es auch machen kann, wenn man nicht gesetzlich verpflichtet ist zu unterstützen. Die Washington Spirit gaben gestern auf ihrer Homepage bekannt, dass die jamaikanische Stürmerin Cheyna Matthews (26) vorübergehend auf die „Player Elected Leave“- Liste gesetzt wird, eine Liste die signalisiert, dass die Spielerin aus freien Stücken dem Verein nicht zur Verfügung stehen wird, die Rechte aber noch immer beim Verein liegen. Matthews traf die Entscheidung, sich aus dem Team zurückzuziehen, um mehr Zeit mit ihrer Familie, ihrem Mann und ihrem Sohn, zu verbringen. Während ihrer Auszeit wird Matthews weiterhin von den Spirit bezahlt und unterstützt. Man gehe davon aus, dass sie sich zunächst bis Mai aus dem Fußballgeschäft zurückziehen wird, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.

Matthews über ihre Entscheidung: „Zwei Sachen können tatsächlich sein: Du kannst deinen Beruf richtig lieben, und du kannst deine Familie lieben. Das ist in meinem Fall die Realität, weshalb es eine äußerst schwierige Entscheidung war, mich für eine Weile von meinem Club zu entfernen. Letztendlich bin ich zuversichtlich, dass dieser Schritt derzeit das Beste für meine Familie, meinen Verein und mich ist. Ich möchte mich bei Washington Spirit, meinen Teamkollegen und dem oberen Management dafür bedanken, dass sie meine Entscheidung verstanden und unterstützt haben. An die Spirit-Fans da draußen, ich hoffe, dass ihr alle wisst, dass ihr die größte Motivation seid, um wieder auf dem Platz zu stehen. Wir sehen uns bald!“

„Cheyna hat eine sehr einzigartige familiäre Situation, weil sie sowohl Mutter als auch die Frau eines NFL-Athleten ist. Die Saison 2019 war für Cheyna zeitweise eine Herausforderung, da Jordan [Matthews, Ehemann von Cheyna, Anm. d. Red.] während der NFL Saison mehrmals gewechselt hat.“ so Richie Burke, Cheftrainer der Spirit, über die Entscheidung von Matthews. „Obwohl die NWSL keine spezifische Richtlinie bezüglich der familiären Situation von Cheyna hat, haben wir beschlossen, Cheyna den bezahlten Urlaub zu gewähren, damit sie sich um ihre Familie kümmern kann. Wir haben uns auch verpflichtet, Cheyna die Möglichkeit zu geben, ihre Karriere anderswo fortzusetzen, wenn dies im besten Interesse ihrer Familie liegt.“

NFL-Wide Receiver, Jordan Matthews, wechselte im Dezember 2019 von den Philadelphia Eagles an die US-Westküste zu den San Francisco 49ers, was für den Sohn der Matthews bedeutet, dass Mutter und Vater momentan an unterschiedlichen Küsten des Landes beheimatet sind und gemeinsame Familienzeit äußerst rar ist. Da man in der NFL schon mit dem Mindestgehalt deutlich mehr verdient, als als Star im Frauenfußball, kam eine Elternzeit des Vaters, der gerade um eine Vertragsverlängerung kämpft, nicht in Frage. So bleibt zu überlegen, wie es, vor diesem Hintergrund, mit Cheyna Matthews in der NWSL weitergehen könnte. Zwar scheinen die Fans von L.A. FC interessiert an einem Frauenteam der MLS-Franchise, doch Fakt ist: derzeit gibt es kein NWSL Team in Kalifornien. Sollte es daher zu einem Wechsel von Cheyna Matthews innerhalb der Liga kommen, wäre Portland wohl das Team, welches am dichtesten an San Francisco liegt, was allerdings noch immer eine 10-stündige Autofahrt bzw. zwei Stunden Flug für die Familie bedeuten würde. Weitere NWSL Teams in der Nähe der Westküste wären OL Reign und Utah Royals, allerdings wären hier höhere Reisezeiten einzuplanen. Es macht wohl eher Sinn, dass sich Cheynas Mann einen neuen Club sucht. Doch das ist in der NFL nicht so einfach. Es gibt eine hohe Leistungsdichte und ständigen Nachwuchs aus dem College und Verträge in den USA sind meist mit einer Send-Klausel versehen, so dass sich selbst ein in Seattle verpflichteter Spieler im nächsten Trade im Flieger nach Texas befinden kann. Ob Jordan Matthews also in der neuen NFL Saison einen Vertrag in San Francisco erhalten wird oder in anderen Teilen des Landes, steht aktuell noch in den Sternen. Der 27-jährige Wide Receiver konnte in der 2019er Saison nur drei Spiele auf seiner Position absolvieren und blieb dabei ohne nennenswerte Erfolge, kein echtes Empfehlungsschreiben für neue Arbeitgeber. Ob es also zu einem Wechsel kommen wird oder ob Jordan Matthews in der neue NFL-Saison zu einem Team, das in der Nähe seiner Familie liegt, getraded werden kann oder als Free Agent auf Vorstellungstournee geht, steht in den Sternen. Fest steht auf jeden Fall, auf Familie Matthews kommen in den vor ihnen liegenden Monaten neue Herausforderungen zu. Wir hoffen, dass Cheyna ihr Versprechen an die Fans wahr macht und tatsächlich auf den Platz zurückkehrt. Es wäre wünschenswert für die Familie Matthews, dass beide Elternteile in der Nähe ihres Kindes sind. Dies wäre z.B. an Standorten wie Seattle, Houston, Chicago, New York oder aber Washington möglich – an denen sowohl NWSL als auch NFL-Clubs beheimatet sind. Steve Baldwin, Mehrheitseigentümer der Spirit, äußerte sich zu diesem besonderen Fall: „Einer der wunderbaren Aspekte unserer Liga ist, dass wir Athleten haben, die Mütter sind. Unser Club feiert das und setzt sich dafür ein, das Beste für Familien wie Cheynas zu tun.“ Vielleicht hat Baldwin ja auch in der NFL-Kontakte und kann so in diesem Fall für eine Familienzusammenführung sorgen.

Allgemein kann man nur darauf hoffen, dass es vielleicht irgendwann mal der gesetzliche Fall sein wird, dass Eltern in den Vereinigten Staaten, ebenfalls die gleichen Rechte haben werden, wie solche in den meisten Ländern Europas und sich mehr Ligen weltweit an die bessere Vereinbarkeit von Familie und Sport trauen und an den Schutz potentieller Mütter denken. Im spanischen Frauenfußball wurde in den neuen Tarifvertrag eine neue Mutterschutzregelung eingebaut, wie die Vereinbarung inhaltlich genau aussieht, wurde nicht bekannt. Immerhin.

Und solange gesetzliches und tarifliches nicht existiert, bleibt zu hoffen, dass sich mehr Vereine ein Beispiel an Washington Spirit nehmen und aus eigener Kasse finanzieren und unterstützen.

Fun-fact aus der Rechtsabteilung des Internets: -Kann ein Profi Elternzeit nehmen? „Die Vereine müssten sie gewähren, wenn die Profis die Ankündigungsfristen einhalten. Doch ein Spieler müsste sich darauf einlassen, auf das im Vergleich zum Elterngeld von derzeit maximal 1800 Euro äußerst hohe Gehalt zu verzichten.“ (Merkur.de/Was im Fußball Recht ist - und was nicht /12.2017) Klar, dass sich diese Frage damals auf den Herrenfußball bezog. #playequalpayequal

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